Vor rund zwei Jahren erfanden Nico Weiler und Mark Michl die Online-Werkstatt Caroobi. Inzwischen hat das Unternehmen 90 Angestellte.

Stimmengewirr füllt den Raum. An den Telefonen sitzen Männer, die Gespräche über Ölwechsel, Kolbenfresser, Motorschaden oder eine defekte Kupplungswelle führen. In einer Ecke liegt ein verpackter Motorblock, der in eine Autowerkstatt geliefert werden soll.

„Hier führen wir die Problemdiagnose mit Autobesitzern durch und geben Reparaturen in Auftrag“, sagt Nico Weiler, der die Online-Werkstatt Caroobi gemeinsam mit seinem Kompagnon Mark Michl gründete.

Die Idee dahinter: Automechanikern und Autobesitzern den bürokratischen Aufwand rund um die Autoreparatur abzunehmen.

Rundumversorgung der Kunden

Caroobi sucht eine passende Werkstatt raus. (Symbolbild)
Caroobi sucht eine passende Werkstatt raus. (Symbolbild) © dpa

Caroobi ist Vertragspartner der Kunden, setzt die Preise fest, sucht die entsprechende Werkstatt, übernimmt die Ersatzteil-Bestellungen, erledigt alle Absprachen – Abholung und Zustellung der Autos inklusive.

Die beiden Gründer haben Ende 2015 in dem boomenden Markt der Vermittlungsplattformen ihren Platz gefunden und sich innerhalb von knapp 2,5 Jahren zu einem Unternehmen mit rund 90 festangestellten Mitarbeitern entwickelt. Tendenz steigend.

Fehler machen und daraus lernen

Wie bringt man so schnell ein Start-up von null auf hundert? „Fehler machen und daraus lernen“, benennt Nico Weiler einen Punkt des Erfolgsrezepts. Als zweiten nennt er den Weg der kleinen Schritte.

Und der dritte Grund? „Die Leute, die für uns arbeiten, und meine gute Freundschaft mit Mark Michl“, sagt der 27-Jährige.

Nico Weiler hatte schon immer eine Leidenschaft dafür, Neues zu entdecken und auszuprobieren. Als Jugendlicher ging er als Austauschschüler in die USA – aus dem beschaulichen Stuttgart ins aufstrebende Silicon Valley.

Sein Gastvater war ein leidenschaftlicher Unternehmensgründer. „Durch ihn habe ich die amerikanische Denkweise kennengelernt.“ Weiler erklärt: „In den USA denken sie daran, wie sie etwas neu aufbauen, in Deutschland daran, wie sie zehn Prozent besser werden können.“

Bachelorstudium in den USA

Er studierte Volkswirtschaftslehre an der Harvard University. (Symbolbild)
Er studierte Volkswirtschaftslehre an der Harvard University. (Symbolbild) © REUTERS | Jessica Rinaldi

Er blieb in den USA, machte an der Harvard University den Bachelor in Volkswirtschaftslehre (VWL) und Astrophysik. Noch in den Staaten gründete er sein erstes Start-up. „Ich wollte Leuten helfen, ihre Jobsuche gut durchzustrukturieren“, sagt er.

Von einem großen Erfolg spricht Nico Weiler nicht, sein Team und seine Idee wurden von einem größeren Unternehmen weitergeführt, der junge Entrepreneur kehrte nach Deutschland zurück. Er nahm eine Stelle als Programmierer in der Start-up-Schmiede Epic Companies von ProSiebenSat.1 an, um sich besser in den Bereich IT einzuarbeiten.

Gemeinsame Start-up-Pläne

Nach einiger Zeit wechselte er in ein erfolgreiches Start-up, um die operative Seite des Geschäfts kennenzulernen. In diesem Zusammenhang lernte er Mark Michl kennen, der ebenfalls in der Start-up-Szene arbeitete. „Wir verstanden uns gut und haben uns entschieden, gemeinsam unser eigenes Unternehmen auf die Beine zu stellen“, so Weiler.

Sie analysierten den Markt, stellten fest, dass Dienstleistungen noch nicht so stark online sind. Sie entdeckten die Automobilbranche, die durch Carsharing, E-Mobilität und die Möglichkeit des autonomen Fahrens vor einem Umbruch steht. „Wir glauben fest daran, dass der Bereich gerade den Schritt ins neue Zeitalter macht und wir hier mitwachsen können.“

Verschiedene Ideen ausprobiert

Nicht immer geht alles gut, dann suchen die Chefs nach einer Lösung.
Nicht immer geht alles gut, dann suchen die Chefs nach einer Lösung. © imago/Westend61 | Ramon Espelt

Am Anfang probierten die beiden verschiedene Ideen aus. Ihr erstes Geschäftsmodell war, reparaturbedürftige Autos beim Kunden abzuholen und in die Werkstatt zu bringen. „Allein mit diesem Service hat unsere Idee nicht funktioniert“, erzählt Weiler.

Sie entwickelten das Projekt weiter, Terminabsprachen und Werkstattservice kamen hinzu. Schon hier arbeiteten sie mit der Methode, die sie beibehalten haben: ein Geschäftsmodell erst richtig zu entwickeln, bevor sie ein neues einführen. Das ist der Weg der kleinen Schritte. Punkt eins des Erfolgsrezepts.

Punkt zwei: Fehler machen. Es war der erste Auftrag. Ein Kunde wollte sein Auto weiß lackieren lassen, die Gründer suchten die günstigste Werkstatt. „Wir bekamen den Wagen lackiert“, sagt Weiler und lacht. „Aber er war silbern und nicht weiß.“

Die Umlackierung bezahlten sie aus eigener Tasche. Seitdem achten sie besonders auf die Qualität der Werkstätten, mit denen sie zusammenarbeiten. „Wichtig ist es, keine Angst vor Fehlern zu haben“, erklärt Weiler.

Alle Mitarbeiter ziehen am selben Strang

Und was fällt ihm zu Punkt drei der Erfolgsleiter ein? „Wir stellen nur Mitarbeiter ein, die Lust haben, mit uns etwas aufzubauen und zu entwickeln.“ Caroobi-Mitarbeiter kommen aus allen Bereichen der Gesellschaft und bilden ein Team, das am Abend im „Chill-Raum“ zusammen zu Abend isst.

„Sie spüren die gute Stimmung, die zwischen mir und Mark herrscht“, so Weiler. Das übertrage sich auf die Arbeitsatmosphäre.

Caroobi ist in kurzer Zeit rasant gewachsen. Erst im vergangenen Jahr konnte das Start-up BMW als Investor gewinnen. Mit dem neuen Kapital wollen sie weitere Mitarbeiter einstellen, die Online-Buchung vereinfachen und die Verwaltungssoftware für die Werkstätte weiterentwickeln. „Mark und ich werden noch viel gemeinsam machen.

Mark liebt die Luftfahrt und ich die Raumfahrt, vielleicht ergibt sich ja etwas in die Richtung“, sagt Nico Weiler. Denn zum Erfolgsrezept eines jeden Gründers gehöre es auch, Visionen zu haben.