Berlin. Boris Palmer polarisiert wieder mit einem Migrationsthema: Auf Facebook kritisierte er die Erziehungmethoden eines Zuwandererpaares.

Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer sorgt mal wieder für Aufregung. Auf einem Spielplatz seiner Heimatstadt hat er sich in die Erziehung eines Zuwandererpaares eingemischt.

Auf Facebook beschreibt der Grünen-Politiker die Szene so: Er habe beobachtet, „wie ein höchstens zweijähriger Junge in ein Vogelnest gelegt und dort gelassen wird, obwohl er heult. Je mehr er schreit und heult und strampelt um so mehr Schwung gibt der Vater. Die Mutter im schwarzen Kopftuch und Umhang schaut zu. Das Kind schreit den ganzen Platz zusammen.“

Boris Palmer muss sich unbedingt einmischen

Da griff Palmer ein – was er auch nicht verschweigt: „Selbstverständlich schaue ich dem nicht unbegrenzt zu. Als erkennbar war, dass das Kind durch Schreien und Schlagen und Weinen nicht aus der Situation heraus kommt und die Absicht war, ihm beizubringen, dass es keine Angst haben darf, bin ich hingegangen und habe dazu aufgefordert, das zu beenden. Das hat der Mann dann grummelnd getan.“

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„So erzieht man Jungs zu harten Männern“

Palmer redet dann noch mit dem Mann. „Es zeigte sich im Gespräch sehr klar, dass er in seiner Vorstellung von Pädagogik absolut richtig gehandelt hatte. Er ging dann bald, nicht allerdings ohne sich noch eine Zigarette anzuzünden und die Kippe am Boden des Spielplatzes auszudrücken.“ Palmer schreibt, er habe vor dem Gespräch mit dem Mann einen anderen Vater gefragt, ob er die Situation wahrnehme wie er. „Erst als er das bestätigt hat, bin ich eingeschritten.“

Der Schwabe schreibt, es handele sich um eine Pädagogik, die mit Kultur zu tun hat. „Die Eltern waren erkennbar der Meinung, das schreiende Kind soll so lernen, mit Angst umzugehen. So erzieht man Jungs zu harten Männern.“ Nicht alle Muslime machten das so. Von Religion habe er ohnehin nichts gesagt.

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    „Aber in Saudi Arabien oder Afghanistan gibt es noch eine völlig andere Vorstellung von Pädagogik und Männlichkeit als bei uns. Damit müssen wir uns erneut auseinandersetzen.“

    Der Staat soll erklären, wie Erziehung funktioniert

    Palmer vertritt den Standpunkt: „Ich bin mir ziemlich sicher, dass man Eltern, die wenige Jahre hier leben, erklären muss, wie Erziehung bei uns funktioniert.“

    Der Oberbürgermeister von Tübingen hat sich in der Vergangenheit immer wieder kritisch zur Zuwanderungspolitik und zur Flüchtlingskrise 2015 geäußert. 2017 veröffentlichte er ein Buch mit dem Titel: „Wir können nicht allen helfen. Ein Grüner über Integration und die Grenzen der Belastbarkeit“.

    Seinen aktuellen Post beginnt Palmer mit einer historischen Herleitung: „Die Nazis hatten den Müttern noch beigebracht, dass man das Kind schreien lassen muss und nur alle vier Stunden stillen darf. Das sollte härten und disziplinieren. Aber diese schwarze Pädagogik und ihre verheerenden Wirkungen haben wir ja weitgehend überwunden.“ Der Facebook-Post hat mittlerweile etwa 800 Kommentare.

    „Sie verlassen den funktionierenden Teil Deutschlands“

    Palmer provoziert immer wieder – vor allem in seiner eigenen Partei eckt er oft an. So kritisierte er im Dezember im Gespräch mit dieser Redaktion die Hauptstadt mit dem Satz: „Wenn ich dort ankomme, denke ich immer: Vorsicht, Sie verlassen den funktionierenden Teil Deutschlands.“ Es klappe einfach gar nichts in Berlin. „Ich komme mit dieser Mischung aus Kriminalität, Drogenhandel und bitterer Armut auf der Straße als spießbürgerliche, baden-württembergische Grünen-Pflanze schlicht nicht klar. Ich will diese Verhältnisse in Tübingen nicht.“ Warum Boris Palmer mit seiner Berlin-Schelte auch recht hat

    Palmer hatte mal wieder einen Nerv getroffen. Vor allem die Parteifreunde in Berlin regten sich auf. Wirtschaftssenatorin Ramona Pop schrieb auf Twitter: „Lieber Boris Palmer, niemand zwingt Dich, nach Berlin zu kommen. Wenn du Metropole, Vielfalt, Tempo und Lebenslust nicht erträgst, kannst du woanders die Kehrwoche zelebrieren und dich als Hilfssheriff blamieren.“ Im Februar besuchte Palmer dann den Park der Dealer in Berlin.

    Im März hatte Palmer angekündigt, im Mai Facebook zu fasten. Den April kostet er nun noch aus. Kurz nach dem Post über Erziehung auf dem Spielplatz kritisierte Palmer in dem sozialen Netzwerk, dass auf dem Spielplatz Kaffeebecher auf einem Tisch rumstehen. Er schreibt: „Gleicher Spielplatz, anderes Problem. Ist es wirklich zu viel verlangt, diesen to go Mist wenigstens in den Mülleimer zu tragen?“

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    (von Alexander Kohnen)