Keine deutsche Insel hat so ein starkes Image und so viel Charme wie Sylt. Ob Keitum, Westerland, Wenningstedt oder Kampen – die Orte bieten für jeden etwas, für Kinder, Eltern, Großeltern, Singles und sogar Hunde

Alles nur Seemannsgarn oder stimmen die Klischees, die man sich über die Insel erzählt? Am besten macht man sich selbst auf die Reise nach Sylt, um die Insel kennenzulernen. Es gibt viel zu entdecken, angefangen in Lister Erlebniszentrum, über die typischen Dinge, die Sylt eben zu Sylt machen, bis zur vielfältigen Natur und den Schönen und Reichen.

Strandkörbe und Biikebrennen sind typisch Sylt

Der Lister Hafenplatz ist Anziehungspunkt für Touristen und Reisende, die auf die dänische Insel Röm übersetzen wollen. Gefüllte Restaurants, die Tonnenhalle, eine Art überdachter Einkaufspassage, und die jüngste Attraktion: das Erlebniszentrum Naturgewalten, das da liegt wie ein riesiges blaues Schiff mit orangefarbenem Schornstein. Hier können Besucher die Welt rund um das Wattenmeer selbst erleben und verstehen. Vom Sturmraum ins Weltall, mit einem Abstecher zum Seetierbecken oder zum Watttunnel, es gibt so viel zu sehen für die ganze Familie. Auf 1 500 Quadratmeter Ausstellungsfläche können Besucher ganze Themenbereiche wie „Kräfte der Nordsee“ und „Leben mit Naturgewalten“ erforschen. Eine Stärkung gibt es im zugehörigen Restaurant.

Man kennt es ja aus fast jeder Region, irgendwas ist Tradition und gehört seit jeher dazu. So ist es auch auf Sylt. Weithin bekannt sind zum Beispiel die Leuchttürme. Der Erste schickt sein Licht seit 1855 von Kampen aus über die Meere und mittlerweile sind es vier weitere, die regelmäßig die Insel und das Meer erleuchten. Das ist auch nötig, denn die Untiefen rund um Sylt sind lebensbedrohlich für die Schifffahrer.

Besonders beliebt bei Besuchern sind die 12 000 Strandkörbe, die jährlich ab dem Frühjahr die Sylter Strände bevölkern. Die Sylter Strandkorb-Manufaktur mit ihren Tischlern, Polsterern, Malern und Korbflechtern verschifft diese traditionsreichen Souvenirs bis nach Australien.

So richtig typisch Sylt wird es dann beim Biikebrennen. Neun Mal erleuchten riesige Feuer am Abend des 21. Februars die Insel, ein besonderes Erlebnis für viele Besucher. Um die Tradition des Biikebrennes ranken sich viele Geschichten, war es ein heidnisches Opferritual oder diente es zur Abschreckung von Piraten? Heute symbolisiert das Fest die Vertreibung des Winters. Ein besonderes Highlight ist das Stichwort „Tjen do Biiki ön“, denn daraufhin gehen die Holzstöße in Flammen auf. Der Besucher wird hier Zeuge von Sylts eigener Sprache, dem Söl’Ring. Angestimmt wird von tausenden Zuschauern nun die Sylter Hymne „Üüs Söl’ring Lön“. Söl’Ring ist nicht nur exklusiv für Sylter, es werden viele Sprachkurse angeboten, in denen man in gemütlicher Runde die eigentümliche Sprache erlernen kann.

Keitum, die friesische Dorfschönheit

Diese Insel hat einfach für alle was, für Kinder, Eltern und Großeltern, für Singles – und Hunde. Schwer, sich dem Charme der malerischen Orte zu entziehen: Keitum, die friesische Dorfschönheit, Westerland mit seinem Badebetrieb, Wenningstedt, der Familienort, und Kampen, wo sich Rummel, Luxus und Ruhe ein Stelldichein geben. Eine gute Wahl sind die Bretterwege am Watt und zum offenen Meer, das zum Bad einlädt. Man muss sich nur trauen, bei jedem Wetter in die Fluten zu steigen. Längst verbietet der Inselschutz das Toben und Wandern auf Dünen und Heide, und das ist gut so. Atemraubende Blicke auf unzerstörte Landschaft lohnen die Vorschrift. Am Strand locken Saunas und Bistros. Für Letztere schlägt bei gutem Wetter abends die große Stunde: zum Sonnenuntergang. Für die meisten Hamburger Schüler ist eine Klassenreise nach Puan Klent oder Klappholttal ein absolutes Muss. Nebenbei ist das Wattenmeer natürlich das besondere Highlight, das nicht nur für Klassen ein attraktives Ziel ist, sondern auch für Freizeitausfahren von Vereinen und Senioren oder der ganze Familie.

