Berlin. Katja Falkenberg ist Beraterin bei der IHK. Sie spricht über die Ausbildung in der Systemgastronomie und Bewerbermangel in der Branche.

Katja Falkenberg arbeitet als Ausbildungsberaterin bei der Industrie- und Handelskammer (IHK) Berlin. Dort ist sie für den Bereich Systemgastronomie zuständig. Adrienne Kömmler sprach mit ihr über den Ausbildungsberuf, Einsatzmöglichkeiten und Berufsaussichten.

Berliner Morgenpost: Was genau bedeutet eigentlich Systemgastronomie?

Katja Falkenberg: Betriebe der Systemgastronomie arbeiten nach einem standardisierten Gastronomie-Prinzip. Die einzelnen Filialbetriebe, die häufig von Franchise-Nehmern geführt sind, werden also zentral gesteuert.

Katja Falkenberg ist Ausbildungsberaterin bei der IHK Berlin.
Katja Falkenberg ist Ausbildungsberaterin bei der IHK Berlin. © Adrienne Kömmler | Adrienne Kömmler

Systemgastronomen setzen festgelegte Standards um. In den Beruf führt eine dreijährige Ausbildung mit vielen kaufmännischen Inhalten. Buchhaltung gehört dazu. Ein bisschen Zahlenverständnis ist deshalb sinnvoll. Aber auch Marketing, Warenwirtschaft und Personalplanung ebenso wie Küche, Hygiene, Service sind fachliche Bestandteile.

Was brauchen Azubis, um den Anforderungen gewachsen zu sein?

Falkenberg: Interesse an der Gastronomie ist natürlich wichtig. Selbstbewusstsein, Zuverlässigkeit und auch Organisationstalent helfen. Man muss kein Abitur mitbringen, aber einen guten mittleren Schulabschluss – kurz MSA – halte ich für wichtig. Denn der Beruf ist recht anspruchsvoll.

Es gibt aber auch Betriebe, die Schülern mit Berufsbildungsreife einen Platz bieten. Leider sind mehr als 20 Prozent aller Auszubildenden den Anforderungen nicht gewachsen und brechen ab oder schaffen den Abschluss nicht.

Andererseits können Abiturienten die Ausbildung um zwölf Monate, Schüler mit MSA um sechs Monate verkürzen. Man kann auch erst einmal die zweijährige Ausbildung als Fachkraft im Gastgewerbe beginnen und dann ein Jahr Systemgastronomie dranhängen.

Wie viele Systemgastronomen werden denn jährlich ausgebildet?

Falkenberg: Die IHK registriert in diesem Bereich bis zu 60 Ausbildungsverträge jedes Jahr. Aber der Bedarf ist weitaus höher als die Bewerberzahlen. Das Ausbildungsstellenangebot liegt über dem, was dann wirklich besetzt werden kann.

Zum Beispiel wollte in diesem Jahr eine Kaffeekette groß in die Ausbildung für Systemgastronomie einsteigen, aber es gab einfach keine Bewerber. Dabei steigt die Ausbildungsvergütung fast jedes Jahr – ab kommenden August um je 20 Euro auf 770 im ersten, 860 im zweiten und 960 Euro im dritten Ausbildungsjahr.

Woran liegt es, dass Bewerber fehlen?

Falkenberg: Das Problem haben viele Ausbildungsbetriebe im Moment. Möglicherweise ist dieser Beruf in der Systemgastronomie nicht so bekannt wie andere Gastronomie-Berufe. Wir als IHK klären da gern auf, denn es ist ein interessanter Beruf mit vielen Möglichkeiten. Jeden Mittwoch am Nachmittag berate ich in einer offenen Sprechstunde.

Wie sehen die Aufstiegsmöglichkeiten in dem Job aus, welche Karrierewege sind möglich?

Falkenberg: Man hat in diesem Beruf wirklich tolle Karrierechancen. Jeder, der sich gut macht, wird übernommen. Viele Betriebe bieten interne Seminare an, die bis zum Schicht- oder Restaurantleiter qualifizieren.

Über eine Weiterbildung an einer Hotelfachschule oder ein Studium der Betriebswirtschaft hat man die Möglichkeit, eine führende Management-Position zu erlangen oder schließlich selbst als Franchise-Nehmer eine oder mehrere Filialen zu übernehmen. Aber man muss sich vorher natürlich fragen: Macht mir Schichtarbeit nichts aus? Bin ich bereit, an Wochenenden und Feiertagen zu arbeiten?

Und dann sollte man sich überlegen, welches Gastronomiekonzept einem am meisten zusagt. Burger-Läden oder Health-Food-Restaurants, selbst Kaffeebars werden im Filialbetrieb geführt. Auch der Lieferservice spielt zunehmend eine Rolle und bildet aus. In Kaufhäusern, Einkaufszentren, an Bahnhöfen – die Anzahl der Betriebe der Systemgastronomie ist gestiegen. Was ihm liegt, muss jeder für sich herausfinden.