Berlin. Der israelische Botschafter sieht eine Gefahr zu mehr Antisemitismus in Deutschland. Deshalb fordert er auch neue Gesetzesregelungen.

Israels Botschafter Jeremy Issacharoff hat vor dem Hintergrund anti-israelischer Demonstrationen ein Verbot des Verbrennens von Flaggen gefordert. „Das Verbrennen von einer Flagge – egal welchen Landes – ist ein hoch symbolischer Akt, der verboten werden sollte“, sagte Issacharoff unserer Redaktion. Auf die Frage, ob er ein gesetzliches Verbot befürworte, sagte er: „Was auch immer notwendig ist, um das Verbot wirksam werden zu lassen.“

Am vergangenen Freitag hatten pro-palästinensische Demonstranten am Brandenburger Tor israelische Flaggen und Fahnen mit Davidsternen verbrannt. Sie protestierten damit gegen den Vorschlag von US-Präsident Donald Trump, Jerusalem als Hauptstadt Israels anzuerkennen. „Wer Flaggen verbrennt, spricht Israel das Recht auf die Existenz ab“, kritisierte Issacharoff.

Jeremy Issacharoff: „Die Gefahr ist größer geworden“

Gleichzeitig warnte der Botschafter vor zunehmendem Antisemitismus im Zuge der muslimischen Zuwanderung. „Die Gefahr ist größer geworden. Und damit die Notwendigkeit, sich damit auseinanderzusetzen.“ Die Aufnahme von mehr als einer Million Flüchtlingen habe die Sicherheitslage in Deutschland verändert.

Gewalttätige Auseinandersetzungen zwischen Palästinensern und israelischen Sicherheitskräften dauern an

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    „Wenn Menschen nach Deutschland kommen und Bürger dieses Landes werden wollen, müssen sie die deutsche Erzählung übernehmen. Das schließt mit ein, dass Deutschland eine besondere Beziehung zu Israel hat“, betonte Issacharoff. Es sei „absolut wichtig“, dass die Flüchtlinge in die deutsche Gesellschaft und in das Schulsystem integriert würden.

    AfD-Äußerungen „eine Beleidigung für jeden Juden“

    Über die Äußerungen von Spitzenpolitikern der AfD äußerte sich der israelische Botschafter „besorgt“. So hatte der AfD-Vorsitzende Alexander Gauland das Recht betont, „stolz zu sein auf die Leistung deutscher Soldaten in zwei Weltkriegen“. Andere Politiker der Partei bezeichneten die Holocaust-Gedenkstätte in Berlin als „Denkmal der Schande“. Issacharoff: „Derlei Äußerungen sind eine Beleidigung für jeden Juden und jeden gutherzigen Deutschen.“

    Bei einem Empfang in der israelischen Botschaft am Freitag hat sich auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (SPD) zu den Vorfällen am Brandenburger Tor geäußert. Wer auf deutschen Plätzen die israelische Fahne in Brand setze, der zeige nicht nur einen unerträglichen Hass auf Israel, sondern der verstehe nicht oder respektiere nicht, was es heißt, deutsch zu sein.

    Steinmeier: „Keine Ausnahmen für Zuwanderer“

    „Nur wenn Juden in Deutschland vollkommen zu Hause sind, ist diese Bundesrepublik vollkommen bei sich“, so Steinmeier. Die geschichtliche Verantwortung gegenüber Israel müsse ausnahmslos für alle Menschen in Deutschland gelten. „Diese Verantwortung kennt keine Schlussstriche für Nachgeborene und keine Ausnahmen für Zuwanderer.“ (bac, jos, cu, dpa)