Berlin. Viele wählen die Logopädie als zweiten Beruf. Auch die Schauspielerin Friederike Butzengeiger macht das so. Sie lernt an der Charité.

Die Gesundheitsakademie an der Charité hat ihre Anfänge im Jahr 1962. Damals wurde in Berlin die erste staatlich anerkannte Lehranstalt für Logopäden gegründet. Friederike Butzengeiger, Schülerin der Gesundheitsakademie, erzählt, wie die Ausbildung abläuft und warum sie sich nach Jahren als Theaterschauspielerin für die Ausbildung zur Logopädin entschieden hat. Mit ihr sprach Kirstin von Elm.

Berliner Morgenpost: Frau Butzengeiger, Sie waren schon Maria Stuart und Lady Macbeth. Jetzt möchten Sie Logopädin werden. Warum?

Friederike Butzengeiger: Ich habe hier in Berlin die Schauspielschule besucht und eine Gesangsausbildung absolviert. In den letzten zehn Jahren hatte ich wechselnde Engagements in ganz Deutschland.

Die Schauspielerin und angehende Logopädin Friederike Butzengeiger
Die Schauspielerin und angehende Logopädin Friederike Butzengeiger © Nadja Klier | Nadja Klier

Ich bin gerne Schauspielerin, aber das Theater verändert sich: Der Druck wächst, man muss mit immer weniger Personal immer mehr für weniger Geld leisten. Deshalb wollte ich mir ein zweites Standbein schaffen.

Wie sind Sie auf Logopädie gekommen?

Butzengeiger: Zum einen war Sprech- und Gesangsunterricht Teil meiner Ausbildung, und die Stimme ist auf der Bühne mein persönliches Werkzeug. Als Logopädin benötigt man eine gesunde, belastungsfähige Stimme, eine einwandfreie Aussprache, musikalisches Interesse und einen guten sprachlichen Ausdruck. Zum anderen bin ich medizinisch interessiert.

Warum haben Sie sich für die Ausbildung an der Berufsfachschule entschieden und nicht für ein Bachelorprogramm?

Butzengeiger: Ich habe die Ausbildung mit 32 Jahren begonnen und wollte möglichst zügig fertig werden. Damit bin ich übrigens nicht allein. Das Altersspektrum in meiner Berufsschulklasse reicht von 19 bis 45 Jahren.

Ich hatte auch eine Zusage für einen Studienplatz in Marburg. Allerdings wollte ich nach so vielen Jahren mit wechselnden Wohnorten gerne wieder in meiner Heimatstadt Berlin leben und habe mich deshalb für die Ausbildung an der Charité entschieden.

Im Gegensatz zum Studium an einer öffentlichen Hochschule müssen Sie Ihre Ausbildung aber bezahlen, oder?

Butzengeiger: Ja, inzwischen ist das Schulgeld in Berlin zwar per Senatsbeschluss abgeschafft, aber für unseren Ausbildungsjahrgang gilt das leider noch nicht. Ich zahle pro Monat rund 325 Euro.

Wie sieht Ihr Tag als Berufsfachschülerin aus?

Butzengeiger: Vormittags von 8 bis 13 Uhr haben wir theoretischen Unterricht, anschließend hospitieren wir in der Behandlung bei verschiedenen Lehrlogopäden hier an der Charité. Das geht oft bis 17 oder 18 Uhr, je nachdem, wie die Patienten kommen.

Außerdem gehören zu der dreijährigen Ausbildung auch noch zwei externe Praktika von acht bis zwölf Wochen. Zeit, um nebenher zu jobben, haben wir also nicht. Auch die Praktika werden nicht vergütet.

Was haben Sie nach der Ausbildung vor?

Butzengeiger: Ich werde im April 2019 fertig und möchte dann gerne erst einmal ein paar Jahre fest in einer logopädischen Praxis arbeiten und sehen, wie das so funktioniert. Ich habe zwar auch ein ganz tolles klinisches Praktikum an der Charité in Mitte gemacht, im Bereich Dysphagie, also Schluckstörungen. Die Arbeit dort hat mir sehr gut gefallen.

Doch in einer ambulanten Praxis behandelt man alle Störungsbilder in allen Altersklassen. Mein Wunsch wäre, mich in ein paar Jahren selbstständig zu machen, um auch wieder auf der Bühne stehen zu können. Mit einer festen Anstellung ist die Schauspielerei schwer zu vereinbaren.