Natürlich gibt es auch laute Ecken. Die belebten Westerländer Fußgängerzonen zum Beispiel oder die Bars in Kampen, wo man zwar nicht schön sein muss, obwohl es vielleicht etwas hilft, sondern vor allem reich. Beeindruckender ist aber die freie Natur: Moorlandschaften, die Heide oder das Wattenmeer. Die Westküste besticht bei Sturm mit einer gewaltigen Wellenlandschaft. Durch die Heidegebiete stolzieren Fasane, Karnickel hoppeln im Morgenlicht über Dünen, und im August zeigt sich die Heide in einheitlichem Lila. Im Frühjahr schmücken schüchterne Triebe die Hügel, und bei einer bestimmten Abendbeleuchtung verwebt sich im Gegenlicht ein Hauch zartgrünen Mooses in Sandkuhlen mit feinem Spinnengewebe, als ob schon Altweibersommer schwebte.

Von Seekühen und Naturschutz auf der Insel

Sylt von allen Breitseiten: Das sind auch die Seekühe querab Klappholttal, das der Hamburger Knud Ahlborn 1919 als Jugendheim gründete. In Wahrheit sind sie nur Gestelle mit Beinen, die den Engländern einst als Bombenziele zum Üben dienten, das aber recht gut überstanden habe.

Die Buhne 16 ist wohl der berühmteste Versuch, der Nordsee ihre Kraft zu nehmen (was übrigens, wie man heute weiß, so nicht klappt) – in örtlicher Gemeinschaft mit dem FKK-Badestrand von Kampen. Überhaupt war Kampen immer schon Anziehungspunkt für Dichter, Maler und Größen wie Gunter Sachs, Curd Jürgens, Oswalt Kolle und Berthold Beitz. Filme wie „Strandgut“ und „Die Schönen und die Reichen“ prägten das Image nach außen. Heute werden hier Schmuck, Kleidung und Häuser teuer verkauft.

Veränderungen gibt es überall. Besonders für die Fischer nach 1945, denn damals holten sie fürs Wochenende 12 bis 14 Zentner Krabben aus dem Meer. Heute sind es oft nur um die 40 Pfund pro Fang. Das macht echte Sylter Krabben so wertvoll: Die Gegend ist überfischt. Zum Glück gibt es auf der Insel heute Institutionen, die auf so etwas aufmerksam machen.

Das würde den Klappholttal-Gründer Ahlborn freuen. Er rief 1923 den Verein Naturschutz Insel Sylt ins Leben und betonte immer, dass die Insel aufgrund ihrer Natur und Landschaft Erholungs- und Ferienplatz sein sollte. Sie zu erhalten sah er als ihre Existenzgrundlage an. Daran arbeiten heute auch viele Sylter. Und manche Gäste, die sich am Inselschutz beteiligen. Mehr Sylt geht nicht.

Anfahrt

Mit öffentlichen Verkehrsmitteln: Westerland ist mit der Bahn bestens erreichbar. Von Hamburg-Hauptbahnhof aus dauert es ca. drei Stunden. Mit der Autofähre geht es von Havneby / Römö in Dänemark nach List / Sylt. Eine Reservierung wird dringend empfohlen. Infos unter 0461 864 601, www.syltfaehre.de

Mit dem Flugzeug: Der Flughafen Westerland wird von diversen Fluggesellschaften direkt angeflogen. Infos beim Flughafen Sylt unter Tel. 04651 / 92 06 12, www.flughafen-sylt.de

Mit dem Auto: Über die A 7/ E 45 Hamburg – Flensburg bis zur Abfahrt Flensburg Harrislee, von dort aus weiter auf der B 199 (Richtung Leck) bzw. B 5 nach Niebüll. Die Anfahrt zum Autozug ist gut ausgeschildert. Die Anfahrt über die A 23 Hamburg – Heide lohnt sich nur, wenn man die Westküste kennenlernen möchte, denn über die B 5 ab Heide kommt man meistens nur langsam voran. Wer das Auto auf dem Festland stehen lassen möchte, findet direkt am Niebüller Bahnhof kostenpflichtige bewachte Parkplätze. Die Personenzüge fahren von Niebüll nach Westerland in der Regel stündlich. Fahrzeit ca. 30 Minuten. www.syltparker.de

Weitere Informationen: Sylt Tourismus-Service GmbH, Strandstraße 35, 25980 Westerland, Tel. 046 51 / 998 - 0, www.sylt-reisen.de

Sylt Marketing GmbHStephanstraße 6, 25980 Westerland, Tel. 04651 / 820 20, www.sylt.de