Berlin (dpa/tmn). Eine staubtrockene Materie, extrem zahlenlastig: Dieses Klischee haftet dem Beruf von Wirtschaftsprüfern an. Was an den Vorurteilen dran ist, verrät Wirtschaftsprüferin Katrin Fischer im Job-Protokoll.

Natürlich dreht sich im Alltag von Wirtschaftsprüfern vieles um Zahlen. Schließlich geht es darum, die Jahresabschlüsse von börsennotierten Unternehmen, Banken, Versicherungen und staatlichen Unternehmen zu prüfen und anschließend zu testieren, dass alles korrekt ist.

Auch Wirtschaftlichkeits- und Kreditwürdigkeitsprüfungen, etwa von Firmen, nehmen Wirtschaftsprüfer vor und tauchen dafür tief in Bilanzen, Abschlüssen und Co. ein. Was den Beruf so spannend macht, verrät Katrin Fischer von der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Visus im Job-Protokoll.

Der Weg in den Beruf

Eigentlich wollte ich Steuerberaterin werden. Mein Abitur habe ich 1989 noch zu DDR-Zeiten gemacht. Aber mit einem Studienplatz für BWL, den ich mir wünschte, hat es in der DDR nicht geklappt. Ich studierte zunächst kurzzeitig Maschinenbau.

Dann kam die Vereinigung Deutschlands und endlich konnte ich das tun, was ich wollte. Um meinem Berufswunsch Steuerberaterin näherzukommen, schrieb ich mich an der TU Berlin für Wirtschaftswissenschaften ein. Das war im September 1990. Fünf Jahre später war ich mit dem Studium fertig.

Ich sammelte anschließend Erfahrungen in einer Steuerberater-Kanzlei und legte Anfang 1999 mein Steuerberaterexamen ab. Ein Kommilitone erzählte mir, dass er sich nun auch gleich auf sein Wirtschaftsprüferexamen vorbereiten wolle und fragte, ob das nicht auch etwas für mich wäre. Das ließ ich mir durch den Kopf gehen und konnte mich schließlich dafür begeistern. Heute bin ich beides: Steuerberaterin undn Wirtschaftsprüferin.

Die Aufgaben

Vor allem geht es darum, Jahresabschlüsse zu überprüfen. Dazu gehört, zu schauen, ob die ausgewiesenen Vermögens- und Schuldposten tatsächlich vorhanden sind und nichts gefälscht oder geschönt wurde. Gleichzeitig achten wir darauf, ob alles vollständig ist und zum Beispiel für alle vorhandenen Risiken wirklich die erforderlichen Rückstellungen gebildet wurden.

Um solche Prüfungen vornehmen zu können, ist eine detaillierte Befassung mit den Unterlagen und Zahlen des jeweiligen Mandanten erforderlich. Je nach Größe des Unternehmens kann diese Prüfphase zwischen einer Woche und mehreren Monaten dauern.

Früher erfolgten derartige Prüfungen zwingend vor Ort beim Mandanten. Die Digitalisierung ist uns hier sehr entgegengekommen und hat die Prüfungszeiten vor Ort deutlich verkürzt. Wir prüfen heute viel stärker remote vom Büro aus.

Daneben erstellen Wirtschaftsprüfer unabhängige Gutachten zu den verschiedenen Fragestellungen. Als Experten in nahezu allen betriebswirtschaftlichen Themen beurteilen Wirtschaftsprüfer zum Beispiel die Bewertung von Unternehmen, komplexe Bilanzierungsdetails oder auch steuerliche Einzelfragen. Sogar als Testamentsvollstrecker kommen Wirtschaftsprüfer zum Einsatz.

Wir Wirtschaftsprüfer sitzen aber auch mit den Vorständen eines Unternehmens an einem Tisch und besprechen mit ihnen Geschäftskonzepte. Dabei geht es dann etwa darum, auszuloten, ob die Konzepte rentabel und zukunftsfähig sind.

Die spannendsten Seiten des Berufs

Man lernt die unterschiedlichsten Unternehmen kennen und steigt dort wirklich sehr tief in die jeweilige Materie ein. Das ist unglaublich bereichernd. Und zugleich hat man es dort - wie in jeder Branche - mit den unterschiedlichsten Menschen zu tun und muss mit ihnen klarkommen.

Die Herausforderungen

Manchmal gestaltet sich die Kommunikation mit den Menschen schwierig. Wir Wirtschaftsprüfer sind ja eine Art Kontrollinstanz für ein Unternehmen. Manche Führungskräfte in einer Firma finden die Kontrolle von unabhängiger Seite toll, weil sie Verbesserungen bringen.

Aber längst nicht alle leitenden Angestellten in einem Unternehmen sind derart aufgeschlossen. Richtig schwierig wird es immer dann, wenn Fehler verschleiert werden sollen. In solchen Fällen müssen sich Wirtschaftsprüfer dann durchsetzungsstark zeigen.

Welche Eigenschaften Wirtschaftsprüfer zwingend brauchen

Neben der Durchsetzungsstärke? Man sollte neugierig sein, auf Menschen zugehen können und jeden Tag aufs Neue Lust darauf haben, Sachverhalten in einem Jahresabschluss wirklich akribisch auf den Grund zu gehen. Und man muss streitlustig sein, um einen erkannten Missstand auch bei Widerstand aus den Reihen des Unternehmens in angemessener Tonlage zu verteidigen. Dafür muss die eigene Position fachlich hundertprozentig korrekt und logisch sein. Auf jeden Fall ist der Job herausfordernd.

Wie die Verdienstmöglichkeiten aussehen

Wirtschaftsprüfer gehören unmittelbar nach dem Examen mit einem durchschnittlichen Anfangsgehalt von 91.000 Euro im Jahr zu den gut verdienenden Berufen. Mit der Berufserfahrung steigt auch das Gehalt, nach neun Jahren liegt das Durchschnittsgehalt derzeit bei jährlich 156.000 Euro. Aufgrund der hervorragenden Auslastung in der Branche geht die Tendenz weiter steil nach oben.