Berlin. Roman Weiler ist 17, designt Mode und hat mit „Vupax“ ein eigenes Label. Eine seiner Jacken schaffte es in die Netflix-Serie „Dark“.

Denkt Roman Weiler an das erste Fotoshooting vor drei Jahren, kann er nur lachend mit dem Kopf schütteln. Anfängerfehler, sagt der 17-Jährige heute. Schon mit 14 hatte er angefangen, Designs für Streetwear zu entwickeln. Damals hatte er gerade einen Plotter über Ebay-Kleinanzeigen gekauft, um seine grafischen Entwürfe auf Stoff zu übertragen – für seine erste Kollektion.

„Ich dachte, dass alles nun ganz schnell geht“, erzählt er: die Folien plotten und mit der Transferpresse auf die T-Shirts drucken, Models einkleiden, fotografieren, ein Lookbook – das ist eine Fotomappe – erstellen. Aber es dauerte länger als gedacht, erst musste er die Geräte kennenlernen. Als die Models dann kamen, war gerade einmal ein Shirt bedruckt: betretene Mienen statt Profishooting.

Heute würde das Roman Weiler nicht mehr passieren. „Ich habe viel gelernt“, sagt der Schüler des Canisius-Kollegs, der kommendes Jahr Abitur machen wird. Vor allem im Zeitmanagement sei er besser geworden. Das jüngste Fotoshooting lief gut. Alle Shirts und Jacken waren fertig, die Aufnahmen machten allen Spaß. Später hätten sie noch lange zusammengesessen, Gitarre gespielt, geredet und gelacht, erzählt der 17-Jährige.

Eltern unterstützten den Sohn von Anfang an

Schon mit zehn Jahren fing Roman an, mit Photoshop zu arbeiten und sich kreativ auszuleben. Seine Eltern, ein Künstler und eine Texterin, unterstützten ihren Sohn von Anfang an bei seinen Aktivitäten. „Mit zehn Jahren habe ich die Silvester-Speisekarte gestaltet, später Logos für Freunde entworfen“, erzählt er.

„Es hat mir schon immer Spaß gemacht, mir den Gesamtauftritt eines Produkts auszudenken“, sagt Roman. Als er älter wurde, begann er, sich für Mode zu interessieren. So entschloss er sich, ein Label für Bekleidung aufzubauen. Sein Weg führte ihn immer wieder in den benachbarten Copyshop, wo er Shirts mit immer neuen Entwürfen bedruckte. Bald reichte ihm das nicht mehr.

Das Kunstwort Vupax gefiel ihm

„Ich wollte professionell werden“, sagt Roman. Das war der Zeitpunkt, als er von seinem eigenen ersparten Geld Drucker und Plotter kaufte. Das Kunstwort Vupax gefiel ihm und wurde sein Firmenname. Um es „von Anfang an richtig“ zu machen, konzipierte der damals 14-Jährige einen Online-Shop. Weil er selbst in dem Alter noch keine Geschäfte tätigen durfte, übernahm seine Mutter die Abwicklung.

Seitdem kümmert sich Roman selbstständig um seine Kollektion und in enger Abstim­mung mit seinen Eltern um den Vertrieb. Er suchte sich einen Textilgroßhändler, von dem er Rohlinge bezieht. Rohlinge sind Kleidungsstücke, die kein Logo oder Etikett eines Herstellers tragen. Sie werden oft von kleinen oder jungen Labels verwendet, die noch keine eigenen Textilien produzieren lassen. Roman brachte den Shop online, organisierte Fotoaufnahmen mit seinen Freunden als Models und stellte die Bilder seiner Kollektion auf Instagram, um für den Shop zu werben.

Geschäft entwickelte sich langsam

„Der Anfang war schwer“, erinnert er sich. „Ich hatte so viel Arbeit und Ideen in die Kollektion gesteckt, aber niemand wollte etwas kaufen.“ Nur langsam entwickelte sich sein Geschäft. Erst trugen Freunde seine bedruckten Shirts, Bomberjacken und Shorts, dann auch der weitere Bekanntenkreis. Dann liefen auch erste Bestellungen über den Online-Shop ein.

