Berlin. App-Entwickler denken lösungsorientiert, arbeiten strukturiert und funktionieren im Team. Und Sie kennen immer die neuesten Trends.

Apps sind aus unserem Alltag kaum mehr wegzudenken. Per Whats­App stimmen wir schnell einen Termin ab, auf Instagram laden wir eben mal ein Foto hoch.

Fürs Joggen haben wir eine kleine Anwendung, die den Puls misst, und bei der Arbeit nutzen wir eine App, mit der wir unsere To-do-Liste verwalten.

Was Anwender für selbstverständlich nehmen, ist die Arbeit vieler Menschen, die sich Apps ausdenken, entwickeln und designen. Oft arbeiten sie monatelang daran, bis die Anwendung fehlerfrei läuft. Für User ist es wichtig, dass eine App gut aussieht und bedienerfreundlich ist. Daran arbeiten Entwickler und Designer gemeinsam.

Firmeninhaberin und Dozentin

Annika Brinkmann (40) ist Inhaberin von Absichtbar – Büro für Konzept und Design für Apps, mobile und responsive Web-Projekte. Zudem ist sie Lehrbeauftragte an der Beuth Hochschule für Technik. Dort unterrichtet sie im Studiengang Druck und Medientechnik „Mobile Medien“.

Außerdem gibt sie als Trainerin auf dem Portal mobile-knowledge.de Workshops rund um mobiles und responsives Webdesign. Internetseiten sind dann „responsiv“, wenn sie sich selbstständig an das jeweilige Endgerät anpassen.

Erste berufliche Schritte bei einer Agentur

Auf ihren Beruf hat sich Brinkmann mit dem Studium Kommunikationsdesign, Schwerpunkt digitale Medien, an der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) vorbereitet. 2003 machte sie dort, damals noch Fachhochschule für Technik und Wirtschaft, ihren Abschluss.

Annika Brinkmann ist Inhaberin von „Absichtbar“, ein Büro für die Entwicklung von Apps und Webdesign.
Annika Brinkmann ist Inhaberin von „Absichtbar“, ein Büro für die Entwicklung von Apps und Webdesign. © Privat | Privat

Nach dem Studium ging sie als Festangestellte erste berufliche Schritte bei einer Agentur, die sich auf Screendesign von Handys, also das Layout auf dem Display, spezialisiert hatte.

„Ich kann nur empfehlen, am Anfang in Anstellung zu gehen, um Erfahrungen zu sammeln“, sagt Annika Brinkmann. Nach drei Jahren Festanstellung und ausgestattet mit neuen Qualifikationen machte sie sich als freiberufliche Designerin selbstständig.

Als Vortragsrednerin unterwegs

Nun war Akquise ihr Thema, also ein Netzwerk aufzubauen, um Kunden zu gewinnen. Besuche von Kongressen wie der MobileTechCon als Besucherin und Speakerin gehörten fortan zu ihrem Alltag.

Über die Jahre baute sich Brinkmann einen Kundenstamm auf. Kommt ein Auftraggeber mit dem Wunsch zu ihr, eine App auf den Markt zu bringen, klärt sie beispielsweise folgende Fragen mit ihm: Was soll die App können? Welche Inhalte soll es geben? Wie sollen diese strukturiert sein, und wie werden Informationen sinnvoll miteinander verknüpft?

Wireframes sind erste Entwürfe

Darauf aufbauend erstellt sie sogenannte Wireframes. Das sind erste, grobe Entwürfe einer App oder Internetseite, auf denen sie alle später sichtbaren Elemente anordnen und verschieben kann.

„Ich bestimme, welche Inhalte wann angezeigt werden, wie sie übersichtlich angeordnet werden und wie sie aussehen“, erklärt sie ihre Aufgabe. „Das arbeite ich aus und dokumentiere es. Dann geht mein Dokument samt den benötigten Grafiken an die Entwickler, die für das Ganze einen Code schreiben.“

Verständnis zwischen Designern und Entwicklern

Für gute Zusammenarbeit ist es hilfreich, wenn die Designer ein gewisses Verständnis für Programmierung und die Entwickler ein Gespür für Gestaltung haben. Auf diese Aufgabe bereitet die Entwickler der Studiengang Medieninformatik an der Beuth Hochschule vor.

„Wir wollen Absolventen kreieren, die in der Lage sind, mit Gestaltern zu kommunizieren. Deswegen unterrichten wir auch Grundlagen des Screendesign“, sagt Simone Strippgen (54), Professorin für Software-Entwicklung im Studiengang Medieninformatik.

Umfassende Ausbildung in Informatik

Der Bachelor- und Masterstudiengang bietet den künftigen Fachkräften eine umfassende Ausbildung in Informatik und digitalen Medien, die sie unter anderem dazu befähigt, später als Android-, iOS- und Windows-Phone-Entwickler oder auch als Entwickler für mobile Webanwendungen zu arbeiten.

Gefragt sind technische Kompetenz und Kreativität.

Unter anderem werden Programmiersprachen wie Java und JavaScript gelehrt. „Wer die grundlegenden Konzepte einer Programmiersprache versteht, kann sich später leichter eine neue Sprache aneignen“, sagt Strippgen.

