Berlin. Mediengestalter sind die Fachleute für jede Art von Print- und Online-Produkten. Die Digitalisierung verändert ihren Beruf ständig.

Schon als Kind war Elisa Nolden kreativ, bemalte Kleiderschränke, gestaltete Collagen. Als Jugendliche wählte sie in der Schule Kunst als Leistungskurs. Heute ist sie Mediengestalterin und kann ihre Kreativität im Beruf ausleben.

„Mediengestaltung ist für mich nicht nur etwas, was man als Ausbildung macht und dann als Beruf bezeichnet“, sagt die 22-Jährige.

Mehr als Einladungskarten gestalten

„Mir war immer wichtig, dass ich auch etwas vom Beruf mit in mein Privatleben nehmen kann und andersherum.“ Damit meint sie nicht nur, dass sie nun alle Einladungskarten für die Familie entwirft.

„Ich habe das Gefühl, es erfüllt mich auch außerhalb meines Berufs.“ Zum Beispiel, wenn sie auf der Straße Werbeplakate betrachtet und hinterfragt, was sich der Grafiker, die Designerin oder die Fotografin dabei gedacht haben könnten.

Mehrere Ausbildungen wurden zusammengefasst

Elisa Nolden hat sich einen relativ neuen Beruf ausgesucht. Mediengestalter gibt es erst seit 20 Jahren. Zahlreiche traditionelle Ausbildungen, wie zum Beispiel Druckvorlagenhersteller und Schriftsetzer, wurden mit zunehmender Digitalisierung und Veränderung der Aufgaben darin zusammengefasst.

Elisa Nolden arbeitet bei der Agentur C3 Creative Code and Content. Dort hat sie auch ihre Lehre gemacht. Die Ausbildung dauert drei Jahre. Sie erfolgt dual im Betrieb und in der Berufsschule.

Im Jahr 2017 starteten in Berlin 81 Azubis in diesen Beruf, 3056 waren es bundesweit. 66 Prozent aller Mediengestalter-Azubis sind Frauen. Betriebe stellen überwiegend Schulabgänger mit mittlerem Abschluss und Abitur ein.

Unterschiedliche Abteilungen kennenlernen

Die Ausbildung ist vielfältig und führt, soweit im Betrieb möglich, in unterschiedliche Abteilungen: „Die Mediengestalter durchlaufen bei uns mehrere Stationen“, sagt Ulrich Steinke, Ausbildungsleiter bei C3. „Die machen zum Beispiel Magazingestaltung, Webdesign, Infografik, auch Social Media kommt immer mehr.“

Teil der Ausbildung ist auch das UX- und UI-Design von Apps und Webseiten. UX ist die Kurzform von „User Experience“, also dem, was der Anwender erlebt, bei UI („User Interface“) geht es um die Oberfläche der App, die sogenannte Nutzerschnittstelle.

Auch die Bildredaktion soll demnächst dazukommen. Jeweils sechs Monate sind Azubis idealerweise auf einer Station, „damit jeder von jedem Bereich möglichst viel mitnehmen kann“, sagt Steinke.

Wahlqualifikation bringt Spezialkenntnisse

Je nach Betrieb kann der Ausbildungsplan auch Wahlqualifikationen enthalten. Dabei werden Spezialkenntnisse vermittelt, beispielsweise in digitaler Bildbearbeitung, Verpackungsgestaltung oder Redaktionstechnik.

Spezialisierungen sind auch in Reprografie (der Reproduktion von Vorlagen), in Geografik (dem Erstellen von Landkarten) oder in Flexografie (der Herstellung von Stempeln oder Schildern) möglich. Auch die Musiknoten- und die Dekorvorlagenherstellung, früher eigene Ausbildungsberufe, tauchen noch als Wahlqualifikationen auf.

Arbeitgeber: Agentur, Verlag, Unternehmen

Nach ihrer Abschlussprüfung arbeiten Mediengestalter Digital und Print in Werbe-, Marketing- oder PR-Agenturen, in Designstudios, bei Unternehmen der Druck- und Medienwirtschaft, bei Mediendienstleistern, in Verlagen oder in den Marketing- und Kommunikationsabteilungen von Unternehmen und öffentlichen Institutionen.

Die Aufgaben sind genauso vielseitig wie die Arbeitgeber. Die Fachleute gestalten Printmedien wie Flyer, Poster, Prospekte, Zeitungen und Zeitschriften, aber auch Webseiten, Beiträge für Social-Media-Kanäle oder Musikvideos.

Sie bereiten Daten und Materialien wie Grafiken und Fotos für den jeweiligen Verwendungszweck auf, beraten Kunden, kalkulieren Kosten und überprüfen Zwischenergebnisse der Produktion.

Nicht überall ist Kreativität gefragt

In welchem Umfang Mediengestalter tatsächlich kreativ arbeiten können, hängt stark vom Arbeitsplatz ab. Oft überprüfen sie nur die vom Kunden fertig angelieferten Dateien und leiten sie weiter.

Elisa Nolden hingegen ist für das Layout verschiedener Mitarbeitermagazine zuständig, und das heiße eben nicht nur, die Bilder schön zu platzieren, sagt sie: „Man liest die Texte, taucht damit in viele neue Themengebiete ein und versucht dann, Text, Bilder und Leserführung so zu gestalten, dass alles zu dem passt, was man dem Leser mitteilen möchte.“

Duales Studium Grafikdesign

Für einen anderen Weg in die Branche hat sich Martha Harms entschieden. Im dualen Studiengang Grafikdesign und Visuelle Kommunikation an der Hochschule für Medien, Kommunikation und Wirtschaft (HMKW) macht sie neben dem Bachelorabschluss auch die Mediengestalter-Prüfung bei der Industrie- und Handelskammer (IHK).

