Gute Chancen im Handwerk - 100 Berufe stehen zur Auswahl, viele Karrierewege über Meister, Betriebswirt, Selbstständigkeit oder Studium sind möglich

Es gibt gute Nachrichten. "Die Chancen, in Hamburg eine Lehrstelle im Handwerk zu bekommen, sind besser denn je. Aktuell gibt es weit mehr als 100 Betriebe, die händeringend Auszubildende suchen.

Da geht also noch einiges, auch weil die Anfangstermine für eine Berufsausbildung immer individueller werden", sagt Jörg Ungerer, Leiter Bildungspolitik der Handwerkskammer Hamburg. Die Kammer vertritt rund 14 500 Unternehmen mit 127 000 Beschäftigten und 7000 Auszubildenden - das ist die "Wirtschaftsmacht von nebenan" in der Hansestadt.

Jahr für Jahr starten in Hamburg durchschnittlich 2600 Jugendliche in eine Berufsausbildung im Handwerk, etwa ein Viertel davon sind Mädchen. Knapp 50 Prozent der Auszubildenden haben einen Hauptschulabschluss, fast 40 Prozent einen Realschulabschluss und rund jeder Zehnte die Hochschulreife. "Viele junge Menschen stellen sich unter Handwerk etwas Altmodisches vor. Dabei sind handwerkliche Berufe heute total innovativ und technisch voll auf der Höhe. Außerdem werden Beratung und Dienstleistung immer wichtiger", sagt Ungerer.

Zur Auswahl stehen rund 100 verschiedene Berufe: vom Änderungsschneider bis zum Zweiradmechaniker. Darunter sind auch viele neue Berufe. Der Mechatroniker für Kältetechnik beispielsweise ist ein recht neuer Beruf, den viele noch nicht kennen.

Gefragt sind natürlich alle gängigen Berufe wie Kfz-Mechatroniker oder Friseur, aber auch viele weitere Berufe wie Anlagenmechaniker, Elektroniker, Metallbauer oder Gebäudereiniger. Stark ausgebildet wird auch weiterhin im Lebensmittelhandwerk, wo Bäcker, Konditoren und Fleischer benötigt werden. Aktuell sind zudem Lehrlinge im Maler- und Lackierer-Handwerk sehr nachgefragt.

Wer einen Handwerksberuf erlernt, schafft sich mit dem Gesellenbrief ein solides Fundament für ein ganzes Berufsleben. Damit eröffnen sich attraktive Karrierewege. Auf den Servicetechniker folgt der Meister, der sich noch durch den Betriebswirt des Handwerks ergänzen lässt. Beste Aussichten also für alle, die sich einmal selbstständig machen wollen. Den Traum vom eigenen Unternehmen kommt man im Handwerk nämlich besonders schnell nahe, auch weil in den nächsten Jahren viele Betriebe aus Altersgründen übergeben werden. Allein in Hamburg sind das bis zum Jahr 2020 etwa 5000 Unternehmen.

Wer jetzt noch keine Ausbildungsstelle ergattert hat, sollte auf keinen Fall den Kopf hängen lassen und die Flinte ins Korn werfen. Ungerer rät: "Nicht zu früh konkret festlegen, sondern auch nach benachbarten Berufen schauen."

Zeugnisnoten seien übrigens für die Bewerbung nicht unwichtig: Lehrlinge müssen sicher rechnen, schreiben und lesen können. "Daneben kommt es aber vor allem auf den persönlichen Bezug zum gewählten Ausbildungsberuf an. Schließlich wollen Ausbilder wissen, warum man sich gerade für den einen Beruf entschieden hat und dass man bereit ist, Kraft und Ausdauer in die Lehre zu investieren", so die Erfahrung des Berufsspezialisten von der Handwerkskammer. Zuverlässigkeit, ein Mindestmaß an Disziplin und Freundlichkeit seien gern gesehene Tugenden.

Und im Übrigen gilt: nicht entmutigen lassen, sich selbst um Kontakte kümmern und Erfahrungen sammeln. Gute Ansprechpartner sind die Innungen des Handwerks. Sie kennen Betriebe, die Praktikums- und Ausbildungsplätze anbieten. Übrigens auch für Mädchen, die in vielen Betrieben häufig besonders gern eingestellt werden. "Hochmoderne Maschinen ersetzen immer mehr die Muskelkraft. Zudem setzen Chefs heute gern auf gemischte Teams. Für Mädchen ergeben sich dadurch im Handwerk tolle berufliche Möglichkeiten", sagt Ungerer.

Handwerk kann man in Hamburg übrigens auch studieren, und zwar an der Berufsakademie Hamburg (BAH), der Hochschule des Hamburger Handwerks. Schulabgänger mit Abitur oder Fachhochschulreife erwerben dort in einem dualen Studiengang in nur vier Jahren zwei Abschlüsse: einen Gesellenbrief und einen international anerkannten Bachelor in Betriebswirtschaft.