Berlin. Marion Princk leitet die Berliner Heilpraktiker Fachschule. Ein Gespräch über Wege in den Beruf und Zukunftsaussichten in der Branche.

Marion Princk leitet die Berliner Heilpraktiker Fachschule. Adrienne Kömmler sprach mit ihr über die Ausbildung der Gesundheitsfachkräfte, Voraussetzungen und Jobchancen.

Berliner Morgenpost: Frau Princk, wie sind Sie selbst Heilpraktikerin geworden?

Marion Princk: Ich war Augenoptikerin und habe bis 2006 in dem Beruf gearbeitet, zuletzt im Vertrieb optischer Geräte. Ich bekam dann psychosomatische Probleme.

Marion Princk, Leiterin der Berliner Heilpraktiker Fachschule
Marion Princk, Leiterin der Berliner Heilpraktiker Fachschule © Adrienne Kömmler | Adrienne Kömmler

Zunächst habe ich nicht verstanden, wo die Ursache lag. In mir wuchs der Wunsch, mich selbst aufzuräumen, die Ursache zu bearbeiten. So bin ich zur Heilkunde nach dem psychosomatischen Behandlungskonzept gekommen. Mit der Ausbildung habe ich 2006 angefangen. Ich war selbst auf der Schule, die ich nun leite.

Die Prüfung selbst legt man nicht an der Schule, sondern im Gesundheitsamt ab. Muss man dort den Besuch einer Fachschule nachweisen, um zugelassen zu werden?

Princk: Um diese sehr anspruchsvolle Prüfung zu bestehen, braucht man viel Fachwissen. Man muss super vorbereitet sein. Dabei helfen die Schulen mit der zwei- oder dreijährigen Ausbildung. Ein höherer Schulabschluss oder ein Studium sind nicht gefordert.

Rein theoretisch kann man sich auch nur mithilfe von Lehrbüchern und Internet vorbereiten. Das Bestehen der Prüfung ist Voraussetzung für die Tätigkeits- und Berufserlaubnis, die eine Zulassungsurkunde bescheinigt. Diese Erlaubnis gilt zeitlich unbeschränkt und bundesweit.

Ich würde immer den sogenannten großen Heilpraktiker empfehlen, um nicht nur – also mit dem kleinen Heilpraktikerabschluss – psychotherapeutisch arbeiten zu können.

Die Naturmedizin ist breit gefächert. Welche Rolle spielt Spezialisierung?

Princk: Richtig, es gibt viele Therapieformen. Ob traditionelle chinesische Medizin, Pflanzenheilkunde, Akupunktur oder Osteopathie – wer weiß, in welche Richtung es gehen soll, sollte bereits die Schule danach auswählen. Jede Schule hat ihr eigenes Konzept.

Und danach kann man noch Spezialkurse besuchen. Es gibt übrigens eine Fortbildungspflicht. Das ist gut so. Man lernt immer dazu. Dabei helfen Verbände und Vereine.

Wir kämpfen für die Akzeptanz der Heilpraktiker, deren Ruf durch negative Schlagzeilen gelitten hat. Wer zum Beispiel Krebspatienten rein homöopathisch heilen will, handelt grob fahrlässig. Oder bei bestimmten entrückten esoterischen Methoden, bei denen mit der Not von Klienten eventuell Abhängigkeiten erzeugt werden – da hört es bei mir persönlich auf.

Heilpraktiker können die Schulmedizin ergänzen, aber auf keinen Fall ersetzen. Eine Verdachtsdiagnose sollte immer vom Arzt bestätigt werden. Gleichzeitig ist der Beruf eine schöne Alternative zum Arztberuf. Nicht jeder schafft es zum Medizinstudium, hat aber wertvolle Fähigkeiten zu helfen.

Welche Eigenschaften muss ein guter Heilpraktiker mitbringen?

Princk: Unser Beruf birgt eine hohe Verantwortung und verlangt eine enge Zusammenarbeit mit der Schulmedizin. Das braucht eine gewisse Intelligenz. Und es erfordert eine Portion Lebenserfahrung.

Nicht umsonst ist das Mindestalter auf 25 Jahre fest gelegt. Wichtig sind psychische Stabilität und Offenheit, sich in andere hineinzuversetzen. Dazu zählt auch die Bereitschaft, an sich selbst zu arbeiten.

Lässt sich davon leben?

Princk: Heilpraktiker sind in der Regel selbstständig und leben von Klienten, die es sich leisten können. Wer ein gutes Konzept entwickelt und Einsatz zeigt, hat mit dem Honorar durchaus ein Auskommen. Erfolgreiche Ar­beit muss sich herumsprechen, denn Heilpraktiker dürfen nicht werben.

Umso wichtiger ist, dass in die Ausbildung einfließt, was alles für einen Praxisaufbau notwendig ist, was gefordert wird und wie die Abrechnung funktioniert. Das Kalkulieren von Ein- und Ausgaben muss man lernen. Der Bedarf an heilpraktischer Behandlung ist da. Auch wenn Leistungen in der Regel nicht von Krankenkassen, sondern privat getragen werden.