Drei über 50-Jährige haben 2012 den Titel erworben. Einer davon ist Peter Ohff. Er begann mit 15 Jahren seine Ausbildung zum Zahntechniker.

Peter Ohff hat seine Entscheidung nicht bereut. Der Zahntechniker entschied sich nach 30 Jahren Berufstätigkeit, noch seinen Meister zu machen. Da war er 50 Jahre alt. Er wollte damit seine Chancen auf dem Arbeitsmarkt erhöhen. Dies ist ihm gelungen. So wechselte Ohff im Oktober von einem Labor in eine Zahnarztpraxis in Poppenbüttel - zugleich eine besser dotierte Stellung.

Bis es jedoch so weit war, musste Peter Ohff einige Hürden überwinden. "Ich habe zeitweilig oft gedacht, ich werf alles hin", sagt der 52-Jährige, der 1977 mit 15 Jahren seine Ausbildung zum Zahntechniker begann, über die Weiterbildung. "Als junger Mensch hat man noch ganz anders gelernt und sich Dinge besser merken können." Außerdem habe sich in der Zahntechnik einiges verändert. "Vieles wird mittlerweile digital gefertigt."

Der Meisterkurs am Elbcampus, dem Kompetenzzentrum für Fort- und Weiterbildung der Handwerkskammer Hamburg, gliederte sich in vier Teile: Fachtheorie, Betriebswirtschaft, Praktische Arbeit und Meistermappe. Während Ohff die Themen Recht und Steuern leichtfielen, waren die zahlreichen lateinischen Fachausdrücke sowie Anatomie eine wirkliche Herausforderung. "Für die Meistermappe, die mit 30 Prozent in die Zensur einfließt, mussten wir jede Handbewegung unserer Arbeit beschreiben und genau begründen", sagt Ohff. Dies galt für die Fertigung einer Vollprothese, einer Presskrone, einer keramischen Brücke und einer kieferorthopädischen Platte. Weitere Themen im Meisterkurs waren Implantologie, CAD/CAM-Technologie, Keramik-, Kronen-, Brücken- und Frästechnik, Werkstoffkunde sowie die Ausbildung der Ausbilder.

Auch Jörg Frank entschied sich mit 50 Jahren für die Meisterschule. Der Maler und Lackierer musste sich nach einem Arbeitsunfall vor fünf Jahren neu orientieren. Nach einigem Hin- und Her - so wurde ihm nach der Reha zu einer Umschulung zum Bürokaufmann geraten - bekam er endlich die Zustimmung vom Rentenversicherungsträger für die Meisterausbildung. Diese begann Frank an der Malerschule Buxtehude und wechselte später zum Elbcampus.

"Zu meinen Aufgaben gehörte die Gestaltung von Decke, Wänden und Fußboden eines Kindergartenspielzimmers", sagt Frank, den seine Mitschüler, die größtenteils zwischen 18 und 30 Jahre alt waren, liebevoll Dino nannten. "Dabei spielten Farbharmonie und Wahrnehmung der Kinder ebenso eine wichtige Rolle wie die Vermeidung von scharfen Kanten." Im Februar machte Frank seinen Abschluss und ging zunächst in seine Lehrfirma zurück. Seit drei Monaten arbeitet der Malermeister bei Goldammer & Martens in Wandsbek. Zu seinen neuen Aufgaben gehören Mitarbeiterführung, Ausbildung und Preisgestaltung. "Was ich jetzt mache, ist meine Berufung".

Peter Ohff und Jörg Frank sind als ältere Meister eher die Ausnahme, denn nach Angaben des Elbcampus werden die Teilnehmer der Meistervorbereitung eher jünger. Die Mehrheit der Absolventen ist zwischen 25 und 30 Jahren alt. Der Anteil der 41- bis 50-Jährigen nahm in den vergangenen fünf Jahren ganz leicht zu, der Anteil der über 50-Jährigen blieb relativ konstant. In diesem Jahr waren von den 500 Jungmeistern nur drei 50 Jahre und älter.

"Der Wandel in der Arbeitswelt verlangt von Fachkräften, ihre Qualifikation kontinuierlich auf aktuellem Stand zu halten, das ist im Handwerk nicht anders als in anderen Wirtschaftsbereichen. Weiter- und Fortbildung sind heute das A und O", sagt Gunter Scholz, Leiter des Bereichs Bildungsmanagement im Elbcampus. "Im Handwerk haben das schon viele erkannt. Dabei kommt es immer wieder dazu, dass erst in späteren Lebensjahren ein Meistertitel erworben wird." Der technologische Fortschritt fordere alle Handwerker genauso heraus wie die gestiegenen Anforderungen, als selbstständiger Handwerker im Markt zu bestehen. "Wir freuen uns sehr über ältere Berufstätige in unseren Fort- und Weiterbildungen, weil diese mit ihrer Erfahrung eine große Bereicherung für die Jüngeren sind", sagt Scholz. Der Meistertitel als Sprungbrett für einen Jobwechsel nach China - auch dies ist möglich. Peter Ohff reizte eine Anzeige, in der ein Zahntechniker für Shanghai gesucht wurde. "Ohne Familie hätte ich mich beworben." Ohff hat ein anderes Ziel. "Mein Traum ist Laborleiter."