Berlin. Arbeitgeber schätzen Disziplin und Leistungswillen, sagt Andre Tzschaschel. Seine Agentur berät Sportler bei und nach der Karriere.

Andre Tzschaschel (33) ist Inhaber der Agentur Valuesports. Unter anderem unterstützt er Sportler bei ihrer Vermarktung und plant mit ihnen den beruflichen Weg nach der aktiven Karriere. Mit Tzschaschel sprach Yvonne Scheller.

Berliner Morgenpost: Herr Tzschaschel, warum müssen Profisportler frühzeitig Weichen für die Zukunft zu stellen? Wer es an die Spitze schafft, hat doch ausgesorgt, oder?

Andre Tzschaschel: In den meisten Sportarten in Deutschland haben die Sportler am Ende ihrer aktiven Karriere eben nicht ausgesorgt. Abgesehen vom Fußball und vielleicht in der Formel 1 sieht es finanziell nicht ganz so prickelnd aus.

Was verdienen Profisportler denn?

Tzschaschel: Da kann ich nur ungefähre Angaben machen, aber um mal die klassischen Ballsportarten zu nennen: Sehr gute Handballer verdienen sechsstellig im Jahr, Basketball- und Eishockeyspieler verdienen tendenziell etwas besser, während Volleyballspieler deutlich darunter liegen. Profifußballer schließlich können bekanntermaßen sehr viel verdienen.

Was bringen Werbeverträge?

Andre Tzschaschel ist Inhaber der Berliner Agentur Valuesports.
Andre Tzschaschel ist Inhaber der Berliner Agentur Valuesports. © Felix Pöhland | Felix Pöhland

Abseits vom Fußball verdient nur eine geringe Zahl der Sportler hier deutlich etwas dazu. Es ist mehr ein Zubrot. Zwar gibt es sportnahe Ausrüster, die Topathleten auch der kleineren Sportarten als Testimonials buchen, aber als Models für Kartoffelchips, Hautcreme oder Shampoo spielen sie eher selten eine Rolle.

In welchem Alter ist die Karriere als Profisportler vorbei?

Tzschaschel: Zwischen Ende 20 und Ende 30. Wer mit Mitte 40 noch im Profisport aktiv ist, gehört schon zu den Ausnahmen. Im Durchschnitt hat ein Profisportler vielleicht 15 aktive Jahre, wenn alles gut geht und keine ernsten Verletzungen die aktive Zeit abrupt beenden.

Wie sieht eine kluge Karriereplanung aus?

Tzschaschel: Wir versuchen zusammen mit den jungen Sportlern ihre Karriere von hinten zu denken. Einerseits sportlich: Wo willst du hin, wo kannst du hinkommen? Aber eben auch: Wo liegen alternative Affinitäten?

Also im Grunde eine ganz klassische Karriereberatung, die nach Talenten und Stärken fragt und die gewünschten Rahmenbedingungen abklopft: Soll es eine Angestelltenposition werden oder lieber die Selbstständigkeit, soll es nah im Sportumfeld bleiben, oder ist etwas ganz Neues reizvoll? So lassen sich frühzeitig die Faktoren für einen Meilensteinplan zusammentragen.

Wie offen sind die jungen Sportler dafür?

Tzschaschel: Durchaus offen, und sie sind ja auch nicht allein. Wir entwickeln einen solchen Meilensteinplan oft zusammen mit den Eltern, die naturgemäß schon früh in die Zukunft blicken. Sehr hilfreich sind zudem oft Sponsoren und Partner der Vereine, die wiederum Kontakte in die Wirtschaft mitbringen.

Und tatsächlich sind Sportler als Azubis oder Dualstudierende in der Wirtschaft heiß begehrt. Denn sie bringen wichtige Sozialkompetenzen mit, von Disziplin, Pünktlichkeit und Teamfähigkeit über Biss, Leistungsbereitschaft und -willen bis hin zum Hunger auf Erfolg und zur Fähigkeit, mit Rückschlägen umzugehen. Sport ist eine gute Schule fürs Leben.

Was raten Sie?

Tzschaschel: Wir versuchen die Jugendlichen dafür zu sensibilisieren, ihre kleinen grauen Zellen nicht nur für den Sport zu nutzen. Das Brennen für den Sport ist hochemotional und herausfordernd, aber gerade in jungen Jahren lernt sich auch vieles andere leicht – und muss gelernt werden.

Gerade im Profisport ist das Leben oft sehr durchgeplant und vieles ist vorgegeben: Wann ich beim Mittagessen oder am Flughafen sein muss und ob ich die schwarze oder die grüne Hose trage. In einem derart durchgeplanten Leben ist es wichtig, ab und zu mal aus der Blase auszubrechen, um am Ende nicht völlig weltfremd dazustehen.

Welche Optionen haben Profisportler, wenn sie ihre zweite Karriere angehen?

Tzschaschel: Grob gesagt gibt es drei Optionen: Sie können im unmittelbaren Sportumfeld, etwa als Trainer, Athletiktrainer oder Sportdirektor tätig werden, doch da ist die Zahl der Stellen begrenzt. Das erweiterte Sportumfeld bietet da schon mehr Möglichkeiten, beispielsweise im Management, im Marketing oder als Experte im Rundfunk.

Oder, drittens, sie entscheiden sich für eine ganz andere Richtung. Stefan Effenberg wird Banker. Und Robert Kromm, der gerade seine Profilaufbahn als deutscher Volleyball-Nationalspieler beendet hat, schlägt nun eine Laufbahn als Polizist ein. Wichtig ist dabei, sich nicht erst eine lange Auszeit zu gönnen, denn die wird schnell länger als geplant.