Berlin. Zu viel Change im Unternehmen schadet, findet Autor Axel Koch. Sein Buch sei realistisch, wichtig, doch überzogen, so der Rezensent.

Wenn über Change Management geschrieben wird, dann fast immer aus dem Blickwinkel des Unternehmens und seiner Führungskräfte. Das Buch von Axel Koch ist anders („Change mich am Arsch. Wie Unternehmen ihre Mitarbeiter und sich selbst kaputtverändern“, Econ Verlag, 304 S., 16 Euro).

Der promovierte Psychologe beschreibt konsequent die Opferperspektive. Er legt mit diesem Buch eine bissige Polemik gegen den destruktiven Aktionismus unter dem Deckmantel des Change Managements vor.

Koch interessiert die Frage, wie viel Veränderung ein Mensch verträgt und was passiert, wenn die Grenze überschritten wird. Sein Fazit lautet: In sehr vielen Fällen schaden sich Unternehmen selbst mit ihren unausgegorenen Veränderungsprojekten.

„Change mich am Arsch“ von Axel Koch.
„Change mich am Arsch“ von Axel Koch. © Econ Verlag | Econ Verlag

Die betriebswirtschaftlichen Ziele werden verfehlt, und zurück bleibt eine demotivierte und verunsicherte Belegschaft. Wie sich das für die Betroffenen anfühlt, erzählt Koch in vielen realistischen Episoden. Leider erfährt der Leser erst in den letzten beiden der sieben Kapitel, wie er als Betroffener seine Situation verbessern kann.

Beispiele sind teils überzogen

Axel Koch personalisiert seine Beispiele. Dadurch kommen sie dem Leser nahe. Doch wenn er beschreibt, wie eine Schwangere ihr Kind verliert, während an ihrem Arbeitsplatz ein Change-Projekt läuft, wird es problematisch.

Koch suggeriert: Wer auf Veränderung verzichtet, rettet Leben. Das geht zu weit. Die Polemik, etwa der Vergleich von Change-Prozessen mit Folter, ist streckenweise überzogen.

Dennoch ein wichtiger Beitrag

Veränderungsprojekte sind in der Wirtschaft nicht zu vermeiden. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass sie viel zu oft durch die Profilierungssucht von Führungskräften ausgelöst werden. Zudem forcieren Beratungsunternehmen die Umsetzung möglichst vieler Projekte.

Vor diesem Hintergrund ist es höchste Zeit für diese Frontalkritik. Jeder, der in verantwortlicher Position in Veränderungsprojekten mitarbeitet, sollte sie lesen. Denn eine Überdosis Change führt zum Scheitern jedes Projekts.