Berlin. Lara Hämmerle ist Mitgründerin von Vantik. Sie hat konkrete Vorstellungen davon, was eine gute Arbeitsatmosphäre im Team ausmacht.

Voll und heiß ist es im Büro von Vantik. „Wenn alle da sind, sind wir zehn Personen und drei Hunde“, sagt Lara Hämmerle. Das wird dann schon fast zu eng. In dem Raum im Coworking-Space „Ahoy!“ in Berlin arbeiten trotzdem alle hoch konzentriert. Hämmerle hat die Firma gemeinsam mit einem Kollegen gegründet. Es geht um die „erste digitale Altersvorsorge für Millennials“.

Die 26-Jährige ist Österreicherin, man hört es schon an ihrem Akzent. In Hamburg hat sie Medien- und Kommunikationsmanagement an der Hochschule Fresenius studiert und ihren Bachelorabschluss gemacht.

„Ich wollte Basiswissen in BWL bekommen, aber auch was mit Internet machen“, erzählt sie von ihren ursprünglichen Plänen. Eigentlich wollte sie ins Online-Marketing.

Vermarktung ist mehr als Kampagnen schalten

Mit den ersten Jobs, die Hämmerle in verschiedenen Start-ups hatte, rückten bei ihr zunehmend die Produkte in den Fokus. „Wenn man nicht nur in Agenturen arbeitet, sondern auch in kleineren Firmen und dort auch am Produkt mitarbeitet, stellt man irgendwann fest: Marketing heißt nicht nur Akquise-Kampa­gnen schalten“, sagt die Gründerin.

„Gutes Marketing und gutes Wachstum müssen am Ende aus dem Produkt kommen.“ Es gehe um die Frage, „wie finde ich kostengünstige, meist kurzfristige Aktionen, um Nutzer zu akquirieren und zu halten“, erklärt Hämmerle. Mit „Growth Hacking“ gibt es einen eigenen Begriff für diese Marketing-Technik.

Als Beraterin selbstständig gemacht

Lara Hämmerle schaute sich das genauer an, besuchte drei Monate lang die Growth Tribe Academy in Amsterdam und war begeistert. Weil sich danach nicht die passende Firma für eine Festanstellung fand, machte sie sich als Beraterin selbstständig.

Als solche betreute sie das Start-up Fanmiles für Bonusprogramme. „Das war für mich der Knackpunkt, an dem ich festgestellt habe, dass ich mich lieber mit dem Produkt beschäftige“, erinnert sich Hämmerle. Sie habe erkannt: „Eigentlich muss man ein super Produkt bauen, damit man das auch vermarkten kann.“

Nach ihrem Umzug nach Berlin vor einem Jahr erhielt sie von einem Bekannten, einem Unternehmensberater, den Tipp: Es gebe da jemanden, auch Unternehmensberater, der eine großartige Gründungsidee habe. Es gehe um Altersvorsorge.

Zunächst fand Hämmerle das witzig: eine 26-jährige österreichische Growth-Hackerin, die sich um deutsche Rente kümmern soll? „Ist halt nicht das sexiest Thema auf der Welt“, sagt sie heute und lacht über ihre damalige Reaktion. Dann beschäftigte sie sich damit und traf den Ideengeber Till Klein.

Probeweise zusammen gearbeitet

Die beiden fanden sich sympathisch und arbeiteten probeweise zusammen, um zu sehen, ob sie die gleichen Vorstellungen haben. „Und wir haben einige Sachen getestet, vorvalidiert“, erzählt Hämmerle. Sie musste sich erst einmal in das Thema einarbeiten.

„Ich hab dann festgestellt, dass es wirklich ein Pro­blem ist“, sagt die 26-Jährige: „Die Leute wissen alle, dass sie in Sachen Altersvorsorge etwas tun müssen, aber sie wissen nicht, was.“

Was sie außerdem überzeugt hat, sich an Vantik zu beteiligen: „Es ist halt nicht einfach ein neuer Online-Shop für Klamotten. Es ist nicht etwas, was man den Leuten verkauft, damit ihr Leben netter wird.“ Es sei etwas, „das einen Unterschied machen kann“, sagt sie.

Und obwohl Altersvorsorge auf den ersten Blick ein uncooles Thema sei, findet sie es „super, super spannend“.

Schnittstelle zwischen Marketing und Produkt

Seit September ist Lara Hämmerle nun Mitgründerin. Sie hält Unternehmensanteile und leitet mit Till Klein die Geschäfte von Vantik. Und sie ist an der Schnittstelle zwischen Marketing und Produkt angekommen.

„Ich bin dafür verantwortlich, dass das digitale Produkt gebaut wird“, erklärt Hämmerle. „Aber auch dafür, dass ein Produkt gebaut wird, das sich vermarkten lässt.“ Immer vor Augen hat sie die Frage: „Für wen macht man das eigentlich?“

Mit einem eigens aufgelegten Investmentfonds, börsengehandelten Indexfonds (Exchange Traded Funds, ETFs) soll Vantik das Sparen auf die Rente flexibel, langfristig, sicher und unkompliziert machen.

„Wir wollen eine Altersvorsorge, die so einfach zu verstehen ist, dass die Leute die Entscheidung, ob sie es machen oder nicht, ohne Finanzberater treffen können.“ Primäre Zielgruppe seien die Mitte 20- bis Ende 30-Jährigen, mit besonderem Augenmerk auf Freiberuflern.

Motivation kommt nicht durch Goodies

Im Herbst soll die Beta-Phase, also die Testphase, abgeschlossen sein. Hämmerles langfristiges Ziel: In Deutschland soll beim Thema Altersvorsorge jeder als Erstes an Vantik denken. Dafür sei vor allem das Team wichtig, findet Hämmerle. Es müsse gut und gern zusammenarbeiten.

Dabei gehe es weniger um Annehmlichkeiten wie freie Getränke oder flexible Arbeitszeiten, wie sie eigentlich jedes Start-up anbiete. „Die Leute müssen schon brennen für die Sache. Und diese Motivation kommt nicht von Goodies.“

Sie will sich dafür einsetzen, dass Vantik, wenn die Firma gewachsen ist, eine eigene Kita bekommt. Wenn man Kinder habe und dann mitgestalten könne, „wie die Arbeitssituation aussieht, ist das natürlich ideal“, sagt Lara Hämmerle.

Außerdem wünscht sie sich für die Zukunft einen Auslauf-Service für die Bürohunde. Denn die soll es auch weiterhin geben – eine Selbstverständlichkeit für die 26-Jährige, die sich selbst auch um einen kleinen Pflegehund kümmert.