Beliebter Beruf mit viel Verantwortung. Stewardessen sind weit mehr als nur freundliche Servicekräfte: Sie sorgen für Sicherheit an Bord des Flugzeugs.

"Notfall! Gurte los! Alles liegen lassen und raus!" So lautet eines der Notfall-Kommandos, die Branka Vasiljevic während ihrer sechswöchigen Schulung zur Flugbegleiterin bei der Charterfluggesellschaft "Hamburg international" gelernt hat. "Ich dachte, es ginge vorrangig um Serviceschulung, tatsächlich aber wurden wir vor allem in verschiedenen Aspekten der Flugsicherung geschult. Wir haben das Verfahren und die Kommandos in Notfällen gelernt und noch mal alles bei den Trainingsflügen an Bord vertieft", erinnert sie sich. Gut ein Jahr ist die 29-Jährige nun dabei und hat sich ihren Traum vom Fliegen erfüllt - nachdem sie zuvor auf Lehramt studiert und auch das Referendariat erfolgreich durchlaufen hatte. "Aber die Faszination vom Fliegen war immer da, und als ich sah, dass Hamburg international Flugbegleiter sucht, dachte ich: Wenn nicht jetzt, wann dann?" Seitdem genießt sie das "aus dem Koffer leben" und liebt die Spannung, wenn der neue Flugplan aushängt: "Wohin und mit wem fliege ich? Ist es ein Ferienflug, den wir für einen Reiseveranstalter durchführen oder ein VIP-Charterflug, etwa für den HSV? Und auch: Wie sind die Wetterbedingungen?"

Ihren radikalen Berufswechsel hat sie nie bereut. "Dieses Jahr ist buchstäblich wie im Flug vergangen", schmunzelt sie. "Ich war in Dubai, Gambia, England und auch in Istanbul und Stockholm." Wie viel sie von ihrem jeweiligen Flugziel sieht, hängt mehr oder weniger von der Jahreszeit ab.

Vor gut einem Jahr geschah allerdings auch das "Wunder von New York". "Die Flugzeug-Notlandung im Hudson River fiel genau in meine Anfangszeit", erzählt sie. Hat sie das nicht doch ein klein wenig an ihrer Berufsentscheidung zweifeln lassen? "Nein, denn obwohl wir kontinuierlich für den Ernstfall geschult werden, habe ich keine Angst vor einem Absturz. Vielmehr hat mich bei dem New-York-Fall interessiert, wie sich die Crew verhalten hat. Es ist erstaunlich, wie schnell sich da eine professionelle Sichtweise einstellt." Auch wie anstrengend Fliegen tatsächlich ist, hat sie inzwischen festgestellt. Immerhin bedeutet ein Langstreckenflug schon mal 12 oder 14 Stunden am Stück in der Luft. "Darum erklären die Flugbegleiter selbst, ob sie ,fit to fly' sind. Das ist wegen der Flugsicherheit wichtig, denn die Crew muss volle Einsatzfähigkeit mitbringen, um im Ernstfall richtig reagieren zu können", erklärt Kabinenchefin Dr. Kathleen Sprei.

Und obwohl sich wohl bei jedem Menschen nach 12 oder 14 Stunden in der Luft Müdigkeitserscheinungen zeigen dürften, müssen Vasiljevic und ihre Kollegen stets charmant und freundlich bleiben und geduldig und kompetent auf Fragen, Wünsche oder Probleme der Fluggäste eingehen. "Dieser Beruf ist deutlich anspruchsvoller als gemeinhin angenommen wird", betont Sprei. Darum wünscht sie sich auch Bewerber, die diesen Beruf wirklich ernst nehmen. "Unsere Mitarbeiter sollten über das aktuelle Geschehen auf dem Laufenden sein, denn Smalltalk gehört selbstverständlich zu unserem Beruf." Zudem sollten sie ein gutes Ausdrucksvermögen mitbringen - in Deutsch, in Englisch und wenn noch eine weitere Fremdsprache beherrscht wird, umso besser. Auch ein wenig technisches Verständnis ist nicht verkehrt, denn Fluggäste lassen sich beispielsweise gern über die Technik des jeweiligen Flugzeugmodells aufklären. Dazu kommen natürlich einwandfreie Umgangsformen, diplomatisches Geschick sowie souveränes Auftreten. "In unserem Beruf ist eine gewisse emotionale Stabilität nötig, um gegebenenfalls deeskalierend eingreifen zu können sowie schlicht eine Art Parkettsicherheit. Denn nicht jedem ist es gegeben, in einer voll besetzten Maschine Ansagen zu machen."