Berlin. Eventmanager organisieren für ihre Gäste eine perfekte Veranstaltung. Es ist ein hipper Beruf, der auch eine Menge Hingabe fordert.

„Das Schönste ist, wenn ich am Abend der Veranstaltung durch die Menge gehe und in die glücklichen Gesichter der Besucher schaue. Das ist direktes Feedback. Dann weiß ich, dass alles gut ist und ich das Event perfekt geplant habe“, sagt Mona El Raddaf.

Seit 2014 arbeitet die 28-Jährige als Eventmanagerin in der Mercedes-Benz Arena in Friedrichshain. El Raddaf kommt gebürtig aus Pforzheim, begann ihre Ausbildung mit einem Bachelorstudium zur Messe-, Kongress- und Eventmanagerin an der Karlshochschule, einer privaten Universität in Karlsruhe.

Pflichtpraktikum über acht Monate

Schon während des Studiums absolvierte sie ihr achtmonatiges Pflichtpraktikum in Berlin, damals hieß die Arena noch O2 World. „Ich wusste sofort, dass ich hier richtig bin. Es war eine tolle Zeit“, sagt sie und erinnert sich gern zurück.

Anders als bei ihren weiteren Praktika in einer Agentur in Hamburg oder dem Messeteam an ihrer Uni habe sie in der großen Arena in Berlin eigenständig arbeiten können und sei für die Umsetzung erster Veranstaltungen in den Bereichen Sport, Konzert, Firmenevents verantwortlich gewesen.

Masterstudium in London

Nach dem Bachelor zog es El Raddaf zum Master-Studiengang an die University of Westminster nach London. Auch dort jobbte sie für die Anschutz Entertainment Group in der The-O2-Veranstaltungsarena in Großbritanniens Hauptstadt.

„Ich wäre gern in London geblieben, doch das Leben ist dort einfach zu teuer“, sagt sie. Also ging es zurück nach Berlin. „Ich habe zuerst ein sechsmonatiges Praktikum im Olympiastadion gemacht, bevor ich wieder in der O2 World angefangen habe“, erklärt sie.

Veranstaltungen am Wochenende

Ihre Arbeit sei „immer wieder neu“, fasst El Raddaf zusammen. Neben gewöhnlichen Bürotagen von 9 bis 18 Uhr, an denen Strategien entworfen und Events vom Büro aus geplant werden, stehen regelmäßig ebendiese ­geplanten Veranstaltungen live auf dem Programm, das sogenannte operative Geschäft – zumeist an den Wochenenden. „Man muss flexibel sein“, betont El Raddaf.

„An Veranstaltungstagen fange ich gegen Mittag an zu arbeiten. Da kann es schon mal bis ein, zwei Uhr nachts gehen, bis die Veranstaltung zu Ende ist und man die Abrechnung gemacht hat“, erklärt sie.

„Man muss sich klarmachen, dass man als Eventmanager in der Zeit arbeitet, in der andere feiern“, fasst sie zusammen und appelliert an Schulabsolventen, möglichst früh in den Beruf reinzuschnuppern.

Als Jugendliche die Weichen gestellt

„Mir hat geholfen, dass ich jahrelang Ballett getanzt habe und schon als Jugendliche ehrenamtlich in dem Kulturhaus, in dem ich getanzt habe, an Inszenierungen mitgearbeitet habe. So war für mich früh klar, in welche Richtung es beruflich einmal gehen könnte“, erklärt sie.

Berufliche Zukunftssorgen hat die Eventmanagerin nicht. Im Gegenteil. „Ich habe das Gefühl, dass das Live-Erlebnis auch gerade in der Zeit der Digitalisierung einen noch größeren Stellenwert hat. Die Leute wollen raus aus ihrem Alltagstrott und sich zwei, drei Stunden begeistern lassen. Gänsehaut schafft man nicht digital“, sagt sie.

Dozent für Eventmanagement

Das bestätigt auch Tom Inden-Lohmar (55). Der Eventmanagement-Profi ist ein Urgestein in der Branche und ein gern gesehener Dozent, nicht nur am Studieninstitut für Kommunikation in Berlin, an dem er lehrt.

Seit einigen Jahren arbeitet Inden-Lohmar ebenfalls als Geschäftsführer der Mampe-Spirituosen GmbH, einer historischen Berliner Schnapsbrennerei. Er erfindet sich immer wieder neu. „So ist auch unser Beruf“, sagt er.

Menschen treffen bleibt analog

Inden-Lohmar machte sich bereits vor 30 Jahren – als einer der Ersten – mit einer Agentur für Eventmanagement selbstständig. Er kennt die Höhen und Tiefen seines Fachs und sagt: „Andere Menschen treffen wird immer analog bleiben.“

Tom Inden-Lohmar ist ein Urgestein der Berliner Eventbranche. Der Veranstaltungsprofi arbeitet auch als Dozent.
Tom Inden-Lohmar ist ein Urgestein der Berliner Eventbranche. Der Veranstaltungsprofi arbeitet auch als Dozent. © Anna Klar | Anna Klar

Jungen Leuten, die es in die Branche zieht, gibt er gern Folgendes mit auf den Weg: „Es ist ein hipper Beruf, aber ohne Struktur und gute Organisation ist man chancenlos. Man plant nur für den einen Augenblick, der perfekt werden muss. Da gibt es kein zweites Mal, keine zweite Chance!“ Inden-Lohmar teilt den Beruf in zwei Facetten auf, den kreativen und den organisatorischen Teil.

