Die sogenannten Smart Meter bringen Vorteile für die Kunden: Der Verbrauch kann jetzt viel besser kontrolliert werden. Das spart Geld.

Hamburg. Auf den ersten Blick sehen sie unscheinbar aus. Grau und eckig. Nur das Display auf dem kleinen Kasten, der in der Fachsprache Smart Meter heißt, lässt erahnen, dass der neue Stromzähler vermutlich mehr kann als der in die Jahre gekommene bisherige schwarze Kasten. "Derzeit zeigt das Gerät gerade die aktuell benötigte Stromleistung an", sagt Jörg Reuschel, Leiter Technik bei Vattenfall Netzservice, dem Abendblatt . Reuschel schaltet eine Glühbirne aus. Der Smart Meter reagiert sofort, der Verbrauchswert auf dem Display sinkt.

Seit Jahresanfang sind die deutschen Versorger gesetzlich zum Einbau der Smart Meter in Neubauten oder Häusern, in denen große Renovierungen durchgeführt werden, verpflichtet. Auch der Gasbedarf muss künftig über ein solches Gerät gemessen werden. Reuschel greift nach einer Taschenlampe, leuchtet zwei kleine Punkte auf dem Gerät an. Sofort nach dem Lichtsignal erscheint auf dem Display die Strommenge, die der Kunde bisher am ganzen Tag verbrauchte. Reuschel: "Das kann man so weitermachen, für eine Woche, einen Monat oder für das gesamte zurückliegende Jahr kann der Kunde seinen Stromverbrauch kontrollieren."


Hinter den neuen Zählern steht die Hoffnung, dass Nutzer, die ihren Stromverbrauch im Detail kennen, dazu angeregt werden, Energie und damit auch das schädliche Klimagas CO2 einzusparen. Das erreichen sie zum Beispiel, indem sie alte Glühbirnen gegen Energiesparlampen eintauschen. Oder beim Kauf von Haushaltsgeräten noch mehr auf deren Energieeffizienz achten. Oder eben die Heizung um ein Grad herunterfahren. Das soll sich für die Kunden doppelt lohnen. Die Bundesregierung hat die Branche bereits verpflichtet, bis spätestens Ende 2010 für Smart-Meter-Kunden günstigere last- und tageszeitvariable Tarife anzubieten.

Smart Meter sind laut Experten die Grundlage für ein neues System der Energieversorgung. Für Versorger wird es mit der neuen Technik leichter werden, die unregelmäßig anfallenden Mengen von Strom aus Wind oder Fotovoltaik im Netz zu managen. Zudem erleichtern die Boxen den Kunden, die in Zukunft etwa ein kleines Blockheizkraftwerk im eigenen Keller haben, selbst erzeugten Strom ins Netz zu speisen oder auch fremden Strom zu entnehmen. Die Vision ist, dass in einigen Jahren Tausende Haushalte zu Hause Strom produzieren und teilweise abgeben und damit den Wandel von der derzeit über Großkraftwerke gesteuerten zentralen Stromversorgung zu einer dezentralen mit vielen kleinen Erzeugungseinheiten beschleunigen.

"Smart Metering wird die Stromversorgung in Deutschland in den nächsten Jahren bedeutend verändern und einen wesentlichen Beitrag zur Steigerung der Energieeffizienz und der Erreichung der CO2-Ziele leisten", heißt es in einer Studie der Unternehmensberatung A.T. Kearny. "Smart Meter revolutionieren die Beziehung zwischen Verbrauchern und Energieversorgern. Erstmals können Haushaltskunden von ihrem Versorger tagesaktuelle Preissignale erhalten", sagt Wolfgang Haag, Partner bei A.T. Kearny. Allerdings wird dies noch einige Zeit dauern. Noch können die Smart Meter nur den Energieverbrauch anzeigen. Und das ist nicht viel, wie Verbraucherschützer zu Recht beklagen. Denn die jetzige Technik ist der Mindeststandard, auf den sich die Elektrizitätswirtschaft geeinigt hat. Sonst hätte die Gefahr bestanden, dass jeder Konzern ein eigenes Gerät entwickelt und diese später nicht miteinander kompatibel sind.


Es gibt wenige Ausnahmen. So bietet Yello Strom ein "intelligenteres" Gerät an, erhöht aber seine Grundgebühr für Hamburger Kunden um rund neun Euro im Monat und verlangt 79 Euro für den Einbau. Laut Berechnungen des "Spiegels" würden Verbraucher unterm Strich oft drauflegen: So würden etwa jährliche Dienstleistungsgebühren zwischen 60 und 240 Euro fällig. Laut verschiedenen Berechnungen könne ein Haushalt mit einem intelligenten Strommesser aber nur zwischen neun und 50 Euro pro Jahr sparen.

Die Geräte, auf die sich die Branche geeinigt hat, sind für den Verbraucher kostenlos, sagt hingegen Reuschel. Sie werden ausgetauscht, wenn sowieso ein neuer Zähler fällig ist. Wer schon früher einen Smart Meter will, muss das Gerät auch nicht bezahlen, aber die Einbaukosten der Fremdfirma. Laut Reuschel handelt es sich um 45 bis 50 Euro. Diese Installationskosten zahlen auch Häuslebauer. Seit April hat Vattenfall in Hamburg rund 1100 Smart Meter installiert.

Auch Datenschützer wehren sich gegen die neue Technik, da sie fürchten, dass der Kunde mit dem Smart Meter für den Versorger gläsern werden könnte, da sein gesamtes Verbrauchsprofil dem Energiekonzern bekannt wird. "Der Kunde muss seine Zustimmung geben", sagt Reuschel und glaubt, dass damit die Bedenken der Datenschützer ausgeräumt werden können.

Bleibt noch die Technik: Die Boxen sollen in Zukunft mit entsprechender Software nachgerüstet werden können, die zum Teil noch nicht verfügbar ist. Dann können Konsumenten die Werte automatisch auf ihrem PC kontrollieren, mit dem auch die Heizung und die Haushaltsgeräte gesteuert werden. Wann dies so weit sein wird, muss sich noch zeigen. Denn Entwicklungen in Software lohnen sich meist nur, wenn bereits eine hohe Abnehmerzahl vorhanden ist. Obwohl die neuen Zähler nur beim Neubau oder Austausch fällig werden, rechnet A. T. Kearny damit, dass bis 2015 immerhin jeder zweite Zähler ein Smart Meter sein wird.