Studiert dual: Martha Harms hat sich für Grafikdesign und Visuelle Kommunikation an der HMKW eingeschrieben.
Studiert dual: Martha Harms hat sich für Grafikdesign und Visuelle Kommunikation an der HMKW eingeschrieben. © Christine Persitzky | Christine Persitzky

„Es ist auch was Besonderes, weil man in jede Fachrichtung hineinschnuppern und herausfinden kann, was einem Spaß macht“, findet die 22-Jährige. In acht Semestern zwei Abschlüsse zu bekommen, spare außerdem ein bisschen Zeit.

Grundausbildung plus Praxissemester

Den Vorteil der Kombination von Theorie und Praxis betont auch Bahman Avaedi, IHK-Koordinator am Campus Berlin der HMKW: „Das Studium sorgt für den großen Überblick, und der Ausbildungsanteil für die praktische Erfahrung, die man zur Umsetzung braucht. Es ist ein sehr erfolgreiches Modell.“

Das duale Studium besteht aus vier Semestern Grundausbildung plus zwei Praxis- und zwei Prüfungssemestern. Es kostet knapp 600 Euro monatlich.

Als Praktikantin beim Video-Dreh

Martha Harms hat vor Kurzem mit ihrem Praktikum in einer Agentur begonnen. Am meisten Spaß macht es ihr, bei Produktionen, Foto-Shootings und Video-Drehs dabei sein zu können: „Wenn alle Zahnräder ineinandergreifen und es am Ende funktioniert, das zu sehen ist immer besonders schön.“

Wer erst nach der Berufsausbildung studieren möchte, hat die Qual der Wahl zwischen zahlreichen Studiengängen im Bereich Grafik, Design und Visuelle Kommunikation. Hinzu kommen Studiengänge in Medientechnik und -informatik. Die Zugangsvoraussetzungen sind unterschiedlich.

Analog zum Handwerksmeister gibt es für Mediengestalter die Weiterbildung zum Medienfachwirt, entweder für Print- oder Digitalmedien. Ebenso ist eine Weiterbildung zum Indus­triemeister Printmedien oder zum Techniker der Fachrichtung Druck- und Medientechnik möglich.

Schwerpunkt auf Bilder und Töne gesetzt

Im Gegensatz dazu dreht sich bei Sophia Bernert und Ole Nymoen alles um Bilder, Licht und Töne. Sie absolvieren eine Ausbildung zum Mediengestalter Bild und Ton beim Rundfunk Berlin Brandenburg (RBB). Hörfunk- und Fernsehprogramme herstellen, bearbeiten und senden, das sind die Hauptaufgaben in diesem eigenständigen Ausbildungsberuf.

Sophia Bernert und Ole Nymoen werden Mediengestalter. Sie machen ihre Ausbildung beim RBB.
Sophia Bernert und Ole Nymoen werden Mediengestalter. Sie machen ihre Ausbildung beim RBB. © Christine Persitzky | Christine Persitzky

Bernert hat damit eine Möglichkeit gefunden, ihre Leistungskurse Physik und Musik zu verbinden – und dabei nicht nur an Schreibtisch oder Computer sitzen zu müssen.

„Mich fasziniert, dass man auch rausfährt, Leute interviewt“, sagt die 21-Jährige. „Und ganz viel an Technik kennenlernt.“ Eben alles, was Radio und Fernsehen so an Bild-, Licht- und Tontechnik zu bieten haben.

Drehtage sind die Highlights

Auch für Ole Nymoen (20) sind spannende Drehtage die Highlights, „weil man da am meisten erlebt und den interessantesten Leuten begegnet“. Neben allen technischen Finessen geht es in der Ausbildung auch um redaktionelle Aspekte, etwa Regie und Dramaturgie, Schnitt, Grafik und Social Media.

Wichtig für diesen Beruf sind technisches Verständnis, ein Gespür für Bilder und Töne, vor allem aber auch soziale Kompetenz und Teamfähigkeit. „Weil wir hier nichts alleine machen“, sagt Gabriela Seelis, Beauftragte für die Aus- und Fortbildung in der Produktions- und Betriebsdirektion des RBB.

Sie achtet bei Bewerbern auf gute Noten in Physik und Mathe, aber auch auf Musikalität und ein Gefühl für Rhythmus. „Nicht nur für den Hörfunk ist das wichtig“, sagt die Ausbilderin. „Auch im Fernsehschnitt braucht man Rhythmusgefühl, um Beiträge sinnvoll und gut zu schneiden.“

Bis zu 500 Bewerbungen beim RBB

450 bis 500 Bewerbungen bekommt der RBB jedes Jahr auf die sechs Ausbildungsplätze. Verlockend ist hier auch eine zweijährige Festanstellung nach bestandener Abschlussprüfung.

Mediengestalter Bild und Ton arbeiten vor allem in öffentlich-rechtlichen und privaten Sendern. Sie kommen aber auch in Produktionsfirmen, in Agenturen und in der Öffentlichkeitsarbeit von Unternehmen zum Einsatz. Viele sind freiberuflich tätig. Sophia Bernert möchte am liebsten beim Hörfunk bleiben, gern auch im Bereich Social Media.

Ole Nymoen wollte ursprünglich zur Filmhochschule und mit der Ausbildung nur die Zeit überbrücken. Inzwischen zieht es ihn eher in Richtung Journalismus und vorher an die Uni: „Ich habe einen Antrag auf Verkürzung der Ausbildungszeit gestellt und schaue mich gerade nach einem Studium um, Geschichte vielleicht“, sagt der 20-Jährige.