Berlin. Von heute an müssen Ungeimpfte für zertifizierte Corona-Schnelltests zahlen. Doch was werden die Tests kosten und wo gibt es sie?

  • Die Corona-Tests werden von diesem Montag an nicht mehr kostenlos sein
  • Doch müssen jetzt alle dafür zahlen, wenn sie sich testen lassen wollen?
  • Diese neuen Regeln gelten ab heute bei den Corona-Tests

Schnell mal eben freitesten – und dann ab ins Shoppingcenter oder ins Kino? Das wird ab dem heutigen Montag teuer: Wer weder geimpft noch genesen ist, braucht weiterhin Schnelltests - muss dafür aber jetzt selbst in die Tasche greifen. Und möglicherweise auch deutlich längere Wege in Kauf nehmen. Denn: Mit dem Ende der kostenlosen Bürgertests dürfte sich auch das Angebot an Teststellen deutlich reduzieren.

Der Druck ist beabsichtigt. Das Aus für das staatliche Gratis-Angebot soll nicht nur Kosten einsparen, sondern auch Ungeimpfte von einer Impfung gegen das Coronavirus überzeugen. Schließlich ist die Immunisierung kostenfrei – die Testkosten dagegen werden sich an der Nachfrage orientieren und dürften in den kommenden Wochen steigen.

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Corona-Tests ab diesem Montag kostenpflichtig

„Jeder, für den es empfohlen ist und der will, konnte sich mittlerweile impfen lassen. Dieses Versprechen haben wir eingehalten. Deshalb werden Bürgertests ab Montag nur noch für diejenigen kostenlos sein, für es keine empfohlene Impfung gibt“, sagte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn dieser Redaktion. Das seien insbesondere Kinder und Jugendliche.

„Tests in Pflegeheimen, Krankenhäusern, Schulen oder auf der Arbeit wird es aber weiterhin kostenlos geben. Das ist wichtig, um gut durch Herbst und Winter zu kommen“, so der CDU-Politiker. Spahn argumentiert vor allem mit den Kosten: „Kostenlose Bürgertests abzuschaffen, gebietet die Fairness vor dem Steuerzahler. Jeder und jede kann sich weiterhin kostenlos impfen lassen, um sich und andere zu schützen.“ Kritiker dagegen warnen bereits: Wenn die Schnelltests Geld kosten, werden sich weniger Menschen testen lassen, in der Folge könnten auch weniger Infektionen entdeckt werden.

Corona-Tests: Wer braucht noch Schnelltests?

Überall dort, wo die 3G-Regel gilt, müssen Personen, die weder geimpft noch genesen sind, einen tagesaktuellen Schnelltest vorweisen. Diese Tests werden ab dem 11. Oktober kostenpflichtig. Es gibt aber Ausnahmen: So können Kinder von zwölf bis 17 Jahren und Schwangere noch bis 31. Dezember mindestens einen Test pro Woche gratis machen. Der Grund: Für beide Gruppen gibt es erst seit kürzerer Zeit eine allgemeine Impfempfehlung der Ständigen Impfkommission (Stiko), sie sollen daher mehr Zeit für Impfungen haben.

Gratistests bekommen generell weiterhin auch Menschen, die sich aus medizinischen Gründen nicht impfen lassen können. Ebenso Kinder, die das zwölfte Lebensjahr noch nicht vollendet haben oder erst in den letzten drei Monaten vor dem Test zwölf geworden sind. Denn für sie gibt es noch keinen Impfstoff. Kostenlos bleiben die Tests auch für Menschen, die zum Beenden einer Quarantäne wegen einer Corona-Infektion einen Test brauchen. Um auch weiterhin kostenlose Tests zu bekommen, muss man bei der Teststelle einen amtlichen Ausweis mit Foto vorlegen. Extra Nachweise wie ein ärztliches Zeugnis sind nötig, wenn man sich aus medizinischen Gründen nicht impfen lassen kann. Zum Nachweis einer Schwangerschaft kann der Mutterpass genutzt werden.

Wie groß die Nachfrage nach Schnelltests sein wird, ist unklar. Unter den Personen über 16 Jahren sind noch rund 20 Prozent ohne vollständigen Impfschutz. Darunter sind jedoch auch etliche, die einen Genesenen-Status haben, und viele Schüler, die regelmäßig in der Schule getestet werden.

Wo bekommt man in Zukunft zertifizierte Schnelltests?

Zertifizierte Schnelltests gibt es bislang vor allem in Testzentren, in Apotheken und bei Ärzten. Das dürfte zunächst auch so bleiben – allerdings rechnen Experten damit, dass sich das Angebot deutlich reduzieren wird. Bereits in den vergangenen Wochen hatten sich viele Apotheken wieder ausgeklinkt: Im Frühsommer, als die Nachfrage am höchsten war, boten bundesweit rund 6000 Apotheken Schnelltests an, derzeit sind es nur noch 4400.

