Altona

Erfolgsrezept: Fernseh-Koch mit schwimmendem Restaurant

| Lesedauer: 5 Minuten
Marlies Fischer
Restaurant Engel am Anleger Teufelsbrück: Inhaber ist Tarik Rose, Küchenchef ist Nkarang Sanyang (genannt Kabs)

Restaurant Engel am Anleger Teufelsbrück: Inhaber ist Tarik Rose, Küchenchef ist Nkarang Sanyang (genannt Kabs)

Foto: Andreas Laible

Die Macher im Restaurant Engel verbinden Raffinesse und Bodenständigkeit. Der Blick über die Elbe krönt die feine Küche.

Nienstedten. Regelmäßig gibt es einen sanften Ruck. Dann legt die Fähre an, der Ponton gerät leicht ins Schwanken. Und damit auch das Restaurant, denn es erhebt sich auf dieser schwimmenden Plattform. Die Lage macht das Engel einzigartig. Wo sitzt man schon direkt auf der Elbe, speist und genießt? Denn auch das, was auf den Teller kommt, sorgt dafür, dass der Besuch in diesem Lokal lange im Gedächtnis bleibt.

Als „ehrlich, klar und intensiv im Aroma“ beschreibt Tarik Rose seine Küche. „Wir verwenden hochwertige Produkte, gehen damit verantwortungsvoll und bewusst um“, sagt der Inhaber. Das hat er von seiner Mutter gelernt. „Ich schmecke immer noch ihren Kopfsalat, angemacht mit Zitrone und Buttermilch. Oder ihre Tomaten-Speck-Sauce zu Makkaroni.“ In seinem Restaurant, zu dem auch noch der Imbiss auf dem Ponton auf Wasserhöhe gehört, möchte Rose den Besuchern eine schöne Zeit bereiten. „Gastronomie hat etwas mit dem Gast zu tun. Ich koche für Menschen, nicht für Punkte oder Sterne.“

Lehre in Kiel

Das hat der gebürtige Kieler aber schon getan. Nach Schülerjob als Pizzabäcker, Kochen mit Opa, der sich als Witwer selbst versorgen musste, Lehre in der Heimatstadt und Tour durch Schleswig-Holstein kam Rose 2003 ins Engel nach Hamburg. Das Restaurant gehörte damals Christian Rach, dessen Tafelhaus am Hafen schon einen Michelin-Stern trug. Dort half Rose manchmal aus und wurde ein Jahr später Küchenchef im Engel.

„2007 ging Rach hier raus, und ich wollte eigentlich nach Kiel zurück“, erinnert sich der Koch. „Aber die Kräne vom Containerterminal gegenüber winkten und signalisierten mir, dass ich bleiben sollte.“ Der heute 45-Jährige übernahm den Posten als Geschäftsführer – mittlerweile ist er auch Inhaber – und gewann seinen langjährigen Freund Kabs als Küchenchef fürs Team.

Koch aus Gambia

Der Mann, der seine Haare immer unter einer Mütze versteckt, heißt eigentlich Nkarang Sanyang und stammt aus Gambia. „Kochen ist meine Leidenschaft“, sagt der 47-Jährige. 1993 kam er nach Deutschland, lernte im Bärenkrug in Molfsee bei Kiel, arbeitete in der süddeutschen Top-Gastronomie und mag die Gestaltungsmöglichkeiten auf dem Ponton. „Ich habe hier den Gruß aus der Küche eingeführt“, sagt Kabs, „ich schätze die französisch-mediterrane Zubereitung der Gerichte.“

Wenn auf der Karte „Jakobsmuschel, Melone & Avocado“ steht, dann ist das helle Muschelfleisch kurz gebraten, umgeben von Melonen-Püree und geeister Avocadocreme, serviert auf einem Krevetten-Birnen-Radieschen-Tatar. Eine auf den Punkt gegarte frische und fruchtige Vorspeise, die mit der Verbindung verschiedener Aromen spielt und überrascht und überdies auch noch sehr schön aussieht. Oder Lamm, Bohnen und Bete als Hauptgang. Zartes Fleisch, würziges Bohnenpüree und glasierte bunte Bete, die mit den sauer eingelegten roten Scheiben so gar nichts zu tun hat. „Wir pflegen ein ausgewogenes Verhältnis zwischen feiner Küche und Hausmannskost, Raffinesse und Bodenständigkeit“, sagt Rose.

Karte wechselt alle vier Wochen

Die Karte wechselt alle vier Wochen je nach Marktlage. Auf der Tafel stehen jeweils Tagesempfehlungen und Menüvorschläge. Die Zutaten kommen allesamt von Hamburger Händlern. Pralinen und Eis werden selbst gemacht, Saucen, Fonds und Brühe selbst gekocht, Brot selbst gebacken. Nur der Kuchen, der am Nachmittag üppig mit Schlagsahne zur Kaffeezeit serviert wird, kommt von verschiedenen Bäckern. Rund 70 Weine aus Deutschland und Europa stehen auf der Karte. Die günstigste Flasche kostet 24 Euro, offen gibt es 0,2 Liter ab sechs Euro. 28 Angestellte kümmern sich um die Gäste.

Im „ARD-Buffet“

Die kommen aus Hamburg und der Nachbarschaft, aber auch aus ganz Deutschland, der Schweiz und Österreich. Seit Tarik Rose auch im Fernsehen kocht, ist er über den Norden hinaus bekannt. Regelmäßig ist er im „ARD-Buffet“ im ersten Programm, am Nachmittag im NDR und in der NDR-Sendung „Iss besser“ am Sonntag um 16.30 Uhr zu sehen.

Mit Terrasse und Wintergarten hat das Engel 120 Plätze, im Winter stehen davon 70 zur Verfügung. Holztische und -stühle wirken gemütlich-rustikal, abends wird alles fein mit weißer Tischwäsche eingedeckt. Am Ende des Gastraums steht der Tresen, es gibt einige schöne Fotos an den wenigen Wänden.

Am schönsten zur blauen Stunde

Denn der Star neben dem Essen ist die Welt draußen vor den großen Fensterfronten. Regelmäßig steuern Fähren und Lotsenboote den Ponton an, ein Kümo fährt elbabwärts, der große gelbe Auto-Carrier von Grimaldi Lines strebt seinem Liegeplatz gegenüber der Elbphilharmonie zu, bei Airbus auf Finkenwerder starten und landen die Flugzeuge. Am schönsten ist das Licht zur blauen Stunde, wenn Himmel und Elbe in zarten Tönen verschmelzen und der auslaufende Containerfrachter Fernweh weckt. Hamburg at its best. „Die Location ist schon einmalig“, sagt Tarik Rose. Aber das Essen aus seiner Küche ist eben auch nicht zu verachten.

Infos zum Restaurant:

Restaurant Engel Fähranleger Teufelsbrück, Tel. 82 41 87,

www.restaurant-engel.de

HVV mit Bus 36, Parken in der Umgebung

Vorspeisen ab 10 Euro, Hauptgerichte ab 16 Euro, Desserts ab 13 Euro, Menü auf der Tafel

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