Bei einem dualen Studium wird das Gelernte gleich im Unternehmen umgesetzt

Die Doppelbelastung ist nicht ohne. Ein duales Studium bietet Berufsausbildung und Bachelor in einem und das innerhalb von nur drei Jahren - zumindest bei der Ausbildung, für die Arne Zass sich entschieden hat. "Ich wollte nach dem Abitur studieren, aber eigentlich auch gleich praktisch arbeiten. Darum habe ich mich bei Hapag-Lloyd für das duale Studium "Logistics Management" beworben, bei dem man parallel zum Schifffahrtskaufmann ausgebildet wird", erklärt der 22-Jährige.

Die Ausbildung unterteilt sich in Praxisphasen im Unternehmen - wo Arne während seiner ersten beiden Ausbildungsjahre die schifffahrtsspezifischen Bereiche durchlaufen hat - und Theoriephasen an der Hamburg School of Business Administration (HSBA).

Dort stehen neben BWL und Logistikmanagement etwa Marketing, Business English und Recht auf dem Stundenplan. Rund 30 Prozent der Vorlesungen finden auf Englisch statt. "Die Studenten kommen aus ganz unterschiedlichen Unternehmen. Das macht es so interessant, weil immer jemand praktische Beispiele aus seiner Erfahrung beisteuern kann", erzählt Arne.

Durch die enge Verflechtung zwischen Praxis und Theorie werden die Lerninhalte anschaulicher, zumal das Gelernte sehr schnell im Unternehmen umgesetzt werden kann. Ein klarer Vorteil des dualen Studiums. Dafür ist allerdings auch ein umfangreiches Stoffpensum in relativ kurzer Zeit zu bewältigen. "Es ist eindeutig hilfreich, Zeitmanagement zu beherrschen, aber es ist machbar", versichert Arne.

Er muss es wissen. Im Juni hat er die Abschlussprüfungen vor der Handelskammer hinter sich gebracht, den Schifffahrtskaufmann hat er somit bereits in der Tasche. Bleibt noch ein Jahr bis zum Bachelor of Arts. Und dieses letzte Jahr beinhaltet zudem einen zweimonatigen Auslandsaufenthalt. Für Arne geht es nach Seoul. Statt nach Südkorea hätte er auch eine Hapag-Lloyd-Niederlassung in Sydney, Shanghai, Bangkok, Chicago oder New York wählen können, "aber in Amerika war ich schon, und Seoul fand ich einfach aufregender", erklärt er.

Natürlich werde den dualen Studenten einiges abverlangt, "aber dafür wird einem auch viel geboten", findet Arne. Zuvor jedoch galt es, ein eintägiges Auswahlverfahren zu bestehen. Generell erwartet Hapag-Lloyd bei der Bewerbung für ein duales Studium ein überdurchschnittliches Abitur und gute bis sehr gute Englischkenntnisse sowie entsprechende Noten in den Fächern Mathematik und Deutsch und schließlich Interesse an gesamtwirtschaftlichen Zusammenhängen und natürlich der Schifffahrt. "Außerdem wurde Wert auf verschiedene Sozialkompetenzen gelegt, vor allem waren Teamfähigkeit, Aufgeschlossenheit und Internationalität gefragt", erinnert sich Arne.

Auch Professor Henning Kontny, an der Hochschule für angewandte Wissenschaften (HAW) zuständig für die logistischen Studiengänge, wünscht sich Studenten, die den Blick über den heimischen Tellerrand richten. "Spaß am Umgang mit Menschen und Technik sowie Interesse an internationalen Fragestellungen, fremden Sprachen und Kulturen" sollten Studenten mitbringen, wenn sie sich für den siebensemestrigen Studiengang "Logistik/Technische Betriebswirtschaftslehre" interessieren. "Der Studiengang fußt auf drei Säulen: BWL, Technik und Informationsmanagement. Ziel ist es, den Studenten ein ganzheitliches logistisches Konzeptdenken zu vermitteln."

Sechs Semester dauert das Studium "Logistik und Mobilität" an der TUHH, das mathematisch-naturwissenschaftliche Grundlagen mit denen der Ingenieurs- und Wirtschaftswissenschaften verknüpft und daneben spezielle Fragen der Verkehrsplanung oder Transport- und Umschlagtechnik behandelt. "Unser Studiengang bringt Ingenieure hervor, die logistische Anlagen planen, auslegen und konstruieren können und dabei berücksichtigen, dass dafür auch Kompetenzen hinsichtlich der Automatisierung von logistischen Prozessen immer wichtiger werden", erläutert Heike Flämig, Professorin im Institut Verkehrsplanung und Logistik an der TUHH. Für alle, die bislang vor allem auf die guten Berufsaussichten geschielt haben und sich insgeheim immer noch fragen, was sich eigentlich hinter logistischen Konzepten verbirgt, kann die Professorin das ganz bodenständig erklären: "Wer logistisches Denken verinnerlicht hat, optimiert beständig sein Zeit- und Ablaufmanagement. Wo stelle ich welche Dinge hin, um mir mein Leben zu erleichtern? Etwa die Filtertüten in der Nähe der Kaffeemaschine. Das ist Produktionslogistik."

Im realen Wirtschaftsleben ist das natürlich komplizierter, aber im Grunde ist alles, was mit der Planung, dem Management und der Kontrolle von Flüssen im Bereich Waren, Personen, Informationen, Energie und Finanzen zu tun hat, Logistik. Kommen alle Faktoren zusammen, wird es komplex. Dafür sollen zukünftige Logistikexperten innovative Konzepte entwickeln.