Berlin. „Wie sich Menschen organisieren, wenn ihnen keiner sagt, was sie tun sollen“ von Lars Vollmer zeigt Lösungen durch soziale Kontrolle.

Es kann schnell gehen: Eben noch Branchenprimus, übermorgen ist es vorbei. Der Insolvenzverwalter übernimmt das Kommando. Der Grund liegt oft hierin: Wenn es Unternehmen gut geht, beschäftigen sie sich mit sich selbst. Fachleute sprechen von Innenreferenz, der Kundenfokus geht verloren.

„Wie sich Menschen organisieren, wenn ihnen keiner sagt, was sie tun sollen
„Wie sich Menschen organisieren, wenn ihnen keiner sagt, was sie tun sollen" von Lars Vollmer. © intrinsify.me Publishing | intrinsify.me Publishing

Eine weitverzweigte Organisation mit vielen Regeln, Planungs- und Reportingprozessen entsteht. Dort macht Karriere, wer diese Regeln befolgt. Ob das dem Kunden dient, ist zweitrangig.

Soziale Kontrolle statt Regeln

An diesem Punkt setzt Lars Vollmer mit seinem Buch an („Wie sich Menschen organisieren, wenn ihnen keiner sagt, was sie tun sollen“, intrinsify.me Publishing, 86 S., 15 Euro). Statt auf Regeln vertraut er auf soziale Kontrolle. Das hat einen ähnlichen Effekt mit einem großen Unterschied. Während Bürokratie immer die Initiative torpediert, wirkt Selbstorganisation in die entgegengesetzte Richtung.

Zusammenhalt, Innovationskraft und Wettbewerbsfähigkeit blühen auf. Selbstorganisation gilt nun schon seit einiger Zeit als Wundermedizin gegen starre Unternehmensstrukturen. Vollmer ist einer der klügsten und wortgewaltigsten Vordenker bei diesem Thema. Er konzentriert sich auf Fragen der Umsetzung und Machbarkeit. Wie funktioniert ein Unternehmen ohne Meetings, ausgefeiltes Reporting und privilegierte Chefetage? Die Antworten findet der Leser in pointiert ausformulierten Lösungsansätzen.

Mehr als einmal lesen

Seinen größten Nutzen entfaltet dieses Buch, wenn man mehr als einmal darin liest. Das Taschenbuchformat kommt dem entgegen, die Typografie leider nicht. Vollmer denkt weiter als andere und kommt sehr griffig auf den Punkt. Eigentlich macht es großen Spaß, ihn zu lesen. Doch die lieblose Gestaltung des Buchs ist ein Wermutstropfen.

Nicht immer ist Selbstorganisation die beste Lösung. Im Gegensatz zu vielen anderen Beratern und selbsternannten Gurus hält sich Vollmer nicht für allwissend und diskutiert die Chancen und Risiken. Gerade dieser Aspekt macht das Buch für den Praktiker so wertvoll.