Berlin. Verbraucher zahlen Höchstpreise beim Strom. An der Börse bricht jedoch der Strompreis plötzlich ein. Experten sagen wie es weitergeht.

  • Die Preise für Strom und Gas sind in den vergangenen Wochen stark gestiegen
  • Doch nun zeichnet sich Entspannung ab, oder etwa doch nicht?
  • Die Strompreise an den Börsen sind plötzlich abgestürzt. Gibt es Hoffnung für Verbraucher?

Die Strompreise an den Börsen fahren in diesen Tagen Achterbahn. Nachdem Strom vor einer Woche mit 985 Euro pro Megawattstunde für „Futures“ seinen historischen Höchststand an der Europäischen Strombörse (EEX) in Leipzig erzielt hat, stürzte er jetzt wieder auf 575 Euro ab. Futures sind Strompakete, die bis zu sechs Jahre im Voraus gekauft oder verkauft werden. Ob dieser Absturz an den Strombörsen eine Trendumkehr bei den Energiepreisen bedeutet, ist ungewiss.

„Alle Energiemärkte sind derzeit von erheblichen Volatilitäten und Unsicherheiten geprägt. So auch der Strommarkt“, sagt die Energieexpertin des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Claudia Kemfert. Nicht immer gibt es für die Entwicklungen konkrete Auslöser oder Begründungen. Vieles lässt sich nicht mit fundamentalen Daten erklären, sagt der Energieexperte des Vergleichsportals Verivox, Thorsten Storck.

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    Die Haushalte leiden unterdessen unter Höchstpreisen. Der durchschnittliche Strompreis für Haushalte liegt laut Verivox aktuell bei 45,81 Cent pro Kilowattstunde (kWh) und ist höher als jemals zuvor. Ein Drei-Personen-Haushalt mit einem jährlichen Verbrauch von 4000 kWh hat jährliche Kosten von 1832 Euro. Innerhalb der letzten 12 Monate sind diese Kosten um rund 51 Prozent angestiegen.

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    Nach Einschätzung von Kemfert waren „die jüngsten Preisexplosionen“ an der Strombörse überhöht, „da noch immer erhebliche Unsicherheiten da sind“. So bestehen im Strommarkt Knappheiten, da in Frankreich ein Teil der Atomkraftwerke seit Wochen zur Revision stillsteht und dadurch Frankreich nur ein beschränktes Stromangebot liefern kann.“ Auch die steigenden Gaspreise sorgten für Preissteigerungen beim Strom.

    Strom: Nicht jede Preissenkung wird weitergegeben

    Stromexperten gehen davon aus, dass sich die Veränderungen an den Strombörsen nicht sofort auf die Stromtarife der Verbraucher niederschlagen, aber mittelfristig. „Nicht jede Strompreiserhöhung oder -senkung wird unmittelbar weitergegeben, es gibt immer eine Mischkalkulation“, sagt Kemfert. „Es ist aber damit zu rechnen, dass strompreissteigernde Faktoren immer sehr schnell und vollumfänglich weitergegeben werden, strompreissenkende Faktoren eher zeitverzögert.“

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    Die Entwicklung an den Strombörsen ist extrem. Während vor zwei Jahren für eine Megawattstunde noch rund 41 Euro fällig waren, lag der Strompreis zu Jahresbeginn bei 114 Euro und explodierte im August auf fast 1000 Euro.

    Dieser Artikel erschien zuerst auf morgenpost.de.