Eine Werbeagentur lässt ihre Auszubildenden ans Ruder. Hinter der lockeren Atmosphäre in der Branche steckt harte Arbeit. Viel Planung und hoher Einsatz sind gefragt.

Wer sich für die Werbebranche entscheidet, muss kreativ sein und auch unter Zeitdruck Ideen entwickeln. Doch wie ist es, wenn Führungsverantwortung dazukommt? Der Nachwuchs bei der DNS Agentur für direkte Markenkommunikation hat es einen Tag lang ausprobiert.

Die Arbeit in einer Agentur ist stressig. Das gehört dazu. Wie stressig der Alltag erst in der Chefetage ist, konnten drei angehende Kaufleute für Marketingkommunikation bei DNS einen Tag lang testen. Zehn Geschäftsführer-Aufgaben, von Akquise über Controlling bis zur Planung von Mitarbeiter-Qualifizierung, galt es für Nadin Abdalla, Anna Wojnarowski und Tony Schmidt als "Chef für einen Tag" zu lösen. Schließlich kann niemand kreativ denken, der nicht immer wieder über den Tellerrand blickt. Warum also nicht im eigenen Unternehmen damit anfangen, dachten sich die drei DNS-Geschäftsführer. "Es ging uns nicht darum, eine künstliche ,Stress-Druck-Show' zu inszenieren", erläutert Rainer Nickel aus dem Chef-Dreigestirn. "Unsere Auszubildenden sollten einfach ausprobieren, wie es sich in unseren Sesseln sitzt."

Die Chefs überließen dem Nachwuchs tatsächlich die Sessel. Der jedoch konnte den Blick über die Alster und die Ruhe in den Einzelbüros nicht lange genießen. "Zunächst galt es, den Tag zu planen und zu sehen, wo ich Prioritäten setzen muss, was ich allein verfolgen kann und wo ich mir Leute mit ins Boot hole", beschreibt Anna ihren Ansatz. Dann stellten die Tages-Chefs fest, wie schnell die Planung von aktuellen Anforderungen zunichte gemacht wird. Sobald nämlich das Mitarbeiter- das Kundenmeeting ablöst, dem wiederum "ein Personalgespräch folgt, und dann spontan Aufgaben dazukommen, die man nicht einplanen konnte", lacht Anna, und Tony ergänzt: "Immer auf die Zeit zu achten, war eine wichtige Erfahrung, denn anstrengend wurde es immer dann, wenn selbst gesetzte Timings ohne eigenes Verschulden aus dem Ruder liefen."

Dabei ist gerade Zeitdruck etwas, das alle drei aus dem beruflichen Alltag kennen. Immerhin neigt sich ihre dreijährige Ausbildung dem Ende zu. "Heute entscheiden sich Kunden immer kurzfristiger. Da geht ein Arbeitstag auch mal in die Nacht hinein, und es ist ein hoher Grad an Flexibilität gefragt", erläutert Nickel. Zwar bringt das szenig-coole Image der Kreativen den Agenturen nach wie vor eine Flut von Bewerbungen ein. Doch hinter der lockeren Atmosphäre steckt harte Arbeit. Deshalb setzt Nickel bei Bewerbungen gern auf Studienabbrecher. "Die lechzen oftmals nach Praxis und wissen, was sie wollen. Zudem haben sie in den absolvierten Semestern gelernt, wie man sich selbstständig Themen erschließt und sich organisiert. Sie bringen einfach mehr Lebenserfahrung und eine gereiftere Persönlichkeit mit, als etwa ein Abiturient."

Die drei gegenwärtigen Auszubildenden entsprechen diesem Bild. Der 29-jährige Tony hat ein paar Semester Wirtschaftsingenieurwesen studiert, Nadin (25) hat es mit Islamwissenschaften probiert und hat bereits Medienerfahrung. Und die 24-jährige Anna war bei archäologischen Ausgrabungen dabei. So bringen die drei ein breites Spektrum an Erfahrungen mit ein und eine Menge Einsatzbereitschaft. "Wir wurden hier von Anfang an mit eingebunden und konnten gleich loslegen", erklärt Nadine zufrieden. "Wir begleiten die Projekte von A bis Z, so lassen sich die Abläufe besser durchschauen", ergänzt Tony. Nickel nickt zufrieden. "In unserer Branche ist Engagement gefragt. Wir müssen uns immer aufs Neue in das Geschäft der Kunden verlieben. Dabei spielt eben auch eine Rolle, wie gut man sich selbst und andere im Team motivieren kann."