Berlin. Wer Sozialarbeiter werden will, kann mit einem Bachelor in Sozialer Arbeit den Einstieg wagen. Über einen abwechslungsreichen Beruf.

Sozialarbeiterin Uta Maria Walter leitet den Studiengang Soziale Arbeit an der Alice Salomon Hochschule (ASH) Berlin. Mit der Professorin für Theorie und Methoden sprach Julia Königs.

Frau Walter, werden Sozialarbeiter heute verstärkt gebraucht?

Uta Walter: Soziale Arbeit will zu mehr sozialer Gerechtigkeit beitragen. Darum ist sie nicht einfach nur freundlich-unschuldiges Helfen von Einzelfall zu Einzelfall, sondern auch eine politische Profession von Anfang an.

Uta Maria Walter ist Professorin an der Alice Salomon Hochschule Berlin
Uta Maria Walter ist Professorin an der Alice Salomon Hochschule Berlin © Privat | Privat

Soziale Arbeit hat sich historisch entwickelt als Reaktion auf die Industrialisierung, die damals produzierten Ungerechtigkeiten wie Aus­beutung, Massenarmut, Benachteiligung von Frauen, Kinderarbeit. Solche Bruchstellen gibt es nach wir vor. Denn auch wenn sich die Gesellschaft gewandelt hat und viele Verbesserungen erkämpft wurden wie Krankenversicherung und Rechte für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, sind viele Themen wie gehabt oder in anderer Form da. Jedes vierte Kind lebt in Armut, Frauen sind nach wie vor benachteiligt. Die Liste ist lang.

Welche Aufgaben ergeben sich daraus für Sozialarbeiter?

Walter: Sie unterstützen die Menschen dabei, diese aufgezeigte Komplexität zu bewältigen. Sozialarbeiter und Sozialarbeiterinnen sind unterwegs zwischen verschiedenen Systemen wie Gesundheitswesen, Schulen, Jugendhilfe und mehr. Sie vermitteln, überbrücken, übersetzen, müssen gut planen, aber auch gut improvisieren können und brauchen gleichzeitig einen kritischen Blick für Fragen wie: Wo und wie tragen Strukturen zu Ungerechtigkeit bei und sind nicht einfach auf das Verhalten Einzelner zu reduzieren? Welche Rolle spielt die Soziale Arbeit selber darin? So leisten sie eine in doppeltem Sinn „kritische“ Bruchstellenarbeit im Kleinen wie im Großen.

Wo überall kommen Sozialarbeiter zum Einsatz?

Walter: Die Vielfältigkeit der Arbeitsfelder ist enorm groß. Sozialarbeiter und Sozialarbeiterinnen können mit Alten und Jungen, Kranken und Gesunden, Einzelnen und Gruppen, mit Nachbarschaften, auf Ämtern, in Kiezprojekten, in Krankenhäusern, in Schulen arbeiten ... Mit einem Bachelorabschluss in der Tasche können sie in alle diese Richtungen gehen. Das ist das Tolle an dem Beruf und bedeutet für das Studium, um diese Vielfalt zu wissen und gleichzeitig das zu erlernen, was übergreifend wichtig ist und in allen Arbeitsfeldern auf­taucht.

Welche Studienmöglichkeiten hat man an der ASH, wenn man in die Sozialarbeit will?

Walter: An der ASH gibt es beispielsweise zwei Bachelorstudiengänge der Sozialen Arbeit. Der erste ist das reguläre Präsenzstudium, wo Interessierte in sieben Semestern inklusive eines Praxissemesters alle Grundlagen erlernen. Das andere Format ist ein Online-Studiengang, „BASA-Online“, der berufsbegleitend ist und sich an Menschen richtet, die bereits in sozialen Feldern berufstätig sind und während des Studiums auch weiter dort arbeiten. Die meisten Seminare laufen dort als e-Learning, also als Lernen über eine Internetplattform. An einigen Blocktagen treffen sich die Studierenden aber auch in Präsenzseminaren. Beide Studiengänge schaffen aufgrund der hohen Nachfrage gerade – im Rahmen der Möglichkeiten – zusätzliche Studienplätze. Außerdem gibt es mehrere Masterstudiengänge.