Berlin. Zahnmedizinische Fachangestellte sollten gut in Bio sein und gern mit Menschen umgehen. Hier berichten Azubis und junge Berufstätige.

Anna Kirst (20) hat nie Angst vor dem Zahnarzt gehabt. Im Gegenteil, ihre eigenen, positiven Erfahrungen als Kind und Jugendliche beim Zahnarzt und Kieferorthopäden haben ihr Interesse an der Arbeit in einer Zahnarztpraxis geweckt. Sie möchte Zahnärztin werden.

Doch sie geht den Weg nicht direkt übers Studium. Kirst macht zunächst eine Ausbildung zur Zahnmedizinischen Fachangestellten (ZFA), wie der Beruf der Zahnarzthelferin heute heißt. „Die Ausbildung gibt mir die Chance, in den Beruf hineinzuschnuppern, alles kennenzulernen“, sagt sie.

„Nach der Ausbildung möchte ich parallel zu der Arbeit in der Praxis Zahnmedizin studieren“, erzählt sie.

Große Praxis mit 120 Mitarbeitern

Die 20-Jährige hat ihre Ausbildung im Februar im ZBB – Zahnmedizinisches Versorgungszentrum Berlin – begonnen, einer großen Praxis mit 120 Mitarbeitern. Die Arbeit begeistert sie.

„Klar gibt es manchmal auch Sachen, die nicht so schön sind“, sagt sie. Aber das sei in allen Berufen so. „Man muss zum Beispiel Blut sehen können und sollte keine Furcht vor unangenehmen Gerüchen haben“, erklärt Kirst. „Da muss man einfach drüberstehen.“

Auf der positiven Seite verbucht sie die Vielfalt des Berufs „und das positive Feedback vom Patienten“. Da Anna Kirst Abitur hat, ist ihre Ausbildung gemäß Berufsbildungsgesetz um ein Jahr verkürzt und dauert nur zwei Jahre.

Zwei Tage pro Woche in der Berufsschule

Stella Lüer (28) ist Zahnmedizinische Fachangestellte und Bereichsleiterin Ausbildung in der Praxis, in der auch Kirst arbeitet. Zweimal pro Jahr starten dort neue Azubis.

„Die Ausbildung läuft dual. Unsere Auszubildenden, derzeit sind es 14, haben an zwei Tagen in der Woche Unterricht am Oberstufenzentrum und sind an drei Tagen in der Woche in der Praxis.“

In der Berufsschule werden außer fachspezifischen Fächern wie Zahnmedizinische Fachkunde, Abrechnung, Praxisverwaltung auch Fächer wie Deutsch, Englisch und Sport unterrichtet.

Nach der Schule müssen manche in die Praxis

„Wir haben einen Stundenplan von 8 bis 13 Uhr und müssen an den Schultagen nicht noch in die Praxis“, sagt Anna Kirst. Das ist nicht selbstverständlich: Es gebe auch Praxen, in denen die Azubis am Nachmittag nach einem Schultag noch arbeiten müssten.

Wer eine Ausbildung zum ZFA machen möchte, sollte gute Noten in Biologie haben, gute Fremdsprachenkenntnisse sind in größeren Städten von Vorteil. „Fremdsprachen sind gerade in Berlin nützlich, da es in der Stadt viele ausländische Mitbürger gibt“, sagt Ausbilderin Stella Lüer.

„Wir haben Kolleginnen, die Polnisch oder Russisch sprechen. Das ist sehr hilfreich.“ Das Wichtigste sei aber, dass Auszubildende Freude an der Arbeit mit Patienten haben, sich in diese hineinversetzen können, herzlich sind und hilfsbereit, erklärt sie.

Nur zwei Prozent sind Männer

Der Berufsalltag einer ZFA – laut Branchenportal ZWP online sind nur zwei Prozent Männer – ist geregelt. Überstunden seien selten. „In der Regel arbeitet man zu den Öffnungszeiten der Praxen“, berichtet Stella Lüer.

