Berlin. Trotz 20.000 Absolventen pro Jahr, haben Arbeitgeber weiteren Bedarf. Wolf-Christian Hildebrand vom VWI über Wirtschaftsingenieure.

Wolf-Christian Hildebrand ist Vorsitzender des Verbands Deutscher Wirtschaftsingenieure (VWI). Der Verein vertritt die Interessen von Studierenden und Berufstätigen. Hauptberuflich arbeitet Hildebrand als Professor an der Technischen Hochschule Brandenburg. Mit ihm sprach Julia Königs.

Berliner Morgenpost: Herr Hildebrand, muss man Technikexperte sein, um Wirtschaftsingenieur zu werden?

Wolf-Christian Hildebrand: Nein. Wichtig ist eher, den Gesamtüberblick zu behalten. Im Wesentlichen sind Wirtschaftsingenieure Generalisten. Durch die Mischung aus Technologie und Management sind sie befähigt, sich in den unterschiedlichsten The­mengebieten zurechtzufinden.

Dr. Wolf-Christian Hildebrand ist Professor an der Technischen Hochschule Brandenburg und Präsident des VWI.
Dr. Wolf-Christian Hildebrand ist Professor an der Technischen Hochschule Brandenburg und Präsident des VWI. © VWI | VWI

Angefangen bei klassischen ingenieurwissenschaftlichen Disziplinen wie Maschinenbau oder Elektrotechnik, kommen immer mehr Einsatzgebiete hinzu, die auch als Schwerpunkt an der Hochschule gewählt werden können.

Das wären zum Beispiel das Gesundheitswesen oder Energie- und Ressourcenmanagement. Das Stichwort lautet hier Interdisziplinarität. Der Wirtschaftsingenieur als Vermittler zwischen den Welten, das ist sozusagen seine DNA.

Mischung aus Technologie und Management das Erfolgsrezept

Welche Fähigkeiten braucht man unbedingt?

Erfolgsfaktoren sind sicherlich vernetztes Denken, Zielstrebigkeit und Durchhaltevermögen.

Warum ist das Studium Wirtschaftsingenieurwesen so populär?

Wir freuen uns über die anhaltend hohe Nachfrage am Studiengang. Man muss aber auch festhalten, dass der Studiengang mit seiner über 90-jährigen Tradition schon seit den 1980er-Jahren einen enormen Aufwind erlebt hat.

An der heutigen Technischen Universität Berlin in den 1920er-Jahren begründet, ist die Mischung aus Technologie und Management seit jeher das Erfolgsrezept.

Wie beurteilen Sie den Arbeitsmarkt für Wirtschaftsingenieure?

Es herrschen für die rund 100.000 Studierenden des Wirtschaftsingenieurwesens hervorragende Jobaussichten. Trotz hoher Absolventenzahlen, rund 20.000 pro Jahr, hält die Nachfrage nach Absolventen bei den unterschiedlichen Arbeitgebern ungebrochen an.

Vor dem Abschluss ihres Studiums angeworben

Was verdient man?

Ein Wirtschaftsingenieur steigt nach unseren Studien mit etwa 50.000 Euro brutto ins Berufsleben ein und erfährt oftmals eine prozentual zweistellige Gehaltssteigerung innerhalb der ersten zwei Jahre.

Wie gelingt der Berufseinstieg?

Absolventen werden häufig bereits vor dem Abschluss ihres Studiums angeworben. Üb­lich sind der direkte Einstieg, ein Traineeprogramm oder eine Tätigkeit als Consultant.

Wie sieht die Nachwuchsförderung des VWI aus?

Um ein Wandler zwischen den Welten Technik und Wirtschaft zu werden, wollen wir die Begeisterung für beide Bereiche wecken: Wir informieren zum Beispiel regelmäßig über die Ausbildungsinhalte und gestalten diese mit Hochschulen und der Politik aktiv mit, etwa durch den Qualifikationsrahmen Wirtschaftsingenieurwesen, den wir mit den Fakultäten und dem Fachbereichstag Wirtschaftsingenieurwesen herausgeben.

Info: Studentischer Verein an der TU Berlin

An zahlreichen Hochschulen haben sich VWI-Gruppen zusammengefunden, so auch in Berlin. Die Arbeitsgruppe Wirtschaftsingenieure (AG WiIng), ein gemeinnütziger Verein mit Sitz an der Technischen Uni, bietet unter anderem Workshops, Vorträge und Werksführungen an.