Die Jugendberufsagentur hilft Jugendlichen. Mojtaba Gholami kam vor drei Jahren nach Deutschland. Seine Lehrstelle konnte er sich sogar aussuchen

Leicht war es nicht. Aber Mojtaba Gholami hat es geschafft. Seit dem ersten September macht der junge Mann eine Ausbildung zum Elektroniker an der Universität Hamburg.

Zuvor hat Mojtaba rund 70 Bewerbungen geschrieben und musste mit jeder Menge Absagen klarkommen. Entmutigen ließ sich der 18-Jährige davon trotzdem nicht. Vielleicht ist eine Erklärung dafür sein bisheriger Lebensweg. So hat Mojtaba auf seiner mehrjährigen Odyssee durch Europa sehr viel Schlimmeres erlebt, bevor er 2010 als gebürtiger Iraner in Deutschland Asyl beantragte und als minderjähriger, unbegleiteter Flüchtling auch erhielt.

Nun folgte die Unterbringung in einer Wohngruppe für Jugendliche, und Deutschkurse standen an. Mojtaba legte sich mächtig ins Zeug und büffelte. Schließlich machte er seinen Hauptschulabschluss. Die Mühe hat sich gelohnt. Tatsächlich erhielt Mojtaba am Ende sogar drei Zusagen für einen Ausbildungsplatz und konnte sich seinen künftigen Arbeitgeber sogar aussuchen.

Hilfestellung auf dem Weg zum Ausbildungsplatz erhielt er von der Jugendberufsagentur. „Als ich Mojtaba kennengelernt habe, hatte er schon einen klaren Berufswunsch. Fluggerätemechaniker sollte es sein. Da jedoch die beiden Hauptarbeitgeber für diesen Beruf, Lufthansa und Airbus, ihre Ausbildungsplätze früh vergeben, war für 2013 nichts mehr zu machen“, sagt Berufsberater Stefan Tech.

Warten und es im nächsten Jahr erneut versuchen wollte Mojtaba jedoch nicht. „Ich möchte so schnell wie möglich auf eigenen Beinen stehen“, sagt er. „Also haben wir eine Interessen-, Stärken- und Schwächen-Analyse vorgenommen und sind so auf das Berufsfeld Elektrotechnik gekommen. Für diesen Bereich habe ich Mojtaba daraufhin regelmäßig freie Ausbildungsangebote zugeschickt“, sagt Tech. Eines davon war die Ausbildungsstelle zum Elektroniker bei der Uni Hamburg. Dass Mojtaba schließlich mit seinen Bewerbungen erfolgreich sein würde, davon war Berufsberater Tech stets überzeugt. „Wer wirklich motiviert ist, den vermitteln wir in eine Ausbildung. Und Mojtaba ist sehr motiviert.“

Mojtaba beherrscht Deutsch inzwischen so gut, dass er sogar Theater spielt

Tatsächlich lautet das Motto der Jugendberufsagentur: „Jeder wird gebraucht.“ Ziel ist es, Jugendlichen bis 25Jahren den Übergang von der Schule ins Berufsleben zu erleichtern. „Und damit sind wirklich alle Jugendlichen gemeint“, betont Tech. „Zu uns kommen Schüler kurz vor dem Haupt- oder Realschulabschluss wegen einer allgemeinen Berufsorientierung, Abiturienten, die sich über verschiedene Studienmöglichkeiten informieren möchten oder auch junge Eltern, die es schaffen wollen, Beruf und Kind unter einen Hut zu bringen.“

Aber auch bei persönlichen Problemen sowie bei allen Fragen zu Ausbildungs- oder Studienfinanzierung, Bewerbungscoaching oder Unterstützung zur Ausbildungsreife ist die Jugendberufsagentur die richtige Anlaufstelle. „Wer ohne Schulabschluss zu uns kommt, dem vermitteln wir zunächst eine Maßnahme zur Berufsvorbereitung, und wenn es dann nicht gleich am ersten Arbeitsmarkt klappt, findet sich eine Stelle in einer außerbetrieblichen Ausbildung“, verspricht Berater Tech. „Wir können zwar auch keine Ausbildungsplätze schnitzen, aber wir können viel für die jungen Menschen tun.“ Allerdings stets unter der Voraussetzung, dass auch die Jugendlichen ihren Teil zum Erfolg beitragen. „Sie müssen den entsprechenden Willen mitbringen“, sagt Tech. Dies sei die wichtigste Voraussetzung.

So wie Mojtaba. „Natürlich war es manchmal ganz schön anstrengend“, sagt er rückblickend. Vor allem die deutsche Sprache habe ihm zu schaffen gemacht. Inzwischen beherrscht er sie so gut, dass er sogar damit auf die Bühne treten wird. Als das „MUT! Theater“, Jugendliche mit Migrationshintergrund für ein multikulturelles Stück suchte, meldete er sich. „Sie haben mich genommen, und nun muss ich jede Menge Text lernen.“ Doch das Lernen macht ihm nichts aus. „Ich weiß jetzt, dass sich alles erreichen lässt, wenn man es wirklich will.“