Die Bezahlung der Azubis ist durch die Empfehlungen der Zahnärztekammern vorgegeben. Dennoch haben die Praxen einen Spielraum. Im ersten Lehrjahr verdienen die Auszubildenden in der Regel zwischen 650 und 805 Euro, im zweiten zwischen 688 und 850 Euro und im dritten Lehrjahr zwischen 720 und 900 Euro.

„Beim Berufsstarter verdoppelt sich das Gehalt des dritten Lehrjahrs“, sagt Ausbilderin Stella Lüer. „Man startet also mit rund 1700 Euro brutto.“

Verschiedene Weiterbildungen möglich

Es gibt verschiedene Weiterbildungsmöglichkeiten, die dann auch Karriere und mehr Gehalt bedeuten. So könne man sich beispielsweise zur Zahnmedizinischen Verwaltungsassistentin (ZMV) ausbilden lassen, sagt Lüer. Diese Fachkräfte kümmern sich hauptsächlich um die Verwaltung und das Management einer Zahnarztpraxis.

Die Zahnmedizinische Prophylaxeassistentin (ZMP) wiederum ist in der Praxis für die Vorbeugung von Zahnkrankheiten bei Patienten zuständig. Lüer: „Sie kann sich nach einer gewissen Praxiszeit zur Dentalhygienikerin spezialisieren.“ Darüber hinaus gibt es die Spezialisierung in der Chirurgie oder Kieferorthopädie.

Berufsziel: Prophylaxe-Assistentin

Zahnmedizinische Prophylaxeassistentin ist das Berufsziel von Sara Scholz. Die 18-Jährige ist derzeit noch Auszubildende zur ZFA im dritten Lehrjahr. Sie macht ihre Ausbildung bei Kinderdentist in Berlin, ein Zahnarzt nur für junge Patienten.

Azubi Sara Scholz mit ihrem Ausbilder, Zahnarzt Florian Streckfuß, in der Kinderdentist-Praxis.
Azubi Sara Scholz mit ihrem Ausbilder, Zahnarzt Florian Streckfuß, in der Kinderdentist-Praxis. © Anna Klar | Anna Klar

Mit 15 Jahren hat Scholz ihre Ausbildung in der Praxis angefangen, sehr jung, aber von der Arbeit überzeugt. „Ich habe meinen mittleren Schulabschluss gemacht und wusste, dass ich mit Kindern arbeiten möchte“, sagt sie.

Nach einem Praktikum in einem Kindergarten kam sie zu Kinderdentist. Sie möchte Kindern „das Gefühl geben, dass alles gut ist und sie keine Angst zu haben brauchen“, erzählt sie. Die Fortbildung zur ZMP will sie machen, „um auch mal auf sich allein gestellt mit dem Patienten zu arbeiten“, erklärt sie.

Viel Empathie in der Arbeit mit Kindern

In der Arbeit mit Kindern ist noch einmal mehr Empathie gefragt als ohnehin schon. Beim Kinderdentist können sich auch Absolventen mit einer sehr guten Berufsbildungsreife, sprich Hauptschulabschluss, bewerben.

„Es gibt immer wieder junge Leute, die nicht mit schulischen Leistungen überzeugen, aber eine Begabung für ein spezielles Feld haben“, sagt Kathrin Walter aus der Personalabteilung, „zum Beispiel für die Arbeit in einer Zahnarztpraxis und das besonders mit Kindern.“ Ihnen wolle ihr Unternehmen eine Chance geben. „Denn der Beruf ist Berufung“, findet sie.

Ohne Kontakt zum Patienten: Zahntechniker

Wer sich für die Branche interessiert, aber nicht so gern direkt mit Patienten arbeiten möchte, kann den Weg in die Zahntechnik einschlagen. Zahntechniker arbeiten in Laboren und damit im Auftrag von Zahnarztpraxen. Sie stellen individuelle Zahnspangen, Prothesen, Kronen und Brücken her.

