Berlin. Die Autoren erklären, wie traditionelle Unternehmen sich modernisieren und welchen Anteil die Mitarbeiter daran haben. Eine Empfehlung.

Wer vor 30 Jahren gewerblich einkaufte, griff zum Standardwerk „Wer liefert was?“ Dieses Verzeichnis bestand aus mehreren dicken Bänden und erschien seit 1932 im gleichnamigen Verlagshaus.

Die letzte Ausgabe kam im Jahr 2000 heraus. In Zeiten der Suchmaschinen stellte sich niemand mehr kiloweise Nachschlagewerke ins Regal.

„Digitalisieren mit Hirn“ von Sebastian Purps-Pardigol und Henrik Kehren.
„Digitalisieren mit Hirn“ von Sebastian Purps-Pardigol und Henrik Kehren. © Campus Verlag | Campus Verlag

Doch das Unternehmen gibt es heute noch. Es wechselte mehrfach den Besitzer und verabschiedete sich komplett vom Verlagsgeschäft. Doch heute ist es ein nach eigenen Angaben führender Internet-Marktplatz für gewerbliche Ein- und Verkäufer.

Liest man sonst häufig von der Rückständigkeit des Mittelstands bei der Digitalisierung, ist dies ein Erfolgsbeispiel. Auf der Suche nach weiteren Positiv-Geschichten sprachen die Autoren Sebastian Purps-Pardigol und Henrik Kehren mit 150 Menschen in 30 Unternehmen, darunter bekannte Firmen wie Otto und Viessmann (Heiztechnik).

Die zentrale Erkenntnis ihres Buchs „Digitalisieren mit Hirn. Wie Führungskräfte ihre Mitarbeiter für den Wandel gewinnen“ (Campus, 249 S., 34 Euro) ist: Es kommt nicht darauf an, was man tut, sondern wie man es tut.

Wer es schafft, die Mitarbeiter zu Verbündeten zu machen, ist auf dem Weg zum Erfolg. Aus den untersuchten Erfolgsgeschichten destilliert das Buch sieben Prinzipien heraus und stellt diese anschaulich dar.

Sehr gut ausgewählte Beispiele

Die Autoren verknüpfen reportageartig erzählte Episoden aus den Unternehmen mit aktuellen Erkenntnissen aus der Hirn- und Verhaltensforschung.

Die Argumentation ist plausibel und anhand der Beispiele sehr gut nachvollziehbar. Ergänzt wird das durch Videos, die der Leser auf der Internetseite zum Buch anschauen kann.

Das Buch kommt ohne die üblichen Schlagworte aus. Stattdessen gibt es klug ausgewählte und präzise zugespitzte Beispiele aus dem Land, dessen Mittelstand die Digitalisierung vermeintlich verschläft. Das Buch gehört zum Besten, was der deutsche Buchmarkt aktuell zum Thema zu bieten hat.