Hamburg. Der FC St. Pauli zeigte beim 0:0 gegen Bochum nicht mehr als positive Ansätze. Buballa freut sich auf zwei weitere Derbys.

Was fällt Fußballfans ein, wenn sie sich über das Spiel ihrer eigenen Mannschaft weder richtig freuen noch ordentlich ärgern können? Sie retten sich in Häme und Schadenfreude, wenn sie denn ein geeignetes Opfer dafür ausmachen können. Das fiel den Anhängern des FC St. Pauli am Sonntagnachmittag nach dem 0:0 ihres eigenen Teams naturgemäß nicht sonderlich schwer. Das 1:4 des Stadtrivalen HSV beim SC Paderborn und das damit verbundene Ende der Wiederaufstiegsambitionen waren auf den Rängen des Millertor-Stadions natürlich bekannt. Und so sangen die St.-Pauli-Fans in der Schlussphase voller Ironie „Wer wird Deutscher Meister? Ha, Ha, Ha HSV!“

Es wird also auch in der kommenden Saison wieder zwei Stadtderbys in der Zweiten Liga geben, was auch damit zusammenhängt, dass St. Pauli selbst ebenfalls eine enttäuschende Rückrunde gespielt hat und mit bisher 18 Punkten nicht annähernd die vielversprechende Ausbeute der Hinrunde (31 Punkte) wiederholen konnte. „Ich freue mich auf die zwei Derbys in der nächsten Saison. Das hat eine besondere Brisanz. Wir sind natürlich enttäuscht, dass wir zuletzt nicht gewinnen konnten, aber die Rivalität gehört dazu und bringt ein bisschen mehr Feuer rein“, sagte St. Paulis Außenverteidiger Daniel Buballa nach dem letzten Saisonheimspiel, das weder Helden noch Pechvögel hervorbrachte. Ja, noch nicht einmal einen einzigen Torschützen hatte dieses Spiel zu bieten.

Offensive Vorstellung

Immerhin zeigte St. Paulis Team, das aus einer eklatanten Personalnot heraus höchst innovativ zusammengestellt war, in der ersten Halbzeit eine ansprechende, offensiv ausgerichtete und druckvolle Vorstellung. Dies bestätigte später auch Bochums Trainer Robin Dutt. „Ich habe in der ersten Halbzeit mit der Umstellung Schadensbegrenzung betrieben. In der Pause habe ich das zweite Mal umgestellt. Jeder, der weiß, wie ungern ich das mache, kann das als Kompliment für den Gegner werten“, sagte er.

„Wir müssen uns ankreiden lassen, dass wir unsere Chancen nicht genutzt haben. Ich selbst hatte zwei. Der erste Ball knallt gegen den Pfosten, den zweiten hält der Torwart gut. Wir hätten uns in so einem attraktiven Spiel belohnen müssen“, übte Stürmer Sami Allagui Selbstkritik. Der 32-Jährige spielte dennoch auffällig engagiert – ganz so, als wolle er sich für eine weitere Saison empfehlen. „Wir haben vereinbart, dass wir nach diesem Spiel noch einmal sprechen“, bestätigte er denn auch. Die Option, dass sich sein Vertrag bei einem Aufstieg automatisch verlängert, hat sich ja nun endgültig erledigt.

Allagui gehörte aber vor dem Spiel nicht zu den St.-Pauli-Profis, die offiziell verabschiedet wurden. Gleiches galt für Stürmerkollege Alexander Meier, der nach dem letzten Spiel am Sonntag in Fürth noch mit der sportlichen Führung sprechen wird, Außenverteidiger Luca Zander, dessen Ausleihe von Werder Bremen endet, und Verteidiger Brian Koglin, dessen Vertrag ebenfalls am Saisonende ausläuft.

Überraschender Einsatz

Koglin bestritt am Sonntag gegen Bochum sein erstes Saisonspiel in der Zweiten Liga und verdrängte dabei überraschend Florian Carstens. „Brian hatte sich den Einsatz verdient. So wie er heute gespielt hat, können wir sehr zufrieden sein. Wir sind gedanklich sehr stark damit beschäftigt, ob wir ihn behalten. Deshalb ist er heute auch noch nicht verabschiedet worden. Wir werden uns in den nächsten Tagen zusammensetzen und auch über ihn sprechen“, sagte Trainer Jos Luhukay.

Unter jenen Spielern, die ihre Verabschiedungszeremonie erhielten, erntete der im Winter nach Braunschweig gewechselte Bernd Nehrig den mit Abstand größten Applaus der Fans. Dazu sangen sie „You’ll never walk alone“ für den früheren Kapitän, der im Sommer 2013 aus Fürth zum FC St. Pauli gekommen war.

Völlig anders war die Stimmung, als Jeremy Dudziak an der Reihe war. Von den Anhängern auf der Südtribüne kamen Pfiffe für den zum HSV wechselnden Ex-Dortmunder. Von den Fans auf der Gegengerade gab es dagegen Beifall für Dudziak. Mit Blumen und einem großen Bild verabschiedeten St. Paulis Präsident Oke Göttlich, Geschäftsführer und Interims-Sportchef Andreas Rettig sowie der stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzenden Roger Hasenbein zudem Richard Neudecker, Jan-Marc Schneider und Korbinian Müller, die noch keinen neuen Club haben, und den nach Hoffenheim zurückkehrenden Justin Hoogma.

Recht gute Heimbilanz

Auch wenn die nun feststehende Heimbilanz St. Paulis mit 29 Punkten (acht Siege, fünf Unentschieden, vier Niederlagen) besser als vor einem Jahr (23 Punkte und nur fünf Siege) ausfiel, ist die Sehnsucht groß, im Millerntor-Stadion öfter unterhaltsamen und erfolgreichen Fußball geboten zu bekommen. Ansätze dazu sind seit Luhukays Amtsübernahme ebenso zu sehen wie die Notwendigkeit, sich mit entsprechenden Spielern zu verstärken.