Sich auf ein paar Seiten Papier gut zu präsentieren ist schwer. Wichtig ist, dass die Einstellung stimmt.

Der Bewerbungsmarathon gleicht in vielerlei Hinsicht dem sportlichen Wettkampf. Das findet einer, der es wissen muss. Piotr Trochowski, Stammspieler beim Hamburger Sportverein (HSV), ist überzeugt: "Man kann vieles erreichen, wenn man an sich glaubt. Ob erfolgreich Fußball spielen oder Brötchen backen - Hauptsache, es kommt von Herzen." Als Pate des Projekts "Der Hamburger Weg", einer Initiative des HSV und in Hamburg ansässiger Unternehmen, unterstützt er Jugendliche dabei, ihre beruflichen Zukunftschancen zu verbessern. Sein Tipp: "Wenn du dir Unterstützung suchst, ist alles machbar!" Hilfe, speziell für Schüler und angehende Azubis, bieten zum Beispiel die Berufsberater der Agentur für Arbeit oder einer der zahlreichen Jobcoaches, die es in Hamburg und in jeder größeren Stadt gibt. Denn einfach hinsetzen und losschreiben klappt bei der Bewerbung meistens nicht.

Knut Böhrnsen, Pressesprecher der Agentur für Arbeit, weiß, worauf es auf dem Weg zur guten Bewerbung ankommt. "Ich würde mir zuerst einmal vertraute Partner ins Boot holen. Dazu gehören in erster Linie die Eltern, aber auch Lehrer und Schulfreunde." Laut Böhrnsen sei es nämlich besonders wichtig, vor dem Schreiben erst einmal herauszufinden, was man wirklich will. "So etwas können Freunde und Familie häufig besser einschätzen als der Bewerber selbst." Und weil dieser Weg lang sein kann, sei es sinnvoll, sich frühzeitig Gedanken über die eigene berufliche Zukunft zu machen. Überhaupt ist "werben" eines der wichtigsten Stichworte, wenn es um das Schreiben der BeWERBUNG geht, findet Kerstin Kurze. "Die Bewerbung ist dein Werbeprospekt, und du bist das Produkt. Nun solltest du dich fragen: Ist der Prospekt so gut, dass jeder, der ihn sich anguckt, das Produkt gerne kennenlernen will?" Von einer Bewerbung nach "Schema F" rät sie entschieden ab. Schließlich soll auch die Persönlichkeit eines Menschen widergespiegelt werden. "In der Bewerbung geht es weniger darum, sich perfekt zu inszenieren, als zu seinen Schwächen stehen", findet Kurze. Auch Knut Böhrnsen schätzt Ehrlichkeit hoch ein. "Jeder Personaler wird über eine fünf im Zeugnis stolpern. Aber wer in die Bewerbung schreibt, dass er zwei Jahre lang eine Jugendmannschaft im Handball trainiert hat, zeigt, dass er über soziale Kompetenz verfügt", erklärt er. Wenn Anschreiben und Lebenslauf fertig sind, gilt es, ein passendes Foto auszusuchen. "Da bin ich häufig erstaunt, was Bewerber für passend halten", sagt Kurze. Fest steht: Das Bild von der letzten Party ist ebenso ungeeignet wie eines aus dem Urlaub. "Die kleine Investition in ein gutes Passfoto vom Fotografen macht sich am Ende auf jeden Fall bezahlt. Und vielleicht sponsern ja auch Opa und Oma etwas dazu bei", sagt Böhrnsen.

Dann ist es endlich geschafft, und die Bewerbung ist vollständig. Nun gilt es, die Werbetrommel für sich zu rühren. "Man sollte jedoch keinesfalls nach dem Gießkannenprinzip arbeiten. Das heißt, ich schlage die gelben Seiten auf und bewerbe mich flächendeckend bei allen Firmen. Das führt nur zu großem Frust", so Böhrnsen. Dennoch machen auch Initiativbewerbungen Sinn. Viele große Firmen schreiben ihre Stellen heute nicht mehr öffentlich aus. Ein kurzes Telefonat mit dem entsprechenden Unternehmen kann in diesem Fall Klarheit schaffen.

Wer bei all den Formalitäten dann doch einmal den Überblick verliert, dem rät Kerstin Kurze ganz einfach zum Nachdenken: "Es gibt zigtausend Bewerbungsratgeber, aber meist hilft der normale Menschenverstand." Originalität empfindet sie als wichtiger als ein starres Regelwerk. "Ein Personaler, der 100 Bewerbungen am Tag bekommt, merkt, ob sich jemand Gedanken gemacht hat." Und wenn dann doch die eine oder andere Absage ins Haus flattert, hilft vor allem Zielstrebigkeit und Durchhaltevermögen - genau wie im Sport. Ganz nach dem Motto von Piotr Trochowski, der sagt: "Ich wusste immer was ich wollte und dass ich dafür kämpfen muss!"