Schädlingsbekämpfer schützen Privathaushalte und Betriebe vor Ungeziefer

Schaben und Ameisen in der Küche, Ratten im Garten, Mäuse im Keller: Schon die Gedanken daran ja-gen vielen Menschen Schauer über den Rücken. Kein Wunder, dass der Beruf des Schädlingsbekämpfers vielfach mit negativen Assoziationen verbunden ist.

Mit der Realität und dem Arbeitsalltag haben diese Vorurteile aber wenig zu tun, sagt Stefan Grobbien. Nach Ende seiner Ausbildung zur Fachkraft für Lebensmitteltechnik in der Milchwirtschaft hat er sich dazu entschlossen, eine Ausbildung zum Schädlingsbekämpfer dranzuhängen. "Ich fand es immer total spannend, wenn Schädlingsbekämpfer in mein erstes Ausbildungsunternehmen kamen. Da dachte ich mir, das ist mein Job", erinnert sich der 21 Jahre alte Schenefelder.

Einen Ausbildungsplatz hat er bei der Firma Rentokil, dem Marktführer für Schädlingsbekämpfung und Taubenabwehr in Deutschland, bekommen. Mittlerweile ist Stefan im zweiten Ausbildungsjahr. Wie er berichtet, ist seine Arbeit in erster Linie vorbeugender Natur. Schädlingsbekämpfer haben nämlich die Aufgabe, Menschen, Tiere und Pflanzen, aber auch Vorräte, Materialien und Gebäude vor Schädlingen zu schützen. Dafür müssen sie geeignete Vorsorgemaßnahmen treffen.

So hängen sie zum Beispiel Klebefallen für Insekten auf oder platzieren Mäuseboxen mit Ködern. Aber natürlich führen sie auch gezielte Bekämpfungsaktionen durch. "Wir werden gerufen, um Wespennester zu entfernen oder auch um gegen Schadnager vorzugehen. Diese Tiere können ein erhebliches Gesundheitsrisiko darstellen", erzählt Stefan.

Auftraggeber von Schädlingsbekämpfern, die auch Kammerjäger genannt werden, sind nicht nur Privathaushalte, sondern auch Firmen unterschiedlichster Branchen. Das können Produktionsbetriebe, Krankenhäuser oder auch Restaurants sein. So unterschiedlich wie die Branchen, die das Know-how der Schädlingsbekämpfer nachfragen, so unterschiedlich sind auch die Schädlinge selbst. Die Fachleute kümmern sich unter anderem um Mäuse in Futtermittellagern, um Fruchtfliegen und Maden in der Lebensmittelindustrie oder auch um Ratten unter Straßen oder in Kanälen.

Auch die Abwehr von Tauben steht an, denn schließlich verursachen diese durch ihren Kot an Fassaden teilweise erhebliche Schäden an der Bausubstanz. "Aber am meisten haben wir es mit Mäusen, Ratten, Schaben, Wespen und Ameisen zu tun", weiß Stefan. Seine Schmerzgrenze sei inzwischen sehr hoch, und ekeln dürfe man sich vor den kleinen "Ungeheuern" schon gar nicht, sagt er.

Selbst wenn er und seine Kollegen zur Entwesung von Wohnräumen, in denen Leichen lagen, gerufen werden, bleibt er cool. "Da wimmelt es dann von Fliegen. Außerdem müssen wir fast immer Mittel einsetzen, um den Verwesungsgeruch aus der Welt zu schaffen", erzählt er.

Wichtig ist es Stefan, nicht nur die Schädlinge, sondern auch die Mythen, die sich immer noch mit ihnen verbinden, zu bekämpfen. "Es stimmt einfach nicht, dass Schmutz und Schädlingsbefall etwas miteinander zu tun haben. Vielmehr ist es so, dass die Tiere sich dort einnisten, wo sie überleben können, wo es also zum Beispiel warm ist und es genug Nahrung gibt." Wenn sich also hinter den Schränken der Einbauküche Schädlinge verbergen, sei das nicht verwerflich und der Küchenbesitzer noch lange kein Schmutzfink.

Der Kampf gegen Schädlinge bedeutet nicht, dass immer die chemische Keule gezückt wird oder dass Tiere sterben müssen. In der Regel versuchen die Schädlingsbekämpfer nämlich, die Tiere zu vertreiben. Dabei benutzen sie auch total ungiftige Mittel. Fassaden werden zum Beispiel mit Netzen vor Tauben geschützt. Außerdem kommen zunehmend umweltfreundliche und biologische Substanzen zum Einsatz.

Um den Umgang mit den Substanzen zu lernen und Kunden dahingehend beraten zu können, wie sie Materialien etwa durch eine veränderte Lagerung besser schützen können, geht Stefan auch zur Berufsschule. Sie findet in mehrwöchigen Blöcken statt. "Der Unterricht ist sehr anspruchsvoll", findet er. Auf dem Stundenplan stehen nicht nur Fächer wie Chemie, Holz- und Bautenschutz oder Insektenkunde, sondern auch Deutsch, Mathe und Wirtschaft. Ebenso lernt Stefan alles Wichtige für die Dokumentation seiner Arbeit: Sie macht nämlich auch einen großen Teil seiner Tätigkeit aus.

Schädlingsbekämpfer arbeiten meistens selbstständig, aber auch Teamarbeit kommt das eine oder andere Mal vor. Die dreijährige Ausbildung ist seit 2004 einheitlich geregelt. Als Schädlingsbekämpfer brauche man schon ein "dickes Fell", sagt Sönke Greve. Er ist erster Vorsitzender des Deutschen Schädlingsbekämpfer-Verbands (DSV) im Bereich Nord.

Für eine Ausbildung kommen nur diejenigen Bewerber in Frage, die keine Scheu vor teilweise unhygienischen Arbeitsorten haben und mit schlechten Gerüchen und nicht immer einfachen Arbeitsbedingungen umgehen können, erläutert Greve. Außerdem setzen fast alle Ausbilder mindestens einen Hauptschulabschluss und Spaß an einem dienstleistungsorientierten Beruf voraus. Darüber hinaus sei es natürlich vorteilhaft, wenn Bewerber einen Führerschein haben.

Stefan gefällt vor allem die große Bandbreite, die sein Beruf mit sich bringt. "Bei uns im Unternehmen ist kein Tag wie der andere, das macht die Arbeit extrem abwechslungsreich." Immer wieder wird er gefragt, ob die Arbeit der Schädlingsbekämpfer denn gefährlich sei? "Absolut nicht! Wir haben immer eine entsprechende Schutzausrüstung dabei, sodass uns nichts passieren kann." Und dann klingelt sein Handy. Ein Kunde braucht Hilfe, um Herr über die Motten in seinem Kleiderschrank zu werden.