Simone Strippgen ist Professorin für Software-Entwicklung im Studiengang Medieninformatik.
Simone Strippgen ist Professorin für Software-Entwicklung im Studiengang Medieninformatik. © Beuth Hochschule | Juergen Daum

Sie sieht es als eine der größten Herausforderungen für Studienanfänger, sich in die Programmierung einzuarbeiten. „Man baut etwas, was man nicht sehen kann und das erst einmal nicht haptisch ist, mit einer Sprache, die zwar sehr logisch ist, aber nicht unbedingt wie natürliche Sprache funktioniert.“

Von Anfang an entwickeln die Studierenden Software wie Apps, Desktop- und Webanwendungen. Sie lernen etwa den Client-Teil einer App zu entwickeln, also die Elemente, die auf dem Smartphone aktiv sind, wenn man beispielsweise über WhatsApp eine Sprachnachricht eingibt.

„Die Daten werden jedoch nicht auf dem Gerät gespeichert, der Client verbindet sich mit einem Server und tauscht Daten aus“, erklärt Strippgen. Die Studenten werden fit gemacht für die Software-Entwicklung von sicheren Anwendungen, sowohl für den Server als auch für den Client, für Webanwendungen und Apps, die auf mobilen Geräten laufen.

Quereinstiege sind möglich

„Wir stellen viele Entwickler ein, die von den Hochschulen kommen, aber auch ein Quereinstieg ist möglich“, sagt Miriam Busch (45), Entwicklungsleiterin bei Karlmax Berlin, einer Agentur, die auf App-Entwicklung für Android und iOS spezialisiert ist.

Sie studierte Informatik an der Freien Universität (FU) Berlin. Schon während des Studiums hatte sie einen Nebenjob als Software-Entwicklerin, nach dem Studium machte sie sich selbstständig. „In der Zeit, als die ersten Apps für Apple und Android aufkamen, habe ich mich als Freiberuflerin dahin entwickelt“, sagt sie.

Konzepte auf ihre Machbarkeit prüfen

In dieser Zeit arbeitete sie auch für Karlmax Berlin, seit vier Jahren ist sie fest angestellt und Vorgesetzte von zehn Entwicklern. Sie kümmert sich unter anderem um die Weiterentwicklung der Mitarbeiter, ist ihre Ansprechpartnerin in Technik-Fragen und überprüft Konzepte auf ihre Machbarkeit.

Busch begleitet den Prozess vom Kundengespräch über Konzept und Design bis hin zur Entwicklung der App. Zurzeit ist die 45-Jährige mit ihrem Team dabei, die plattformunabhängige Software Flutter in ihren Arbeitsalltag zu integrieren.

Das ist eine neue Technologie, mit der man eine App für beide gängigen Betriebssysteme programmieren kann. „Ich habe die Entwicklung der Technologie beobachtet und entschieden, damit zu arbeiten“, sagt Miriam Busch.

Immer auf der Höhe der Zeit

Bereits zwei Apps haben sie mit Flutter entwickelt. „Wir müssen immer auf der Höhe der Zeit sein“, sagt sie, die auch von ihren Mitarbeitern erwartet, dass sie sich selbstständig weiterbilden, um auf dem sich rasant entwickelnden digitalen Markt immer up to date zu sein.

Busch ist es auch, die neue Mitarbeiter sucht und die Einstellungsgespräche führt. Hierbei achtet sie besonders darauf, dass die neuen Kollegen lösungsorientiert und strukturiert arbeiten können.

Salih Güler ist einer derjenigen, der sie auf Anhieb überzeugen konnte. Der 25-Jährige, der Computer Engineering in der Türkei studiert hat, ist spezialisiert auf Android und Flutter.

Mehr Überblick mit drei Bildschirmen

Salih Gülers Arbeitstag fängt mit einem Meeting mit allen Entwicklern und Projektbeteiligten an, um Aufgaben und Ablauf des Tages zu besprechen. Danach zieht er sich an seinen Arbeitsplatz zurück, hört über Kopfhörer Iron Maiden – so kann er sich besser konzentrieren – und fängt an zu programmieren.

Güler arbeitet mit drei Bildschirmen, um mehrere Programme und Dokumente gleichzeitig betrachten zu können. Während des Arbeitsprozesses steht er im Dialog mit seinen Kollegen. Meist arbeiten mehrere Entwickler an einem Projekt.

Motivation durch die Community

„Der Wissensaustausch un­ter­einander ist sehr wichtig“, sagt der 25-Jährige. Er besucht auch Fachkongresse und andere Veranstaltungen, um sich über Technik auszutauschen und weiterzubilden. „Die Community puscht und motiviert und gibt immer wieder neue Anschübe, um innovative Lösungen zu finden“, sagt er.

Auch die Absprache mit den App-Designern gehört zu seinen Aufgaben. Bewirbt sich sein Arbeitgeber um ein neues Projekt, werden er und seine Kollegen hinzugezogen, um technischen Input zu geben. „Es ist ein sehr interaktiver Beruf“, sagt Güler. „Wir sind keine Nerds.“