Altstadt. „Das ist kein Essengehen, das ist eine Abenteuerreise“, amüsiert sich eine Dame am Nebentisch. Und das ist ja vielleicht nicht die schlechteste Voraussetzung für ein Streetfood-Restaurant wie das Yoon-Ji, das sich als „inspiriert“ von New York, L.A., Korea, Japan und China präsentiert. Früher war hier, am Nikolaifleet in unmittelbarer Nähe zum Theaterschiff, das Trific beheimatet.
Jetzt kocht Inhaber Jason Lee, New Yorker mit koreanischen Wurzeln, an der Holzbrücke. Auf der Karte stehen Köstlichkeiten wie Homemade-Bao (mit Bioschweinebauch, knusprig frittiertem Hühnchen oder als Veggie-Variante), Japchae (koreanischer Glasnudel-Salat) und Ramen. Erklärt ist nicht alles – wer gastromäßig nicht ganz auf der Höhe der aktuellen Food-Trends ist, muss im Einzelfall eben nachfragen. Oder abenteuerlustig sein. Das Risiko dabei ist überschaubar.
Das Essen ist appetitlich angerichtet
Bao etwa sind gedämpfte kleine Brötchen, belegt mit würzigem, fermentiertem Kimchi, Geflügelwürfeln, etwas Eisbergsalat und sanfter Mayo. Dazu gibt es ein eingelegtes Rotkraut, das dem eher Umami-lastigen Teller Säure und Farbe schenkt. Die Herausforderung ist das Wie: Mit Stäbchen, die auf jedem Tisch bereitstehen? Für Bao unpraktisch. Mit der Hand? Eigentlich etwas zu matschig. Aber hier wohl trotzdem die beste Idee.
Mit der Form der hellen, weichen „Buns“ spiele man noch, verrät der Chef, der in London und Spanien auch Sterneküchen-Erfahrung sammeln durfte und in Hamburg seinen ersten eigenen Laden wagt. Die Begleitung entscheidet sich für die vegetarische Ramen-Nudelsuppe mit Tofu, Shimeji-Pilzen und (sehr) weichem Ei. Wirklich schön sieht das aus, ausgesprochen appetitlich angerichtet mit einem Nori-Algenblatt obendrauf. Nicht übermäßig gewürzt, aber reichlich in der Menge und gerade bei ungemütlichem Spätwinterwetter wohltuend. Hier hilft eine Kombination aus Löffel, Stäbchen und unerschrockenem Schlürfen bei der Bewältigung. Die hausgemachte Limonade dazu ist ingwerscharf.
Das Restaurant ist benannt nach dem zweiten Namen der Besitzertochter
Der Blick fällt aufs Fleet. Trotz der eher einfachen Hocker sitzt man hier nett unter weißen Papierlampions; mit Holztischen und dem anthrazitfarbenen Anstrich von Wänden und Decke balanciert der Raum zwischen Wärme und Coolness.
Lust auf ein Dessert also? Unbedingt! Auf der Karte steht selbst gemachtes Eis – im Angebot sind diesmal die Sorten Vanille und Peanut-Butter-Zitronengras. Wenn schon Abenteurreise, dann doch bitte Letzteres. Und das entpuppt sich als sehr gute Wahl: cremig, geradezu karamellig-ziehig, die Zitronengrasnote ganz zart, die Erdnussbutter genau richtig üppig. Das Yoon-Ji – benannt übrigens nach dem zweiten Namen der Besitzertochter – zelebriert Straßenküche auf recht ambitionierterem Niveau, ohne in die Gefahr zu geraten abzuheben. Die Persönlichkeit des Inhabers ist zu spüren. Auch wer das Trific vermisst, wird sich beim Lunch im Yoon-Ji wohlfühlen.
Yoon-Ji Holzbrücke 7
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