Neu im Wintersemester 2010/11: Sozialökonomie ist der erste berufsbegleitende Bachelor-Studiengang an der Universität Hamburg.

Hamburg. Während die Kollegen ein gemütliches Feierabendbier genießen, beschäftigt sich Timo Krafft mit Statistik, Buchführung oder politischer Geschichte. Der 28-Jährige studiert im zweiten Semester berufsbegleitend Sozialökonomie.

Im Job läuft für ihn eigentlich alles zufriedenstellend. Der gelernte Werbekaufmann sammelte Berufserfahrung in einer Agentur, bevor er zum Leuchtturm-Albenverlag wechselte, wo er seit drei Jahren für Produktneuheiten zuständig ist. "Aber irgendwann habe ich gedacht: Das kann noch nicht alles sein. Da muss noch ein neuer Schritt kommen", sagt Krafft. Dieser Schritt war der Entschluss zum Studium. Ein Universitätsabschluss im betriebswirtschaftlichen Bereich sollte es sein.

Glück für Krafft, dass die Bestrebungen des Instituts für Weiterbildung an der Universität Hamburg endlich erfolgreich waren: Das dreisemestrige Weiterbildungsangebot "Betrieb - Wirtschaft - Management" wird in einen berufsbegleitenden Studiengang überführt. Zum Wintersemester 2010/2011 startet der Bachelorstudiengang Sozialökonomie.

"Dieser Studiengang ist in drei Abschnitte gegliedert. Der erste Studienabschnitt ist identisch mit dem bisherigen Angebot ,Betrieb - Wirtschaft - Management', sodass Timo Krafft und seine Kommilitonen nahtlos weiterstudieren und mit einem Bachelor abschließen können", erklärt Peter Wismann, Geschäftsführer des Instituts für Weiterbildung.

In diesen drei Semestern geht es neben betriebswirtschaftlichen Inhalten auch um Themen in Volkswirtschaftslehre, Soziologie und Rechtswissenschaft. In den nächsten vier Semestern folgt dann die betriebswirtschaftliche Spezialisierung im Bereich Finanzen und Rechnungswesen, mit Modulen wie Investition, Konzernbilanzen, aber auch strategische Unternehmensführung oder Controlling.

Interdisziplinarität ist ein wesentlicher Faktor. Wismann erklärt das am Beispiel Arbeitszeitverlängerung: Was bedeutet es für das Unternehmen, den Mitarbeiter länger im Betrieb zu haben? Welche volkswirtschaftlichen Auswirkungen gibt es - gefährdet die Arbeitszeitverlängerung vielleicht Arbeitsplätze? Wie sieht es rechtlich aus, etwa hinsichtlich der Tarifverträge, und welche soziologischen Folgen könnten auftreten - wird es vermehrt Burn-out-Symptome geben?

Bei so viel Lernstoff hat sich Timo Kraffts Freizeitverhalten deutlich verändert. "Die Zeit, die mir neben Beruf und Studium bleibt, nutze ich sehr bewusst." Natürlich sei es zunächst gewöhnungsbedürftig gewesen, sich nach getaner Arbeit noch aufzuraffen und konzentriert zu lernen. Geholfen habe ihm dabei, dass er sich ganz bewusst dazu entschlossen habe.

"Das ist etwas anderes, als wenn man nach dem Abitur zur Uni geht und vielleicht noch nicht sicher ist, warum man studiert. Ich weiß sehr genau, was ich tue, welches Wissen mir fehlt, und das hole ich mir gezielt ab."

Dennoch ist gerade am Anfang das Umschwenken vom Arbeitsalltag auf Studieninhalte nicht leicht. Wismann: "Darum haben wir sehr darauf geachtet, den Einstieg praxisnah zu gestalten und mit den Inhalten an konkrete Berufserfahrungen anzuknüpfen." Die Mühe lohnt sich: Durch das neue Wissen wächst auch das Selbstbewusstsein.