Fabian Fahmy und Nina Fasel haben sich für ein Handwerk entschieden. Der Bereich lockt mit Weiterbildungsangeboten und Jobperspektiven.

Darauf kann Fabian Fahmy wirklich stolz sein, wenn er heute seinen 20. Geburtstag feiert. Im Alter von 19 Jahren war er der Jüngste, der im Prüfungsjahrgang 2012 in Hamburg die Meisterprüfung ablegte.

Als Fabian nach neun Jahren die Schule verließ, hatte er zunächst keine Berufsidee. Der 15-Jährige ließ sich beraten. Er suchte einen Ausbildungsberuf, der seinem Interesse, mit Lebensmitteln zu arbeiten, entgegenkommt, aber auch eine Entwicklungsperspektive bietet. Fabian entschied sich schließlich für eine Fleischerlehre in einem mittelständischen Familienbetrieb. Drei Jahre später war er Geselle. Sein langfristiges Karriereziel: Irgendwann in der Zukunft will er Lebensmittelkontrolleur werden. Für diese Ausbildung muss man den Meisterbrief vorweisen. Also drückte er nach drei Monaten als Geselle wieder die Schulbank, um Fleischermeister zu werden.

Grundsätzlich gibt es zwei Wege, um sich zum Handwerksmeister zu qualifizieren. Nach der erfolgreichen Lehre kann man einen mehrmonatigen Vollzeitkurs oder einen berufsbegleitenden Lehrgang absolvieren. Bis zur Neuregelung der Handwerksordnung 2004 war der Nachweis einer mehrjährigen Berufspraxis notwendig. Im Zuge der europäischen Harmonisierung gab es damals eine breite Diskussion, ob ein Meisterbrief überhaupt weiter nötig sei, um sich im Handwerk selbstständig zu machen. In den meisten europäischen Ländern ist das übrigens nicht so. Schließlich blieben in Deutschland 41 Gewerke übrig, in denen der Meisterbrief verliehen wird. Er ist Voraussetzung für die Selbstständigkeit, berechtigt zur Ausbildung von Lehrlingen und ermöglicht ein Fachhochschulstudium.

Für junge Hamburger rollt das Handwerk den roten Teppich aus. Anders kann man die Worte des Kammerpräsidenten Josef Katzer auf der traditionellen Jahresabschluss-Veranstaltung nicht interpretieren. "Etliche Betriebe bekamen dieses Jahr ihre Grenzen aufgezeigt. Sie wollten das Geschäft ausweiten und weitere Fachkräfte einstellen. Doch sie fanden keine. Sie suchten Auszubildende und fanden keine geeigneten Bewerber. Wenn es weniger Jugendliche gibt, dann müssen wir die, die da sind, besser fördern", sagte Katzer. Attraktive Weiterbildungsangebote und Jobperspektiven gehören zu dieser Strategie.

Grundsätzlich, da ist sich Daniela Burr, Leiterin des Prüfungswesens bei der Handwerkskammer, sicher, ist ein Meisterbrief immer eine gute Investition. Ob es die Karriereaussichten oder die Verdienstmöglichkeiten betrifft, ein Meisterbrief im Handwerk wirkt sich immer positiv aus.

Aber so ein Meisterlehrgang kostet auch Geld. Fabian schätzt seine Gesamtkosten auf 6000 bis 7000 Euro. Er beantragte Meister-BAföG und bekam 5000 Euro als Zuschuss bewilligt. Dank der bestandenen Prüfung muss er nur 4000 Euro in Raten zinsfrei zurückzahlen. Andere Meisterausbildungen sind teurer und dauern länger. Für ihn stand schon nach dreieinhalb Monaten die Meisterprüfung auf dem Plan. Im Meisterkurs an der Ersten Norddeutschen Fleischerfachschule lernte er Fachpraxis, Berufs- und Arbeitspädagogik, Wirtschafts- und Rechtskunde, Marketing und Hygienerecht sowie alles was man für die Existenzgründung, Finanzierung und Fördermittel wissen muss.

Seit Oktober arbeitet Fabian bei der Fleischerei Röhrs in Jork, die es bereits seit 300 Jahren gibt. Es ist eine der Fleischereien, die noch selber schlachten. In dem Familienunternehmen fühlt sich Fabian wohl, und er bekommt hier, was ihm noch fehlt - handfeste Berufspraxis. Dazu gehören das Wurstmachen, das Zerlegen von Schweine- und Rinderhälften - teilweise körperliche Arbeit. Das macht ihm viel Spaß, und er bedauert, dass es so wenig Nachwuchs in seinem Beruf gibt. Denn das Berufsbild des Fleischers hat sich in den letzten Jahren weiterentwickelt. Schwere Arbeit wird von Maschinen erleichtert. Qualität, Hygiene und Sauberkeit stehen heute im Mittelpunkt. "Früher wurde mehr Geld für Fleisch ausgegeben", stellt Fabian fest. "In der heutigen Zeit wollen die meisten Fleischkonsumenten immer weniger für ihr Essen ausgeben. Aber es gibt auch einen Gegentrend: Menschen die für gute Qualität bereit sind, mehr auszugeben und darauf achten, woher sie ihr Fleisch beziehen."

In einem für junge Frauen untypischen Beruf tritt Nina Fasel in die Fußstapfen ihres Vaters. Sie ist Meisterin im Maurer- und Betonbauerhandwerk. Für sie stand schon immer fest, dass sie praktisch und mit ihren Händen arbeiten wollte. Als Tochter eines Maurermeisters zog es sie ins Handwerk. Am liebsten wäre sie Malerin geworden. "Doch als Frau hat man es im Handwerk noch immer nicht leicht", sagt die 23-Jährige. Nach dem Realschulabschluss 2005 und einem berufsvorbereitenden Jahr lernte die junge Norderstedterin im elterlichen Betrieb. Dort arbeitete sie auch nach der Ausbildung für ein Jahr. Zu ihrem Abschluss bekam sie von der Henri Benthack Stiftung einen 4000-Euro-Gutschein als Zuschuss für einen Meisterlehrgang, den sie 2010 begann. Ein Jahr lang fuhr sie täglich zum Elbcampus, dem Kompetenzzentrum der Hamburger Handwerkskammer.

Für sie war das eine anstrengende Zeit. Ihre Familie und ihr Freund unterstützten sie. Dafür war sie dankbar und sagt heute im Rückblick: "Ich war während dieser Zeit nicht immer leicht zu ertragen, aber sie waren trotzdem immer für mich da." Im November 2011 bestand sie ihre Meisterprüfung.

Heute arbeitet Nina für eine Vermögensverwaltung und kümmert sich um die Instandhaltung des Immobilienbestandes. Ihr ist es wichtig, zunächst Berufserfahrung zu sammeln, bevor sie dann als Handwerksmeisterin selbstständig arbeiten will. "Ich habe beim Meisterlehrgang neben Gesellen mit 15 Jahren Berufserfahrung gemerkt, dass die Sachen können, die ich nur aus Büchern kannte."

Diese Berufserfahrung sammelt sie jetzt. Ihr Traum ist es, später als Bauleiterin arbeiten.

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