Nach Abi und sechs Monaten Zivildienst in der Psychiatrie startet Ole Jaeschke sein Chemiestudium. Master und Promotion sind fest geplant

2010 ist ein spannendes Jahr für Ole Jaeschke. Er ist einer von 150 Abiturienten, die gerade am Gymnasium Ohmoor in Niendorf ihren Schulabschluss gemacht haben. Für den 19-Jährigen beginnt nun ein neuer Lebensabschnitt. "Die Schulzeit war total schön, doch jetzt bin ich sehr froh darüber, das Abi in der Tasche zu haben", sagt Ole. Wie geht es für ihn weiter?

Nach einer mehrwöchigen Auszeit hat er am 1. August seinen sechsmonatigen Zivildienst in der Jugendpsychiatrie des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf begonnen. "Ich habe mich mittlerweile schon sehr gut eingelebt. Und es macht riesigen Spaß, mit den Jugendlichen zu arbeiten, sie ein Stück weit voranzubringen", schwärmt der 19-Jährige. Die Patienten im Alter von 14 bis 18 Jahren, die er betreut, haben viele Probleme. Traumata und Ängste bestimmen ihr Leben, teilweise sind sie stark depressiv. Er begleitet sie zu Ausflügen und Ausgängen, hilft bei der Essensausgabe oder übernimmt Botengänge. "Hier erfährt man nicht nur, wie gut es einem selbst geht, sondern auch, dass den Betroffenen wirklich geholfen werden kann", so seine Bilanz.

Nach dem Zivildienst möchte der Niendorfer seinen Bachelor sowie den Master im Fach Chemie machen und voraussichtlich noch eine Promotion hinten dranhängen. Einen Studienplatz seiner Wahl und vielleicht sogar ein Stipendium wird er wohl bekommen: Mit seinem hervorragenden Abiturdurchschnitt von 1,2 sollte das kein Problem werden.

Wenn Ole an seine Schulzeit zurückdenkt, dann fallen ihm zunächst die vielen guten Freude ein, die er an seiner Schule gefunden hat. Und auch zu seinen Lehrern habe er ein "recht ordentliches" Verhältnis gehabt, sagt er.

Zielgerichtet zu arbeiten sei im Übrigen etwas, das er in der Schulzeit gelernt habe. Auch eine gute Methodensicherheit attestiert er sich selbst. "Alles andere an Rüstzeug für das spätere Berufsleben, was man in der Schule so mitbekommen hat, zeigt sich wahrscheinlich erst im Laufe der nächsten Jahre", glaubt der junge Mann mit den lockigen braunen Haaren und dem verschmitzten Lächeln.

Allerdings spart er auch nicht mit Kritik, wenn er an seine Schulzeit zurückdenkt. Ihm fallen die vielen lästigen Freistunden, die teilweise mangelhafte Abstimmung der Lehrer untereinander und vor allem die hohe Arbeitsbelastung im ersten und zweiten Semester der Oberstufe ein. Bis zu 37 Wochenstunden hatte er als G8-ler zu bewältigen. "Für ziemlich viele meiner Mitschüler ist da nicht viel Zeit für Hobbys und anderes geblieben. Das war eine ganz schön harte Zeit für die meisten von uns", betont Ole.

Er selbst hat es dennoch immer irgendwie geschafft, die spärlich bemessenen Freiräume zu nutzen, Kontakte zu den Kumpels und Hobbys zu pflegen - und außerdem ab und an sein Taschengeld mit Jobben aufzubessern. Eines seiner großen Hobbys ist seit etwa zehn Jahren Volleyball. Er pritscht und baggert in der Herrenmannschaft des Niendorfer TSV und trainiert seit zwei Jahren eine quirlige, aufstrebende Mädchenmannschaft. "Die Mädels konzentriert bei der Stange zu halten kann manchmal ganz schön anstrengend sein", gibt Ole zu. Musikalisch ist er ebenfalls gut drauf. Ole ist Sänger der Band "The Sunshines", mit der er bereits einige Male auf Festen und Festivals aufgetreten ist.

Zeit für ein Junior-Studium an der Universität Hamburg hat er außerdem gefunden. Im ersten Oberstufen-Semester nahm er auf Anregung seiner Schule hin an einer Chemie-Vorlesung teil. Dazu gehörte auch eine Klausur, die er mit Bravour bestanden hat. "Spätestens da ist mir klar geworden, dass Chemie wirklich mein Ding ist", erzählt Ole. Er weiß schon, wo sein Studium ihn einmal hinführen soll: "Nach der Promotion würde ich am liebsten in der Forschung arbeiten. Die organische Chemie reizt mich besonders", sagt der junge Mann, der seine Ziele so außergewöhnlich fest im Blick hat.

In den nächsten Wochen heißt es für ihn Abschied nehmen von Freunden, die aus Hamburg wegziehen. Zum Studieren in eine andere deutsche Stadt oder auch ins Ausland. Wer weiß, vielleicht wird auch Ole Hamburg eines Tages Tschüss sagen. Denn er kann sich gut vorstellen, während des Studiums ins Ausland zu gehen. Eines ist sicher: Seine Mannschafts- und Bandkollegen, vor allem aber seine Mädels aus dem Volleyball-Team, würden ihn garantiert vermissen.