Berlin. Diese Studenten haben ein Mini-Schlagzeug gebaut. Jetzt arbeiten sie an der zweiten Generation und wollen sich professionalisieren.

Der weiße Metallkasten ist etwa zehn mal 15 Zentimeter groß. Ein paar Drehknöpfe hat er, drei Kabel sind angeschlossen, jedes endet in einem Clip mit Sensor.

Was Rafael Prado, Sebastian Schmidt, Nikolas Wagner Bozzolo und Marc Moosreiner da mit Jam G8 entwickelt haben, erschließt sich nicht auf den ersten Blick. Es ist ein elektronisches Schlagzeug – klein genug für jede Tasche und jeden Rucksack.

Ihre Entwicklung hat ihnen jüngst den ersten Preis des Funpreneur-Wettbewerbs der Frei­en Universität (FU) Berlin eingebracht.

Trommeln auf Möbeln oder Dosen

So funktionieren die Drums to go: Die Clips können an beliebigen Gegenständen befestigt werden, an Büchern beispielsweise, Möbeln oder Dosen. Wenn der Nutzer auf den Gegenständen trommelt, nehmen die Sensoren die Vibrationen auf und übertragen sie an das Gerät.

Von dort werden die Signale an ein Smartphone oder einen Computer weitergeben, mittels gängiger Musiksoftware in Sounds verwandelt und über Kopfhörer oder Lautsprecher ausgespielt. „Clip and Play“ nennen die vier von Jam G8 dieses Prinzip, mit dem jede Oberfläche zum Schlagzeug wird.

Sechs Wochen, um ein Projekt zu starten

Für die Jam-G8-Gründer, alle zwischen 19 und 23 Jahre alt, begann alles mit einem Aushang zum Wettbewerb, den Marc Moosreiner entdeckte: „Ich fand es cool und spannend, dass man da in der Gruppe arbeiten und innerhalb von sechs Wochen ein Projekt auf die Beine stellen kann“, erzählt er.

Zusammen mit seinem Kommilitonen Nikolas Wagner Bozzolo, beide studieren im dritten Semester Politikwissenschaft an der FU, ging er zur Info-Veranstaltung. Bozzolo wiederum holte seinen Freund Rafael Prado ins Boot. Er studiert im dritten Semester Informatik an der Technischen Uni.

Erfolg durch Heterogenität

Sebastian Schmidt, BWL-Student und kurz vor dem Abschluss, stieß beim „Teamfindungs-Workshop“ dazu. Ein heterogenes, dadurch aber sehr erfolgreiches Team, wie Schmidt meint: „Wenn man aus verschiedenen Studiengängen kommt, hat man auch ganz andere Sichtweisen auf die Probleme.“

Zunächst musste eine zündende Projektidee her. Sie erinnerten sich an einen Abend in einer Bar: Eine Band trat auf, allerdings ohne Schlagzeug – ihr Auto war kaputtgegangen, es gab keine Transportmöglichkeit für die Percussioninstrumente.

Anspruch: gut funktionieren und cool aussehen

„Da dachten wir, eigentlich wäre es gut, wenn man etwas Portableres hätte, das genauso gut funktioniert und cool aussieht“, erinnert sich Wagner Bozzolo. Prado, der Techniker im Team, war sofort optimistisch. Er ist derjenige, der am meisten selbst Musik macht, unter anderem auch Schlagzeug spielt.

Auf Grundlage einer Handskizze begannen die Vier, einen Prototyp zu basteln, und arbeiteten sich dann nach der Methode Versuch und Irrtum voran.

Weder die perfekten Ausgangsmaterialien noch alle nötigen Werkzeuge waren vorhanden. „Wir haben bei Rafael zu Hause Stunden damit verbracht, zu löten, zu sägen und zu bohren“, erzählt Moosreiner. „Es hat richtig Spaß gemacht.“

Marktstudie und Businessplan

Immer wieder trafen sie sich abends nach der Uni und an den Wochenenden, erstellten eine kleine Marktstudie und einen Businessplan, kümmerten sich um Marketing, Webseite und Pressearbeit.

„Das hat uns schon mal gezeigt, welche Anforderungen dahinter stecken, ein Unternehmen zu gründen“, erzählt Sebastian Schmidt. Natürlich war auch der Produktname ein Thema, der nun mit Jam den Musikbezug herstellt.

Währenddessen soll G8 (sprich: Gate) an ein Tor erinnern, durch das man mit dem Gerät hindurchgehen kann, um dann unkompliziert „loszujammen“.

Coaching durch Wirtschaftspaten

Parallel besuchten die Gründer der Studentenfirma die Fun­preneur-Work­shops. Dort erhielten sie Feedback von den anderen Teams und lernten alles Wichtige über Zielgruppenanalyse, Vertrieb, Marketing, Techniken beim Pitchen (also dem Präsentieren des Produkts vor Investoren) und rechtliche Aspekte des Gründens.

Nicht zuletzt gehört das Coaching durch Wirtschaftspaten zum Konzept des Funpreneur-Wettbewerbs.

Die ersten Modelle für 59 Euro verkauft

Die ersten zwölf Exemplare von Jam G8, genauer von Jam G8 Generation 1, wurden während des Wettbewerbs bereits verkauft, für 59 Euro das Stück. Inzwischen pausiert der Vertrieb.

Die vier Tüftler wollen ihr Produkt erst einmal verbessern: „Sechs Wochen Entwicklungszeit für ein elektronisches Produkt ist sehr, sehr wenig“, erklärt Moosreiner. „Dafür funktioniert es fast perfekt.“

Bald mit der Generation 2 am Markt

Trotzdem gebe es hin und wieder minimale Verzögerungen in der Tonwiedergabe. Das sei nervig für Leute, die damit richtig Musik machen wollen. Diese technische Schwäche wollen sie nun beheben und dann mit der Jam G8 Generation 2 an den Markt gehen.

Auch das Design und den Herstellungsprozess wollen sie weiterentwickeln: „Wir können das nicht alles in unserer Garage machen.“