Physisch und psychisch stark

Neben einer Affinität für Sprachen, Kommunikation und Kreativität sollte man eine psychisch wie physisch starke Persönlichkeit sein, Kritik gut wegstecken können, „da in der Branche oft ein rauer Ton herrscht – ähnlich wie in einer Gastronomieküche“, erklärt er.

Jasmin Röhner studiert das Fach Sportmanagement, Event- und Medienmanagent an der EMBA.
Jasmin Röhner studiert das Fach Sportmanagement, Event- und Medienmanagent an der EMBA. © Anna Klar | Anna Klar

Das gilt auch für Jasmin Röhner und ihre Kommilitonin Paula Damm. Die beiden 21-Jährigen kommen aus Magdeburg und studieren an der EMBA, der Europäischen Medien- und Businessakademie, in Berlin im vierten Semester im Studiengang Sportmanagement, Event- und Medienmanagement.

Sie kommen aus dem Leistungssport, haben geturnt beziehungsweise Leichtathletik gemacht. „Ich weiß, dass es kein 9-to-5-Job ist“, sagt Jasmin Röhner. Sie hat bereits außerhalb des Studiums berufliche Erfahrung gesammelt, organisiert jährlich ein Sportevent.

Kampagnenfilm für Alba Berlin

Sie freut sich über das praxisnahe Studium an der EMBA. „Wir arbeiten viel mit Unternehmen aus der Branche, zum Beispiel mit den Bundesliga-Basketballern von Alba Berlin, zusammen.
Erst kürzlich haben wir für Alba einen Kampagnenfilm gedreht“, erzählt sie.

Paula Damm hingegen fasziniert an ihrem Beruf die „Abwechslung und die Verantwortung“, wie sie sagt. Neben dem Studium sammelt sie berufliche Erfahrungen als Hostess auf Messen und demnächst auch als Volunteer bei der Leichtathletik-Europameisterschaft in Berlin.

Vor dem Studium hat sie ein großes Musikfestival, „Junimond“, in Magdeburg mitorganisiert und Lust auf den Job bekommen.

Kostenintensives Studium an privaten Hochschulen

Für ihr Studium zahlen die angehenden Eventmanagerinnen insgesamt jeweils rund 26.000 Euro. Das Studium dauert sechs Semester und endet mit einer Prüfung an der staatlichen Hochschule Mittweida in Sachsen.

Für sein Geld bekommt man „sehr kleine Seminargruppen von 16 bis maximal 20 Studierenden, eine individuelle Beratung und Betreuung in allen Fragen rund ums Studium und optimale technische Ausstattung“, erklärt Campusmanagerin Sandra Hermanski. Anmelden könne man sich zum Wintersemester.

Studium meist an privaten Schulen

Dass die Ausbildung Geld kostet, ist im Studium des Eventmanagers derzeit noch gängige Praxis. Der Grund ist einfach: „Das Studium ist im Vergleich zu anderen Fächern recht neu, wird erst seit circa 15 Jahren und derzeit hauptsächlich an privaten Schulen angeboten“, erklärt Hermanski.

Als eine der wenigen Hochschulen in Berliner Nähe bietet die Technische Universität Chemnitz im Rahmen eines Studiums für Marketing- und Handelsbetriebslehre kostenfrei einen MBA in Eventmanagement an.

Ein ähnliches Angebot wie an der EMBA gibt es ebenfalls an der HMKW, der Hochschule für Medien, Kommunikation und Wirtschaft in Berlin. Hier kann man seinen Bachelor in Medien- und Eventmanagement machen. Das Studium kostet 595 Euro pro Monat, es dauert sechs Semester und beginnt jeweils zum Sommersemester.

Kleine Klassen an der Hochschule

Lorenz Pöllmann ist seit Oktober 2013 Professor an der HMKW. Er lehrt die Fächer Medien- und Eventmanagement und freut sich ebenfalls über die im Vergleich zu gängigen Hochschulen und Universitäten eher kleinen Klassen.

Lorenz Pöllmann ist Professor an der HMKW.
Lorenz Pöllmann ist Professor an der HMKW. © Anna Klar | Anna Klar

„Das macht intensives Arbeiten möglich. Ich kenne alle meine Studenten beim Namen und kann gut auf jeden Einzelnen eingehen“, sagt er. Von seinen Studierenden erhoffe er sich im Gegenzug Engagement. „Sie müssen für den Beruf einerseits Macher sein, auf der anderen Seite aber auch im Team arbeiten können. Denn eine Veranstaltung plant man nie allein“, betont er.

Studium für Quereinsteiger

Wie das geht, weiß Irene Menke. Die 28-Jährige hat Eventmanagement studiert und absolviert derzeit ein einjähriges, berufsbegleitendes Aufbaustudium zur „Kreativ-Konzeptionerin für Live-Kommunikation“ am Treibhaus 0.8, das sich besonders an Quereinsteiger aus Kunst und Kultur richtet. Ihren neuen Job tritt sie voller Vorfreude in der Agentur für Events und Live-Marketing Vok Dams an.

„Am Anfang jedes Events steht immer die Idee, die kreative Basis. Ich entwickle Ideen für Messen, Roadshows, Festakte, Jubiläen oder Hauptversammlungen von Marken, wie kürzlich zum Beispiel von einem Automobilkonzern“, erklärt Menke.

Der Anspruch ihrer Kunden ist hoch. Stets muss sie mit ihrem Konzept den Kunden überraschen, die Zielgruppe genau treffen. Ein Job mit Stress-, aber auch Suchtpotenzial. „Ich ­schaue ständig über meinen Tellerrand hinaus, recherchiere sehr viel zu den Zielgruppen, mit denen ich arbeite, und bin permanent auf der Suche nach neuen Trends, um meine Kunden glücklich zu machen“, erklärt sie.