Technisch versiert und absolut seefest müssen Schiffsmechanikerinnen sein

Abi - und dann? Drei Dinge wusste Maike Bogsch genau: Sie wollte viel von der Welt sehen, sich körperlich betätigen und auf keinen Fall im Büro arbeiten. Was lag da für eine Hamburgerin näher als die Schifffahrt? Heute lernt die 20-Jährige im zweiten Lehrjahr Schiffsmechanikerin bei der Reederei Hapag-Lloyd.

Als ersten Schritt absolvierte sie ein Praktikum beim Schiffsausrüster Sperry Marine, zwei Wochen im Büro, eine an Bord. Dabei begleitete Maike die Ingenieure auf das Containerschiff "Hamburg Express", ließ sich das ganze Schiff zeigen und war begeistert. Nach ihrem Praktikum durfte die Schülerin auf einer dreitägigen Probefahrt nach Helgoland mitfahren. "Das hat mir so gut gefallen, dass ich mich gleich informiert habe, wie man an Bord kommt."

Sie entschied sich für die Berufsausbildung zum Schiffsmechaniker - der einzigen staatlich überwachten Ausbildung an Bord, die heutzutage in Deutschland für seemännische Berufe möglich ist. Immer häufiger dringen Frauen wie Maike Bogsch in diese Männerdomäne ein. "Die Zahl der Neueinsteigerinnen nimmt bei allen seemännischen Berufen zu", sagt Alexandra Pohl, Ausbildungsreferentin beim Verband Deutscher Reeder (VDR). Die Reeder, so Pohl, hätten mit Frauen sehr gute Erfahrungen gemacht.

Um einen Ausbildungsplatz an Bord zu ergattern, braucht jeder Bewerber gute Zeugnisnoten und Branchenkenntnisse. Für Schulabgänger heißt das, sie sollten sich umfassend über den Beruf, die Seeschifffahrt und die späteren Karrierewege informieren: "Wir haben bereits von einigen Reedereien gehört, die in diesem Jahr Plätze unbesetzt lassen - einfach weil die jungen Leute beim Vorstellungsgespräch miserabel vorbereitet sind", berichtet Pohl.

Zur Ausbildung gehört nicht nur der Umgang mit den Maschinen an Bord, sondern auch Brandabwehr und Rettung. Schiffsmechaniker übernehmen an Bord viele Aufgaben, zum Beispiel das Los- und Festmachen des Schiffs und das Sichern der Ladegüter.

Aber nicht jeder Kandidat mit gutem Technikverständnis ist für den Beruf geeignet. Denn die Seefahrt ist einzigartig - und kompromisslos. Wochenlang verbringt Maike Bogsch mit derselben Crew an Bord. Auch wenn Wind und Wetter toben. "Auf meiner ersten Fahrt sind wir in der Biskaya in einen Sturm geraten", erzählt sie. Acht Meter hoch waren die Wellen, und die Hälfte der Auszubildenden wurde natürlich seekrank. Maike hielt durch: "Ich konnte nicht schlafen und war fasziniert von den Naturgewalten, aber mir war nicht schlecht."

Ungewohnt ist auch die Entfernung von der Heimat. Weihnachten fehlt Maike die Familie ganz besonders, sagt sie. Dafür erinnert sie sich noch gern an ihren Geburtstag in Singapur - musikalisch begleitet von den Filipinos an Bord: "Aus Menschen ganz unterschiedlicher Nationalität wird schnell eine Gemeinschaft."

Falls Maike Bogsch nach ihrer Ausbildung höher hinaus möchte, kann sie es machen wie Schiffsmechanikerin Michaela Heerwald. Die 22-Jährige hat ihre Ausbildung nach zweieinhalb Jahren mit Auszeichnung beendet. Jetzt startet sie ihr Nautikstudium an der Hochschule Wismar, Außenstelle Warnemünde. Ihr Berufsziel: "Ich will Kapitänin werden."

Damit hat Michaela nach ihrem Studium noch einige Jahre als nautischer Wachoffizier vor sich, bevor das Patent "ausgefahren" ist und sie zum Kapitän berufen wird. Was den Beruf für sie so spannend macht, sind die Herausforderungen, die es an Bord zu meistern gilt: "Man kann auf See nicht mal eben eine Reparaturfirma rufen, man muss selbst Lösungen für bestimmte Probleme finden."