Die wunderschöne alte Stadt Lübeck hat viel zu bieten. Übernachten kann man im Hotel Anno 1216 mit seinen elf wunderschönen Zimmern unweit des Holstentores.

Wer sich aufmacht, um Hamburgs hübsche Schwester im Nordosten zu besuchen, der wird sich vermutlich erst einmal um das Wahrzeichen Lübecks sorgen: Das Holstentor neigt sich nach vorne – schuld ist der morastige Untergrund –, und auch die Marienkirche, die am oberen Ende der Alfstraße aufragt, scheint nicht gerade zu stehen. Daher schnell Zuflucht gesucht im Hotel Anno 1216, das an der Alfstraße 38, Ecke Untertrave, residiert: Das einstige Gildehaus gehört zwar zu den ältesten aus Backstein errichteten Gebäuden der Hansestadt (anno 1216), ist also fast so alt wie die Stadt selbst, steht dafür aber kerzengerade und macht einen sehr stabilen Eindruck.

Durch die schwere Tür des Renaissance-Formsteinportals betritt man die großzügige Diele, früher Arbeits- und Aufenthaltsraum für die Angestellten. Von der Treppe herunterkommend, hallen die Absätze der Besitzerin durch den Raum – Dagmar Simon empfängt die Gäste. „Haben Sie sich schon in unserer schönen Stadt umgesehen?“, fragt die 42-Jährige und bittet sogleich zum Rundgang durch das Hotel. 2009 habe sie das schmucke Haus gemeinsam mit ihren Eltern erworben, eineinhalb Jahre dauerte der Umbau (zuletzt war darin ein Wirtschaftsprüferbüro gewesen). „Wir haben uns in das Haus verliebt. Es hat uns dazu gebracht, daraus ein Hotel zu machen.“

Am 16. Dezember 2012 wurde eröffnet. Zehn Mitarbeiter kümmern sich um die Gäste, die zwischen acht Zimmern und drei Suiten wählen können. Die historische Hülle wurde behutsam restauriert, die jahrhundertealten Deckenbalken wurden weitestgehend erhalten. Die Zimmer hat Dagmar Simon selbst modern eingerichtet und hier und da mit Antiquitäten versehen. Das Frühstück ist biozertifiziert und wird am Tisch serviert – wie angenehm im Vergleich zur vorherrschenden Büfett-Unkultur vieler anderer Hotels! Bei der Internet-Plattform booking.com rangiert das Hotel Anno 1216 dann auch auf den Top-Plätzen. Vor allem Amerikaner und Skandinavier lieben das geschichtsträchtige Haus.

Wie man ein Hotel führt und Gäste betreut, davon hatte die Heilpraktikerin aus Köln am Anfang keine Ahnung. Aber Fernstudium macht’s möglich! Und so ist es der Leidenschaft von Dagmar Simon zu verdanken, dass heute jeder von einem kleinen Stück Lübeck-Geschichte umgeben eine Nacht im Museum verbringen kann. „Mehr Lübeck geht nicht“, sagt sie stolz.

Dass das Haus der „Liebling der Denkmalschützer“ ist, klingt charmant, macht aber viel Arbeit. Bevor Wasser und Ökostrom gelegt werden konnten, mussten etliche Genehmigungen her. Aber es kamen auch Schätze zum Vorschein, etwa das Deckenfresko in der Suite 3, das Sonnengott Helios, Morgenröte Aurora und Mondgöttin Selene zeigt. „Vermutlich gab es einst ein wohlhabender Kaufmann in Auftrag“, sagt Dagmar Simon. „Heute ist es sogar im St.-Annen-Museum ausgestellt.“

Tritt man vor die Tür auf die Alfstraße, ist es schnell vorbei mit der musealen Ruhe. Gegenüber dem Hotel befinden sich die Überbleibsel des damaligen Fernhandelshafens, außerdem viele Kneipen und Restaurants. Das ist gut so, denn das Hotel Anno 1216 ist ein Hotel garni. Gleich nebenan lädt das Brauberger, eine kleine Traditionsbrauerei, zu einem leckeren Bier, Spezialität des Hauses ist die Altbierbowle.

Auch wer kein Fan von Labskaus ist, sollte sich die Schiffergesellschaft am Koberg vormerken (und am besten gleich einen Platz an den langen Tischen reservieren). Hier saßen und aßen schon immer die Seeleute – „Holsteiner Alltag“ (gebratene Heringe mit Bratkartoffeln), Sauerfleisch in Gelee oder Pannfisch schmecken auch heute noch.

In den Gassen der Nachbarschaft wurden die „Buddenbrooks“ verfilmt

Dass man sich auf dem Weg nach Hause, Pardon, ins Hotel ein bisschen wie im Film fühlt, könnte daran liegen, dass man die Verfilmung der „Buddenbrooks“ im Kopf hat. Ob Rathaussaal, Holstentor oder die kopfsteingepflasterten Gassen der Altstadt (1987 zum Unesco-Weltkulturerbe erklärt) – überall ist Thomas Manns literarisches Meisterwerk präsent, das Vorlage für den gleichnamigen Film mit Armin Mueller-Stahl und Iris Berben war. Das Buddenbrookhaus an der Mengstraße, in dem die Großeltern Thomas Manns’ lebten, beherbergt ein Literaturmuseum, das die Lebensgeschichte des Schriftstellers erzählt. Man erfährt, dass der jugendliche Thomas Mann seine „zweifellos glücklichsten Tage“ vor den Toren der Stadt in Travemünde erlebte. Wie praktisch, dass an der Untertrave ein Bus, nur wenige Schritte entfernt vom Hotel, in 30 Minuten zum Strandbahnhof Travemünde fährt.

Wer übrigens wissen will, wie das kleine Lübeck so groß und stark, ja die „Königin der Hanse“ werden konnte, dem sei das historische Museum im Holstentor ans Herz gelegt. Und keine Bange: Das Tor wird nicht im Lehm versinken – zumindest noch nicht so bald.

Weitere Informationen:

Anschrift: Hotel Anno 1216, Alfstr. 38, 23552 Lübeck, Tel. 0451/4008210, www.hotelanno1216.de

Preise: Doppelzimmer ab 138 Euro, kleines Frühstück 7,50 Euro, großes Frühstück 16,50 Euro.

Buch zur Serie: Jeder Band ist für 12,95 Euro im Handel sowie auf www.abendblatt.de/shop erhältlich.