Berlin. Jessica und Daniel Krauter wollen mit ihrem Start-up „Buah“ Trockenfrüchte schmackhafter machen. Die Idee hatten sie nach einer Reise.
Wer kennt das nicht, man kommt aus dem Urlaub zurück und das heimische Essen schmeckt plötzlich langweilig. Ganz besonders der unreife Inhalt der Obsttheke hält keinem Vergleich mit den saftigen Früchten stand, die man auf Märkten in Frankreich, der Türkei oder auch Südamerika kaufen konnte. Wenn sich dieser typisch deutsche Nachurlaubsfrust doch nur irgendwie vermeiden ließe!
Die schwäbischen Geschwister Jessica (28) und Daniel Krauter (25) sind angetreten, genau das möglich zu machen. Den Ausschlag gab besagte Enttäuschung im Supermarkt, die sich einstellte, nachdem beide von Abenteuerreisen in unterschiedliche Weltgegenden zurückgekehrt waren, Jessica aus Thailand, Daniel aus Costa Rica.
Weder den schmackhaften Ananas-Smoothie noch sonst irgendein zur Gewohnheit gewordenes Geschmackserlebnis auf Basis tropischer Früchte konnten sie in Deutschland weiter zelebrieren. Doch das wollten sie nicht hinnehmen.
Ein Investor half mit einer großen Summe
Die Lösung ihres Problems ist technischer Natur und heißt Gefriertrocknung. Man kennt gefriergetrocknete Früchte aus Müslimischungen, „allerdings sind sie da immer nur sehr klein und schmecken nicht“, sagt Jessica.
„Bei unseren Früchten steht die Qualität im Vordergrund, sie sind knuspriger, aromatischer und schmecken wie frisch gepflückt.“ Wie frisch gepflückt - das ist jetzt der Slogan von „Buah“. „Buah“ bedeutet Frucht auf Indonesisch, und so heißt auch die Firma, mit der die Krauters ihre Früchte vermarkten.
Von der Geschäftsidee, die Jessica und Daniel im Rahmen des Funpreneur-Wettbewerbs der Freien Universität entwickelten, bis zum Startschuss für den Handel 2017 dauerte es nur wenige Jahre.
Das Learning by Doing begann 2014. Zunächst auf kleiner Flamme oder, wie der Wirtschaftsfachmann sagt: Es wurde ein MVP, ein „minimum viable product“, getestet, mit dem ohne großen Aufwand Erfahrungen im realen Marktumfeld gesammelt werden. Das war die Low-Budget-Phase, bis man 2015 eine GmbH gründete und einen Investor fand, der eine Summe im sechsstelligen Bereich lockermachte.
Gründung noch aus der Uni heraus
Damit starteten die Geschwister noch aus der Uni heraus ihre eigene Firma. Jessica hatte Wirtschaftspsychologie in Berlin studiert, Daniel Wirtschaftsingenieurwesen im schweizerischen Luzern. Seine Wunschstadt war Berlin nicht, doch im Sinne des gemeinsamen Projekts hat er sich hier eingelebt. „Wir ergänzen uns gut“, sagt Jessica.
„Ich bin die Rampensau; wenn mir etwas gut gefällt, kann ich es auch gut verkaufen.“ Wenig überraschend ist sie für Vertrieb und Marketing zuständig. Ihr Bruder kümmert sich derweil um Finanzen, IT und Produktion.
Die knusprigen Buah-Trockenfrüchte werden gern als Snack geknabbert oder auch einmal ins Sektglas getan. Ganz wunderbar lässt sich damit das heimische Müsli aufwerten. Am besten aber kommen sie in den Vollfrucht-Smoothies zur Geltung, für die Buah Fertigmischungen herstellt.
Nicht allein auf die Früchte kommt es dabei an, sondern auch auf die Rezepte. An denen haben die jungen Gründer lange herumgetüftelt und mixfertige Fruchtpotpourris entwickelt. Aronia & Friends, Erdbeere & Friends oder Mango & Friends heißen sie, aber auch Ananas, Himbeere oder Mango pur sind zu haben.
Reiner Fruchtgenuss durch Gefriertrocknung
Das Gesunde daran: Es steckt nichts außer den Früchten drin, denen lediglich das Wasser entzogen wurde. Den Inhalt einer Smoothie-Dose, die 4,90 Euro kostet, muss man lediglich in den Mixer tun, das im Volumen bereits passende Behältnis einmal mit Wasser oder Milch nachfüllen, dazugießen und pürieren.
Heraus kommt reiner Fruchtgenuss, der besonders vitaminreich ist. „Bei der Gefriertrocknung bleiben sämtliche Vitamine, Nährstoffe und Aromen erhalten“, erklärt Jessica, „das ist ein Produkt mit Rohkostqualität.“
Buah-Produktionsstandorte in Brandenburg
Die reifen Früchte werden sechs Stunden nach der Ernte eingefroren und dann für die Gefriertrocknung an die Buah-Produktionsstandorte in Brandenburg gebracht. Hier werden die Produkte auch abgepackt, abgefüllt und im Anschluss direkt an die Kunden verschickt. Die Firmenzentrale dagegen befindet sich in Berlin-Prenzlauer Berg, wo die Geschwister mittlerweile ein Team von zehn Leuten beschäftigen.
Beliefert werden viele Firmenkunden, die die leckeren Drinks gern „co-branden“, das heißt, mit ihrem Logo bedruckt auf Messen und als Firmen- oder Mitarbeitergeschenke weiterverteilen. Aber auch den Lebensmittelhandel haben die Geschwister erfolgreich ins Visier genommen.
„Wir haben jetzt schon eine Listung bei Kaufland und bei Rewe Süd und Nord“, sagt Jessica. In naher Zukunft soll das gesamte Sortiment bio sein, um sich noch klarer im Segment „Health Food“ profilieren zu können.
Präsenz durch Teilnahme an Wettbewerben
Seit es mit Buah losging, haben die geschäftstüchtigen Geschwister mehr als einen Preis eingeheimst. Marketing-Ass Jessica ist Fan von Wettbewerbsteilnahmen, wegen der Öffentlichkeit, die man dadurch bekommt. Bester Beweis ist der letzte Erfolg beim Start-up-Casting des Shoppingcenters Alexa. Das Management will auf diesem Wege innovative Trends ins Center holen, und Buah bekam den Zuschlag.
Ohne Standmiete zahlen zu müssen, kann sich Buah jetzt bis Ende Dezember im Alexa präsentieren, gleich im Parterre nahe dem Eingang zum Alexanderplatz. „Wir haben dort zum ersten Mal quasi unseren eigenen Store“, sagt Jessica, „was toll ist, denn so kommen wir in direkten Kontakt mit Kunden.“
An dem Stand kann man sich in kleinen Portiönchen durchs Sortiment probieren. Wer das Codewort „Berliner Morgenpost“ nennt, bekommt außerdem einen Rabatt von zehn Prozent. Na dann! Probieren geht über Studieren.