Wer diese Ausbildung gut abschliesst, findet einen Arbeitsplatz. Mechanische Uhren sind wieder total gefragt. Für ihre Reparatur braucht man Geduld und Fingerspitzengefühl.

Wenn Yela-Maria Motzkus wissen möchte, wie spät es ist, dann schaut sie prinzipiell nicht auf ihr Handy, sondern auf ihre Armbanduhr. An ihrem Handgelenk trägt sie eine Quarzuhr aus den Siebzigerjahren von Eterna, die wie am Schnürchen läuft. Wenn sie das nicht täte, wäre das kein Problem für Yela-Maria, denn sie macht eine Ausbildung zur Uhrmacherin. Die 21-Jährige aus Seevetal ist eine der ganz wenigen Auszubildenden, die in einem Betrieb lernen. Fast alle angehenden Uhrmacher aus dem norddeutschen Raum besuchen die Berufsfachschule für Uhrmacher an der Beruflichen Schule Farmsen G 16. Der Unterricht in Praxis und Theorie dort entspricht im Großen und Ganzen der betrieblichen Ausbildung. Pro Jahr werden 30 Schüler neu an der Schule aufgenommen. Im zweiten und dritten Ausbildungsjahr stehen Betriebspraktika in Uhrenfachbetrieben an.

Yela-Maria ist froh, dass sie in der Servicewerkstatt der Firma Grube in Holm-Seppensen gelandet ist. Hier ist sie ganz nah dran an schönen alten Wanduhren, an feinen mechanischen Uhren oder großen Standuhren. In ihrem ersten Ausbildungsjahr hat sie zunächst den Umgang mit Materialien wie Stahl und Messing sowie Grundlagentechniken erlernt. Sie hat kleinere Reparaturen durchgeführt, zum Beispiel Lager an Großuhrwerken ersetzt, Batterien gewechselt und Zapfen poliert. Mittlerweile ist die angehende Uhrmacherin im zweiten Ausbildungsjahr. Jetzt darf sie sich mit Reparaturarbeiten von Großuhren und zunehmend von Taschen- und Armbanduhren befassen. "Je kleiner die Uhrwerke sind, desto feiner muss gearbeitet werden. Da braucht man viel Geduld und Fingerspitzengefühl. Wer zwei linke Hände hat, ist in diesem Beruf daher falsch", sagt Yela-Maria. Zu den Geräten, mit denen sie arbeitet, gehören Drehmaschinen, Pinzetten, Schraubendreher, Zangen, Feilen und Sägen. Eine Lupe ist auch dabei. Die klemmt sie sich vor ein Auge, etwa wenn sie mit der Pinzette Rädchen, Hebel und Federn platziert oder an Schräubchen mit weniger als einem Millimeter Gewindedurchmesser dreht. Einige Arbeiten nehmen viel Zeit in Anspruch. Deshalb sollten Uhrmacher sehr geduldig sein. "Aber wenn wir dann eine Uhr wieder zum Laufen gebracht haben, ist das ein echtes Erfolgserlebnis", schwärmt die Auszubildende.

In ihrem dritten Ausbildungsjahr werden Yela-Maria vor allem mechanische Uhren beschäftigen. Die teilweise sehr wertvollen Modelle mit hoch kompliziertem Innenleben sind wieder total gefragt und kosten teilweise so viel wie ein Kleinwagen. "Da werden Fachkräfte gebraucht, die die Technik beherrschen", sagt Yela-Marias Chef Heiko Grube, der auch Geschäftsführer der Uhrmacher-Landesinnung Hamburg ist. Wie er berichtet, sei der Bedarf an Uhrmachern im Süden Deutschlands größer als im Norden. Aber er macht Mut: "Wer seine Ausbildung gut abschließt, findet einen Arbeitsplatz. Viele Kollegen wechseln auch in den Instrumentenbau. Da ergeben sich viele Jobmöglichkeiten."

Yela-Maria möchte nach der Ausbildung weiter in ihrem Beruf arbeiten, wahrscheinlich sogar den Meister machen. Dafür würde sie auch in den Süden ziehen, wenn es sein muss. Und einen großen Traum, den will sie sich unbedingt noch erfüllen. Irgendwann möchte sie eine schöne, ältere Schweizer Uhr mit Handaufzug und Lederarmband am Handgelenk tragen. Wenn sie davon spricht, merkt man ihr an, wie sehr sie Uhren liebt. Sie hat ihren Traumjob gefunden!