Berlin. Artsiom Zhavarankau ist Kundenberater bei der Investitionsbank Berlin (IBB). Bei Unternehmensgründern achtet er auf das Gesamtpaket.

„Welches Problem löst man eigentlich mit dem, was man vorhat?“ Diese Frage sollte sich jeder Gründer stellen, meint Artsiom Zhavarankau.

Auch er stellt diese Frage, wenn Start-ups zu ihm kommen, um sich Unterstützung bei der Existenzgründung oder der Finanzierung zu holen. Zhavarankau ist Kundenberater in der Wirtschaftsförderung bei der Investitionsbank Berlin (IBB).

Auf Umwegen in den Job

Artsiom Zhavarankau wurde in Minsk/Weißrussland geboren. Als Zehnjähriger kam er mit seiner Familie nach Berlin – sein Vater, ein Physiker, hatte eine Stelle in Adlershof angetreten.

Nach dem Abitur schnupperte er zunächst in die Medienwelt hinein – was damals in seinem Umfeld sehr beliebt gewesen sei, schmunzelt er: „Um mich herum haben alle entweder ein freiwilliges soziales Jahr gemacht oder gekuckt, wo sie im medialen Bereich arbeiten können.“

Faible für Mathematik und Zahlen

Zhavarankau ging zum Film, bekam eine kleine Rolle und stellte dabei schnell fest: „Diese Art der Arbeit passt nicht zu mir.“

Dann erinnerte sich der heute 26-Jährige an sein Faible für Mathematik und Zahlen und entschloss sich zu einer Ausbildung als Bankkaufmann.

IBB war ihm sympathisch

Nach mehreren Zusagen auf Bewerbungen entschied sich für die IBB – nicht nur weil ihm das Auswahlprozedere gefallen hatte und ihm das Haus sympathisch war, sondern „weil das schon auch ein besonderes Feld ist, anders als eine klassische Filialbank“, erzählt er.

Nach zweieinhalb Jahren schloss er seine Ausbildung erfolgreich ab, wurde übernommen und konnte direkt in seiner Wunschabteilung als Kundenberater beginnen.

Seine Kunden, das sind keine Privatpersonen, sondern ausschließlich Firmen, Gewerbetreibende, Unternehmen aus der Region, überwiegend kleine und mittelständische, viele Start-ups, aber nicht nur. Auch bereits eta­blierte Unternehmen fragen bei ihm an, beispielsweise weil sie weiter wachsen wollen.

Frage der Finanzierung

Investieren, Personal einstellen, oder überhaupt erstmal gründen – wenn man einen Plan gemacht hat und weiß, was man vorhat, „stellt sich früher oder später natürlich die Frage: Wie finanziert man das?“, erklärt Zhavarankau.

„Spätestens dann klingelt mein Telefon, oder es kommt eine E-Mail rein“ – der Kunde hat die Angebote der IBB im Internet gefunden oder vielleicht in seinem Netzwerk davon gehört und möchte sich beraten lassen.

Zunächst verschafft sich Zhavarankau dann einen Einblick in das Unternehmen, lässt sich Unterlagen schicken, „Vorgangsbeschreibungen, Businesspläne, et cetera pp.“, zählt er auf.

Marktkenntnisse sind wertvoll

Aus denen liest er heraus: Wie ist der Status des Unternehmens im Moment? Welche Bedarfe hat der Kunde genau? Was soll finanziert werden? Wie viel Geld wird benötigt? „Meine Aufgabe ist es, das alles zusammenzufassen und dem Kunden zu spiegeln, was unser Haus an der Stelle für Möglichkeiten anbietet.“

Das kann eine Finanzierung in Form eines klassischen Darlehens sein, aber auch Informationen zum Thema Fördermittel, Hilfestellung bei deren Beantragung, oder Coachings für die Unternehmer selbst. Wertvoll sind aber auch seine Marktkenntnisse und seine Einschätzungen und Rückmeldungen zum Vorhaben insgesamt.

Mehr Klarheit für Gründer

Sein Anspruch: Die Gründer sollen nach dem Beratungsgespräch mehr Klarheit haben als vorher. „Ich stell dann auch schon mal eine knifflige Frage, um zu sehen, wie konsistent das Ganze ist“, so der Banker.

Gerne verlässt Zhavarankau seinen Schreibtisch und die Akten und besucht seine Kunden vor Ort, besichtigt die Produktionsstätten. Oder vertritt die IBB bei Veranstaltungen nach außen, nimmt als Experte an Podiumsdiskussionen teil, hält Vorträge.

Bei Gründer- und Unternehmer-Messen informiert er am Stand oder als Sprecher in den Begleitprogrammen über die Angebote seiner Bank. Mehrere Abendtermine pro Woche und ab und zu ein Wochenenddienst kommen da zusammen.

Zwischen Interessen vermitteln

„Das kann manchmal auch anstrengend sein“, gibt Zhavarankau zu, trotzdem gehe er sehr gerne raus: „Es ist immer wieder schön, neue Menschen oder neue Formate kennenzulernen.“

Eine andere Herausforderung sei es manchmal, im Spannungsfeld zwischen unterschiedlichen Interessen zu vermitteln, beispielsweise dem Gründer oder Unternehmer einerseits, der alles möglichst schnell und einfach wolle, und den Förderprogrammen mit ihren festen Richtlinien und Regularien andererseits.

Bankinterne Karriere im Blick

Mit all seinem Know-how, seinen Einblicken und Erfahrungen – hat er vielleicht schon einmal daran gedacht, ein eigenes Business zu gründen? In der oft langjährigen Betreuung der Unternehmen, von der Gründung bis zum Erfolg – oder auch Misserfolg –, würde er sich schon manchmal fragen: „Mensch, wie wäre es denn, wenn ich es machen würde, wenn ich ein kleines Unternehmen aufbauen würde? Würde ich auch auf alle Aspekte achten?“

Vorerst hat er aber seine bankinterne Karriere im Blick: Demnächst wird er von der bezirk­lichen Betreuung für Friedrichshain-Kreuzberg und Marzahn-Hellersdorf zum Key Account Management wechseln und das Kompetenzfeld Industrie und Dienstleistung übernehmen.

Berufsbegleitendes Studium

Parallel studiert er seit zwei Jahren berufsbegleitend an der Europäischen Wirtschaftsfachschule, wird 2020 seinen Abschluss als staatlich geprüfter Betriebswirt machen.

Längerfristige Pläne gibt es nicht. Im Moment fühle er sich bei der IBB so wohl, dass er sich nichts anderes vorstellen könne, sagt Artsiom Zhavarankau. Grundsätzlich fände er das Thema Selbstständigkeit aber schon „charmant“.