Cheyenne Lange ist im letzten Jahr ihrer 3,5 Jahre dauernden Ausbildung zur Zahntechnikerin.
Cheyenne Lange ist im letzten Jahr ihrer 3,5 Jahre dauernden Ausbildung zur Zahntechnikerin. © Anna Klar | Anna Klar

Damit beschäftigt sich auch Cheyenne Lange (20). Sie macht ihre Ausbildung zur Zahntechnikerin im Dental-Labor Rübeling + Klar im Berliner Stadtteil Marzahn. 180 Mitarbeiter hat das Unternehmen, 17 davon sind Auszubildende.

Lange ist im vierten Lehrjahr und damit fast fertig. Ihre Ausbildung dauert dreieinhalb Jahre. Die 20-Jährige schätzt besonders das Handwerkliche an ihrer Arbeit. „Wir arbeiten nicht direkt am Patienten, aber für Menschen“, sagt sie.

Auch im Labor ist Teamarbeit gefragt

„Jede Krone, Brücke oder Zahnspange wird individuell für den Patienten gefertigt.“ Auch im Labor kommt es wie in der Zahnarztpraxis auf Teamarbeit an. Ein Produkt durchläuft in einem Zahnlabor verschiedene Stellen, die ineinandergreifen müssen, bis es fertig ist und an die Zahnarztpraxis geliefert wird.

Die Ausbildung läuft ebenfalls dual im Wechsel zwischen der Berufsschule am OSZ Körperpflege in Berlin-Charlottenburg und dem Labor. In der Schule liegt der Schwerpunkt auf Fächern wie Chemie, Physik, Material- und Sozialkunde sowie Anatomie, Histologie und Physiologie.

Die Bezahlung der angehenden Zahntechniker ist geringer als die der ZFA. „Unsere Lehrlinge starten mit circa 590 Euro und verdienen im vierten Lehrjahr circa 730 Euro“, sagt Maria Schober, Zahntechnikermeisterin und Ausbilderin.

Nur eine Hochschule bietet Dentaltechnologie an

Auch für Zahntechniker gibt es verschiedene Möglichkeiten der Weiterbildung und Spezialisierung. Sie können wie Maria Schober ihren Meister machen oder ein Studium der Dentaltechnologie an der Hochschule Osnabrück absolvieren (einziger Anbieter des Fachs in Deutschland). Und es ist ein Beruf mit Zukunft.

„Selbst ein 3D-Drucker schafft es ohne Kenntnisse anatomischer Strukturen nicht, eine Zahnkrone mit der Individualität, wie sie für jeden einzelnen Patienten erforderlich ist, herzustellen“, sagt Schober. „Das schafft nur der im gewerblichen zahntechnischen Labor ausgebildete Zahntechniker.“

Kleine Praxis mit fünf Mitarbeitern

Familiärer als in den Praxen und Laboren mit mehr als 100 Mitarbeitern geht es in der Praxis von Steven Wockenfuß zu. Die teilt sich der promovierte Zahnarzt mit lediglich fünf Mitarbeitern. Eine davon ist Bianca Zander (35).

Zahnarzthelferin Bianca Zander in der Praxis von Dr. Steven Wockenfuß.
Zahnarzthelferin Bianca Zander in der Praxis von Dr. Steven Wockenfuß. © Anna Klar | Anna Klar

„Ich habe noch Zahnarzthelferin gelernt“, sagt sie. Seit 19 Jahren ist sie in ihrem Beruf und noch immer begeistert. „Ich gehe hier nicht weg. Mich muss man hier raustragen“, sagt sie und lacht. Kein Tag gleiche dem anderen. Letztendlich sei es aber auch die Gemeinschaft mit den Kollegen in der Praxis, die sie für ihren Beruf einnimmt.

„Schließlich verbringe ich jeden Tag acht Stunden mit ihnen. Da muss es stimmen“, sagt sie. Das findet auch ihr Chef Steven Wockenfuß: „Es ist ein Teamsport. Der eine kann nicht ohne den anderen.“