Berlin. Ausbildungsexperte des Dehoga Berlin über Berufe und Karriere in der Gastronomie. Praktika zur Berufsorientierung dringend empfohlen.

Gerrit Buchhorn ist stellvertretender Hauptgeschäftsführer des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga) Berlin. Einer der Schwerpunkte des 44-Jährigen ist der Bereich Aus- und Weiterbildung. Mit ihm sprach Yvonne Scheller.

Herr Buchhorn, finden Sie, die Arbeit in der Hotellerie und Gastronomie ist ein Traumjob?

Gerrit Buchhorn: Die Branche hat auf jeden Fall sehr viel zu bieten – abwechslungsreiche Tätigkeiten und Arbeitsumfelder, Umgang mit verschiedenen Menschen und Kulturen und die Möglichkeit, seine Kreativität einzubringen, beispielsweise bei der Eventplanung oder in der Szenegas­tro­nomie.

Gerrit Buchhorn ist stellvertretender Hauptgeschäftsführer des Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga) Berlin.
Gerrit Buchhorn ist stellvertretender Hauptgeschäftsführer des Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga) Berlin. © privat | privat

Und die Zahlen sprechen trotz Fachkräftemangels für die Branche: Unter den Top 20 der am häufigsten neu geschlossenen Ausbildungsverträge finden sich die Berufe Hotelfachfrau/Hotelfachmann und Koch.

Warum gibt es dann einen Fachkräftemangel?

Wir sprechen hier von Dienstleistungsberufen, das muss man mögen. Und die Arbeitszeiten unterscheiden sich von der klassischen 9-bis-17-Uhr-Kernarbeitszeit. Dabei gilt natürlich dennoch für die Mitarbeiter in tarifgebundenen Betrieben die 38-Stunden-Woche.

Selbst Anhängern der klassischen Kernarbeitszeit hat die Branche passende Einsatzfelder zu bieten, beispielsweise in der Gemeinschaftsverpflegung in Mensen oder Betriebsrestaurants. Je nach Persönlichkeit und Fähigkeit ist für jeden etwas dabei.

Welche Berufsfelder hat die Gas­tronomie zu bieten?

Neben der Ausbildung zum Koch beziehungsweise zur Köchin gibt es in der Gastronomie die Ausbildungen der Restaurantfachleute, Fachkräfte im Gastgewerbe und Fachleute für Systemgastronomie.

Einsatzgebiete sind zum Beispiel das große Feld der Hotellerie mit eigenen Restaurants und Bankett-Bereichen oder die ganz unterschiedlichen gastronomischen Ausrichtungen – von traditionell bis szenig.

Eine gastronomische Ausbildung bietet vielfältige Möglichkeiten, im In- und Ausland zu arbeiten. Köche oder Restaurantfachfachleute können beispielsweise auch auf Kreuzfahrtschiffen tätig sein.

Was empfehlen Sie zur Berufsorientierung?

Ob der Beruf der richtige ist, sollte unbedingt durch Praktika oder Probetage überprüft werden. Ein guter Anfang ist der Besuch einer Ausbildungs- oder Karrieremesse.

Am 13. und 14. Juni findet zum Beispiel die Vocatium in der Arena Berlin statt. Dort ist der Dehoga Berlin vertreten. Wir beantworten gerne alle Fragen.

Abgesehen von der fachlichen Qualifikation, welche Fähigkeiten und Eigenschaften sind wichtig für eine Gastronomie-Karriere?

Lust und Leidenschaft, Zuverlässigkeit, Offenheit und die Fähigkeit, auf Menschen zuzugehen und zu spüren, was der Gast gerade braucht. Und natürlich ist Freundlichkeit im Gastkontakt eine Selbstverständlichkeit.

Dazu kommt die Fähigkeit, mit unfreundlichen Gästen, gar mit unangemessenem Verhalten umgehen zu können und mangelndes Trinkgeld nicht persönlich zu nehmen. Neugierde kann auch nicht schaden, im Speziellen das Erspüren oder Entwickeln neuer Trends. In der Gas­tronomie und Hotellerie gibt es stetig spannende Entwicklungen.

Wie schätzen Sie aktuell die Berufschancen in der Gastronomie ein?

Bedarf besteht aktuell in allen gastronomischen Berufen, speziell im boomenden Berlin. In der Hauptstadt gibt es zurzeit knapp 800 Übernachtungsbetriebe und mehr als 15.000 gas­tronomische Betriebe.

Fast 1000 Ausbildungsbetriebe bilden etwa 4500 Azubis aus. Und da wir inzwischen statt von einem Arbeitgeber- von einem Arbeitnehmermarkt sprechen, haben gut qualifizierte Fachkräfte sehr gute Berufschancen.

Haben die Fachkräfte auch gute Verdienstchancen?

Direkt nach der Ausbildung verdienen Berufseinsteiger in tarifgebundenen Betrieben bei einer 38-Stunden-Woche monatlich etwa 2065 Euro brutto. Doch dank der aktuellen Marktlage zahlen viele Betriebe mehr.

Der Verdienst ist also auch eine Frage des Verhandlungsgeschicks. Und auf jeden Fall bietet die Branche tolle Aufstiegschancen.