Personal-Experten mögen keine Standard-Schreiben aus dem Baukasten

Wer Frauke Baumgarten beeindruckt, ist dem Arbeitsvertrag schon einen großen Schritt näher gekommen. Die Personal-Expertin des Otto-Konzerns ist Leiterin der Abteilung "Recruitment" und damit verantwortlich für Neueinstellungen.

Eine gute Bewerbung, meint sie, ist kein Hexenwerk: "Es ist nicht schwer! Man muss sich mit uns beschäftigt haben, die Bewerbung ernst nehmen und seine Motivation verdeutlichen."

Aber wie geht das? Welche Bewerbungen finden Personaler eigentlich gut? Das verrät Lars Müller, Ausbildungsreferent in der Otto-Gruppe. Sein Job ist, die richtigen Kandidaten für die rund 100 Ausbildungsplätze des Unternehmens herauszusuchen. Wer sich bei Otto bewirbt, hat viel Konkurrenz: Pro Ausbildungsjahr landen rund 6000 Anfragen in Müllers Team. "Ich lese 40 bis 50 Bewerbungen am Tag", sagt Müller.

Das Handelsunternehmen bildet aus in kaufmännischen, gestalterischen und handwerklichen Berufen sowie im Bereich Informatik. Zusätzlich bietet der Konzern duale Studiengänge an, wie beispielsweise in Business Administration.

Wenn Lars Müller eine Bewerbung liest, achtet er beim ersten Durchsehen zunächst auf Vollständigkeit. Kontaktdaten mit E-Mail-Adresse und Telefonnummer, Anschreiben, Lebenslauf, die letzten beiden Schulzeugnisse und Praktikumsnachweise sollten dabei sein. Hier gibt es den ersten Pluspunkt, wenn die Personalabteilung nichts nachfordern muss.

Der zweite folgt, wenn auch die Form ansprechend ist. Das Foto sollte von einem Profi gemacht sein, der Lebenslauf übersichtlich, das Anschreiben individuell. "Das Anschreiben ist ganz wichtig, weil man sich damit am meisten von den Mitbewerbern unterscheiden kann", betont Müller. Darin sollte genau stehen: Warum will ich genau diese Ausbildung machen, und warum ausgerechnet bei diesem Unternehmen - das machten die meisten Bewerber viel zu wenig deutlich. Außerdem wichtig: Floskeln durch eigene Formulierungen ersetzen.

Wer kein großartiges Schulzeugnis hat, sollte übrigens nicht verzweifeln. Denn der Experte schaut zuerst auf den Lebenslauf, dann auf die Noten. "Ein gutes Zeugnis ist für uns auch ein Zeichen von Motivation, aber wir haben keinen bestimmten Schnitt, den man erreichen muss."

Lars Müller ist für Bewerber leicht zu erreichen, sein Name steht gut auffindbar im Internet - inklusive Foto und Durchwahl. "Wir wollen dem Bewerber persönlich und auf Augenhöhe begegnen", so Recruiterin Frauke Baumgarten. "Und wir erwarten, dass die Bewerber uns mit derselben Wertschätzung begegnen." Mit anderen Worten: Die Bewerbung sollte persönlich adressiert sein. Und wenn es Unsicherheiten gibt, ob der Empfänger tatsächlich der richtige ist, darf man gerne anrufen und nachfragen. Doch ein Telefonat nur aus Prinzip und um sich bei der Bewerbung darauf beziehen zu können, ist nicht erwünscht. "Wenn alle 6000 Bewerber anriefen, hätten wir ein Problem", sagt Müller.

Täglich führt er zehn bis zwanzig Telefongespräche mit Interessenten. Erst für das Gespräch wird die Bewerbung überhaupt ausgedruckt. Denn Müller liest zunächst alle Unterlagen nur am Computer. Das spart Zeit. In manchen Bereichen kann man mit einer digitalen Bewerbung sogar besonders punkten. So wünscht sich der Leiter des Otto Fotostudios, wo Fotografen ausgebildet werden, statt einer Bewerbungsmappe lieber eine Homepage des Kandidaten. Generell gilt in Müllers Unternehmen: "Wir bevorzugen den Weg über unseren Online-Bewerbungsbogen."

Wer nicht auf die Stelle passt, bekommt sofort eine Absage. Alle, die weiter im Rennen bleiben, erhalten einen Zwischenbescheid. Wer abgelehnt wird, sollte die schlechte Nachricht aber nicht persönlich nehmen. Lars Müllers Tipp: "Das sollte man sportlich sehen."