Beim Formulieren immer eine zweite Meinung einholen. Im Anschreiben zählen konkrete Fakten. Alles andere wirkt aufgesetzt und kann sich sogar negativ auswirken.

"Ich will zum Fan meiner eigenen Arbeit werden!", verspricht ein Bewerber, und das klingt mehr nach Facebook als nach ernsthafter Arbeitsplatzsuche. Die Formulierung ist nur eine von Dutzenden Stilblüten, die Bewerbungshelfer Gerhard Winkler im Laufe eines Beraterjahres ansammelt. Viele strotzen nur so vor Eigenlob: "Konsequente gewissenhafte Mitarbeit an Ihren Projekten und keine Furcht vor Herausforderungen" gelobt etwa eine Praktikantin; "mentale sowie reale Beweglichkeit" oder den "verbindenden Auftritt in anspruchsvoller Umgebung" beteuern andere. Alles sind Auflistungen persönlicher Stärken, die unbelegt bleiben und durch ungeschickte Formulierungen zudem noch komisch wirken.

Bewerbungstrainer Winkler dagegen predigt Fakten, handfeste Argumente und Kernbotschaften, mit denen die Bewerber in ihr Anschreiben einsteigen: "Spar dir Einleitung und Höflichkeitsfloskeln, werde konkret oder halte die Klappe!" Der Personalberater weiß, dass das harte Arbeit ist. Die Jugendlichen müssen in sich selbst hineinschauen. Anschließend sollte die Leistungsbilanz in eigene Worte gefasst werden. "Viele Bewerber greifen zu Ratgebern und suchen nach Rezepten", so Winkler. Gerade für die Berufsanfänger sei die Bewerbung ein rein formaler Akt, den sie mit Formeln zu lösen versuchten: "Dabei nutzen sie Musteranschreiben, die nichts mit ihrer Wirklichkeit zu tun haben - und auch nichts mit der von Erwachsenen." In dem Bemühen, es besonders gut zu machen, fügen die jungen Kandidaten einzelne Textbausteine, Wendungen und "Schaumbläschen" zusammen - und erweitern dabei Winklers Liste "Das Beste aus Bewerbungsschreiben."

Nur zum Start eines neuen Jahres veröffentlicht Winkler seine Liste. Nicht, um sich über die Bewerber lustig zu machen, sondern um ihnen in der Fülle der Absurditäten die Augen zu öffnen: "Sie sind im Schwung der Gedanken bisweilen vom rechten Argumentationsweg abgekommen: Gut daran war, dass Sie zumindest versuchten, es mit Ihren eigenen Worten zu sagen", wendet sich der Berater an die Besucher seiner Webseite jova-nova.com. Der Bewerbungshelfer ermuntert dazu, sich in die Rolle der Personaler zu versetzen: "Wenn du Trainer eine Mannschaft wärst, wonach würdest du die Mitspieler auswählen?" Die Jugendlichen hätten ein Gespür dafür, dass Ego-Statements weniger glaubhaft seien als nachweisbare Referenzen und Formulierungen zumindest seltsam klingen. "Wäre es möglich, dass wir in einem Vorstellungsgespräch gemeinsam herausfinden, ob ich möglicherweise das Zeug dazu hätte, Ihren Ansprüchen und Erwartungen in dieser Hinsicht zu genügen?" Wer so umständlich und aufgeblasen schreibt, dazu noch den formalen Stil mit flapsigen Ausdrücken ("Das Zeug") mischt, stellt sich selbst ein Bein. "60 bis 80 Prozent der Bewerbungen sind Konfektionsware", sagt Winkler. Dagegen könne eine maßgeschneiderte Bewerbung auch an besseren Kandidaten vorbeiziehen - die auch nicht mit einem simplen "Ich freue mich über Ihren Anruf oder Ihre Mail!" abschließen.