Berlin. Die Berlinerin arbeitet als Moderatorin, Mediatorin und Coach. Im Führungskräftetraining setzt sie dabei oft ihr Paint Horse Curly ein.

An einem Tag ist Julia Koppin (32) als Moderatorin auf der Bühne der Bürgerveranstaltung, um das Gespräch zwischen Bauherren, Anwohnern und Gewerbebetreibenden konstruktiv zu leiten.

An einem anderen Tag hat sie einen Termin auf der Pferdekoppel in Hoppegarten, in freier Natur mit einem Klienten, der eine Stunde lang pferdegestütztes Coaching bei ihr gebucht hat.

Koppin ist Moderatorin, Mediatorin und pferdegestützter Coach. Und in all ihren Rollen ist
sie dort, wo Interessenkonflikte zu Blockaden und Eskalation führen könnten, Einzelpersonen oder Teams in schwierigen Gesprächssituationen unterstützt werden müssen, Vorgesetzte ihre Führungskompetenzen optimieren oder Teams besser zusammenarbeiten möchten.

Ungewöhnlich: Als Coach angestellt sein

Seit 2013 ist Julia Koppin bei der Mediator GmbH angestellt, einem Unternehmen, das seit mehr als 20 Jahren in den Bereichen Mediation im öffentlichen Bereich, Wirtschaftsmediation, Dialogverfahren und Konfliktberatung tätig ist.

Es ist ein eher ungewöhnliches Arbeitsverhältnis für Mediatorinnen und Coaches, die in der Regel Einzelkämpfer sind und selbstständig arbeiten. „Ich habe vier Kolleginnen und Kollegen“, berichtet Koppin. „Wir können uns über Themen austauschen, uns Rat holen, der Wissenstransfer ist enorm.“

Mediation ist wie Dolmetschen

Als Mediatorin wird sie gebucht, wenn zwei Parteien einen Konflikt haben, den sie nicht lösen können. „Ich bin die Expertin, die den Prozess begleitet, die zuhört und an den richtigen Stellen die richtigen Fragen stellt.“

Mediatoren haben in ihren Augen die Funktion eines Dolmetschers, der das Gesagte verständlich macht – denn gerade in Auseinandersetzungen hören die am Konflikt Beteiligten nicht mehr, was die Gegenseite sagt.

Kreativ Konflikte lösen

„Mediation ermöglicht es, konstruktiv, kreativ und lösungsorientiert mit Konflikten umzugehen“, sagt Koppin, die sich während des gesamten Gespräches auf ihre Klienten konzentriert. „Ich muss neutral sein“, sagt sie, „ich darf nicht auf eigene Erfahrungen zurückgreifen und bei der Lösungssuche von mir ausgehen.“

Ziel sei es, gemeinsam Lösungen zu finden, bei denen alle Seiten gewinnen.

Curly fördert Führungskompetenz

In die Natur geht es, wenn ein Kunde ein pferdegestütztes Coaching wünscht. Gemeinsam mit ihrem Pferd Curly, einem braun-weiß-schwarz gescheckten Paint Horse, hilft sie Vorgesetzten oder Teamleitern, ihre Führungskompetenzen zu erweitern.

Manchmal erhält sie auch Anfragen von Unternehmen, die die Arbeit mit Pferden als teambildende Maßnahme buchen. „Pferdecoaching ist eine tolle Methode, um sich selber zu spiegeln“, erläutert sie.

Pferde reagierten direkt auf die Körpersprache des Menschen und ließen sich nicht von jemandem führen, der nicht authentisch sei.

Wirkung aufs Pferd haben

„Es geht hier nicht darum, wer ich gerne sein will oder was ich beruflich darstelle – sondern nur darum, wer ich bin und wie ich wirke“, bringt sie es auf den Punkt. Alle Übungen finden an den Zügeln statt, ihre Kunden müssen nicht rauf aufs Pferd.

Nach dem Abitur war Julia Koppin nicht klar, in welche Richtung ihr Berufsweg sie führen würde. Während der Schulzeit hatte sie schon in einer Kommunikationsagentur als Telefonistin gejobbt.

Wirtschaftsstudium an der FOM

Nach ihrem Schulabschluss stieg sie dort als festangestellte Teamleiterin ein und absolvierte ein berufsbegleitendes Wirtschaftsstudium an der FOM Hochschule für Ökonomie und Management Berlin, vier Jahre lang, jedes Wochenende. 2011 machte sie ihren Abschluss als Diplomkauffrau.

Während des Studiums wurde sie zudem Mutter. „Job, Studium, Kind und Diplomarbeit – das war viel“, resümiert sie. „Es hat mich sehr geprägt und gelehrt, Prioritäten zu setzen.“

Einstieg über Elternzeitvertretung

„Die Mediation hat mich gefunden“, sagt Koppin heute. Ihr wurde eine Elternzeitvertretung für die Büroorganisation bei der Mediator GmbH angeboten. Die neue Aufgabe reizte sie.

Aus der befristeten Vertretungsstelle wurde eine Festanstellung, sie beschäftigte sich immer mehr mit dem Thema Mediation, 2015 machte sie ihre Ausbildung bei der Arch+Ing Akademie Wien.

Dort lernte sie Kommunikationstechniken, Erkennen und Verstehen von Konflikten, Grundhaltungen in der Gesprächsführung und den Umgang mit schwierigen Klienten.

Schon als Kind Streit geschlichtet

Acht Module in einem Jahr, über 200 Stunden investierte Koppin in die Ausbildung. Sie konnte auf ihren Mann zählen, der in Zeiten ihrer Abwesenheit die Kinderbetreuung übernahm.

„Er sagte immer, dass ich jetzt beruflich nichts anderes mache, als das, was ich schon immer gemacht hätte – nur jetzt mit dem richtigen Vokabular dazu.“ Julia Koppin erinnert sich, schon als Kind Auswege gesucht zu haben, wenn andere Menschen ein Missverständnis hatten.

Ausbildung zum pferdegestützten Coach

Seit 2017 ergänzt das pferdegestützte Coaching ihr berufliches Angebot. „Ich hatte davon gehört, und es hat mich fasziniert“, sagt sie. Ihre Ausbildung zum pferdegestützten Coach machte sie an der Franziska Müller Akademie in Brandenburg.

Dort wurde sie in die Gestaltung von pferdegestützten Teambuilding-Trainings eingewiesen und in die Konzeption von pferdegestützten Seminaren sowie in das Einzelcoaching mit Pferden.

Was sie für ihren Job braucht? „Eine Menge Empathie und die Fähigkeit zuzuhören, um zu verstehen und nicht um zu antworten.“ Und natürlich die Freude an der täglichen Arbeit, die Kommunikation mit den Kunden, das lösungsorientierte Arbeiten und nicht zuletzt ihre große Liebe zum Pferd.