Berlin. Wie man Mediator wird und in welchen Fällen man zum Einsatz kommt: Anwältin und Ausbilderin Jutta Hohmann erklärt ihren Berufsstand.

Jutta Hohmann ist Fachanwältin für Familienrecht und Mediatorin. Seit 1997 bietet sie Seminare und Trainings für Mediatoren an. Mit ihr sprach Adrienne Kömmler.

Berliner Morgenpost: Frau Hohmann, wie wird man Mediator?

Jutta Hohmann: Die Ausbildung ist in der Regel eine Zusatzqualifikation, die berufsbegleitend oder alternativ über ein Studium erworben wird. Dafür entscheiden sich gestandene Leute mit Berufserfahrung.

Wichtig ist, Empathie zu entwickeln, zuzuhören, zu verstehen, voller Neugierde zu sein auf die Menschen, die vor einem sitzen. Sich selbst dabei völlig auszuklammern und unparteiisch zu bleiben ist notwendig.

Einen Konflikt zu lösen, ist keine Zauberei, sondern beruht auf der strengen Struktur der Methode. Sie funktioniert in 90 Prozent aller Fälle. Zur Einigung beizutragen und zu erleben, wie sich im Prozess beide Seiten verändern, ist immer wieder toll.

In welchen Streitfällen werden Mediatoren eingesetzt?

Jutta Hohmann ist Fachanwältin für Familienrecht und Mediatorin.
Jutta Hohmann ist Fachanwältin für Familienrecht und Mediatorin. © Adrienne Kömmler | Adrienne Kömmler

Trennung und Scheidung und die Auseinandersetzung von Erbengemeinschaften sind typische Felder. Aber auch Streit in Wohnungseigentümergemeinschaften, Auseinandersetzungen von Gesellschaftern oder innerbetriebliche Konflikte bieten Einsatzfelder. Häufig kommt mehreres zusammen.

Wie sind Sie selbst zur Mediation gekommen?

Der Hintergrund lag im System gerichtlicher Auseinandersetzungen, bei denen es immer einen Gewinner und einen Verlierer gibt. Ich fand das nicht befriedigend, denn Probleme sind damit oft nicht gelöst.

Ich habe dann erste Erfahrungen mit Mediation in Nicaragua gesammelt. Dort gab es 1986 Vorbereitungen für ein Mediationsverfahren zwischen Miskito-Indianern und der Regierung Nicaraguas. Das hat mich sehr beeindruckt.

Mitte der 90er-Jahre ließ ich mich im Münchner Institut des Vereins Eidos in Familienmediation und dann in New York von Professor John Haynes in anderen Bereichen der Mediation ausbilden. Mediation als Konfliktlösungsmethode war in den USA damals schon weit verbreitet.

Inzwischen lehre ich sie selbst an Akademien und Universitäten in Berlin, Stuttgart und Freiburg. Im Bundesverband Mediation war ich acht Jahre im Vorstand und gehörte der Expertenkommission zur Vorbereitung des 2012 verabschiedeten Mediationsgesetzes an.

Was bringt dieses Gesetz?

Regelungen zum Berufsfeld sind auf eine erste gesetzliche Grundlage gestellt worden. Die Verordnung über die Aus- und Fortbildung von zertifizierten Mediatoren regelt die Voraussetzungen für die Bezeichnung zertifizierter Mediator.

Hier ist eine Mindestausbildungszeit von 120 Stunden festgelegt. Eine Bescheinigung über den erfolgreichen Abschluss darf nur ausgestellt werden, wenn ein Mediationsfall in Einzelsupervision vorgestellt worden ist.

Nach den Richtlinien des Bundesverbands Mediation muss die Ausbildung sogar wenigstens 200 Stunden betragen. Die Richtlinien regeln ebenfalls Supervision und Fortbildungsverpflichtung.

Wie findet man eine gute Ausbildung?

Die Kosten schwanken zwischen 3000 und 6000 Euro. Bei der Auswahl sollten Interessenten darauf achten, dass die Ausbildung von einem der Mediationsverbände wie dem Bundesverband Mediation anerkannt ist.