Gerade in ländlichen Regionen ist das Angebot bereits sehr ausgedünnt – in Thüringen etwa machen nur noch 38 Apotheken mit. „Wie viele Apotheken weiterhin Antigentests durchführen, hängt auch davon ab, wie sich die Nachfrage entwickelt“, sagte Reiner Kern, Sprecher der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA), dieser Redaktion. „Kommen zu wenige Patienten, wird das zu teuer. Man muss Raum und Personal vorhalten. Wenn alle 15 Minuten jemand getestet werden will, kommen die Kosten rein. Wenn nur zweimal am Tag jemand kommt, reicht das nicht.“

Hamburg geht mittlerweile einen Sonderweg: Hier werden ab Montag nur noch Testnachweise anerkannt, die von medizinischen Anbietern durchgeführt wurden. Nichtmedizinische Testzentren dürfen laut Gesundheitsbehörde keine Bescheinigungen mehr ausstellen. Die Apotheker begrüßen das und fordern eine solche Regelung nun bundesweit: Um eine Ausdünnung des Testangebots zu verhindern, sollte es Testzertifikate zukünftig nur noch in Gesundheitseinrichtungen, also vornehmlich in der Apotheke oder Arztpraxis geben.

„Erstens werden sie dort qualitätsgesichert durchgeführt. Zweitens würde die Konzentration auf diese Einrichtungen verhindern, dass viele von ihnen die Tests einstellen oder Selbstzahlern nur noch sehr teuer anbieten können“, sagt ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening.

Was werden die Corona-Tests kosten?

Die Kosten für die Antigentests kalkuliert jeder Anbieter im Prinzip eigenständig, eine staatliche Regulierung ist nicht geplant. Wie teuer Tests in Zukunft sein werden, hängt daher von mehreren Faktoren ab: Wie groß ist die Nachfrage? Wie viele Anbieter gibt es am Ort? Die Apotheken etwa kalkulieren Kosten für Material, separate Test-Räume und Personal.

Bislang wurde den Anbietern 11,50 Euro pro Test vom Staat erstattet. Diese Summe dürfte Experten zu Folge auch die künftige Preisuntergrenze sein. Abhängig von der Marktlage vor Ort könnte der Preis für einen Test aber auch bei 15 bis 25 Euro liegen. Im Saarland etwa sollen Schnelltests in den landeseigenen Testzentren ab Montag 15 Euro kosten.

Ist das Ende der Gratis-Tests unumstritten?

Gesundheitsexperten von Grünen und FDP sehen den Schritt mit Skepsis. Grünen-Politiker Janosch Dahmen warnte, die Umstellung komme zu früh. „Ohne Gratistests werden wir weniger Testergebnisse bekommen, mehr Infektionen werden unerkannt bleiben.“ Statt kostenlose Tests zu streichen, sollten sie mit der Impfkampagne verknüpft werden. „Wer eine Impfberatung annimmt, sollte im Gegenzug einen Gratistest bekommen.“

Auch aus der FDP heraus hatte es lange Zeit heftige Kritik an dem Schritt gegeben. „Wird das kostenpflichtig, bekommen wir ein Riesenproblem“, warnte FDP-Vize Wolfgang Kubicki noch vor wenigen Wochen. Durch den erwartbaren Rückgang der Tests vergrößere sich das Risiko für Menschen, die nicht geimpft werden könnten.

Mittlerweile aber ist die Impfquote so hoch, dass dieses Risiko aus Sicht der Fachpolitiker nicht mehr ins Gewicht fällt. Das staatliche Geld dagegen schon: Die Kosten für Tests könnten nicht auf unbestimmte Zeit von der geimpften oder genesenen Solidargemeinschaft übernommen werden. „Daher ist es folgerichtig, dass die Kostenübernahme nun ausläuft“, sagte FDP-Gesundheitspolitikerin Christine Aschenberg-Dugnus dieser Redaktion.

Lauterbach verteidigt Ende der Gratis-Tests

SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach verteidigte ebenfalls das Aus für die Gratis-Tests: „Kostenpflichtige Tests werden dazu führen, dass sich sehr viele noch impfen lassen, weil sie eine regelmäßige Testung vermeiden wollen“, sagte Lauterbach dieser Redaktion. „Außerdem ist nicht zu rechtfertigen, dass die Ungeimpften ihre Tests aus den Steuermitteln der Geimpften bezahlt bekommen.“

Auch der deutsche Landkreistag begrüßte das Ende der kostenpflichtigen Schnelltests: „Angesichts einer Impfquote von 80 Prozent bei Erwachsenen ist das der richtige Schritt“, sagte Landkreispräsident Reinhard Sager dieser Redaktion. „Das Impfangebot für Ungeimpfte besteht nach wie vor. Wer davon keinen Gebrauch macht, hat in einer liberalen Gesellschaft natürlich jedes Recht dazu. Solidarität vom Rest der Gesellschaft kann man dann aber nicht dauerhaft einfordern.“