Und damit kamen neue Aufgaben auf Roman zu: Lieferfristen beachten, Retouren abwickeln, Kundenkontakte pflegen, Netzwerke aufbauen. Ordentlich heftet er alles ab, er will den Überblick nicht verlieren. Geschäftliche Ratschläge bekommt er von seinen Eltern, oder er eignet sich Business-Wissen über Online-Tutorials an. „Natürlich bin ich offiziell nicht geschäftsfähig“, sagt er. „Aber ich lerne, das Geschäft abzuwickeln.“ Die letzte Entscheidung liege bei seiner Mutter.

Inspiriert von Berlin und seinen Menschen

Zwei bis drei Kollektionen entwirft der junge Designer inzwischen pro Jahr, viele seiner Designs spielen mit dem Logo seines Unternehmens und dem Schriftzug Vupax. Inspiriert wird er von Berlin selbst und von den Menschen in den Straßen der Hauptstadt. „Wenn ich jemanden sehe, visualisiere ich, was die Person tragen könnte“, sagt Roman Weiler.

Meist trägt er eine Idee einige Wochen lang mit sich herum, bevor er sie auf Papier bringt und in den Computer überträgt. Mittlerweile lässt der 17-Jährige Shirts auch mit seinen Ideen besticken.

Päckchen packen, statt Freunde treffen

Stressig wird es für ihn, wenn in der Schule Prüfungen anstehen. Dann muss er Prioritäten setzen. Das heißt, dass er nach dem Lernen oft noch Päckchen für Kunden packt, statt sich mit Freunden zu treffen.

Das ist die Netflix-Serie „Dark“

Wald, tote Tiere und Geheimnisse: Die erste deutsche Netflix-Serie „Dark“ führt die Zuschauer in eine dunkle Welt. Im Zentrum stehen vier Familien in einer typischen deutschen Kleinstadt. Als zwei Kinder auf mysteriöse Weise verschwinden, wird die vermeintlich heile Welt aus den Fugen gerissen.
Wald, tote Tiere und Geheimnisse: Die erste deutsche Netflix-Serie „Dark“ führt die Zuschauer in eine dunkle Welt. Im Zentrum stehen vier Familien in einer typischen deutschen Kleinstadt. Als zwei Kinder auf mysteriöse Weise verschwinden, wird die vermeintlich heile Welt aus den Fugen gerissen. © Netflix | Netflix
Der 20-jährige Louis Hofmann spielt in „Dark“ Jonas Kahnwald, dessen Vater Selbstmord begeht.
Der 20-jährige Louis Hofmann spielt in „Dark“ Jonas Kahnwald, dessen Vater Selbstmord begeht. © Netflix | Julia Terjung/Netflix
Maja Schöne als Hannah Kahnwald.
Maja Schöne als Hannah Kahnwald. © Stefan Erhard | Stefan Erhard/Netflix
Jördis Triebel als Katharina Nielsen.
Jördis Triebel als Katharina Nielsen. © Stefan Erhard | Stefan Erhard / Netflix
Oliver Masucci ermittelt als Kommissar Ulrich Nielsen im Fall der verschwundenen Kinder.
Oliver Masucci ermittelt als Kommissar Ulrich Nielsen im Fall der verschwundenen Kinder. © Netflix | Julia Terjung / Netflix
Immer mehr Geheimnisse kommen ans Licht.
Immer mehr Geheimnisse kommen ans Licht. © Stefan Erhard | Stefan Erhard/Netflix
Die Schicksale der Familien sind auf tragische Weise miteinander verknüpft.
Die Schicksale der Familien sind auf tragische Weise miteinander verknüpft. © Stefan Erhard | Stefan Erhard / Netflix
In „Dark“ wird der Zuschauer auf Zeitreisen geschickt – mit überraschenden Wendungen.
In „Dark“ wird der Zuschauer auf Zeitreisen geschickt – mit überraschenden Wendungen. © Stefan Erhard | Stefan Erhard/Netflix
Die Ermittlungen führen zurück in die Jahre 1986 und 1953.
Die Ermittlungen führen zurück in die Jahre 1986 und 1953. © Stefan Erhard | Stefan Erhard/Netflix
Die Macher hinter „Dark“: Baran bo Odar (Regie), Jantje Friese (Drehbuch), Eric Barmack (Vice President International Originals at Netflix), Quirin Berg (Executive Producer) und Justyna Müsch (Executive Producer, v.l.).
Die Macher hinter „Dark“: Baran bo Odar (Regie), Jantje Friese (Drehbuch), Eric Barmack (Vice President International Originals at Netflix), Quirin Berg (Executive Producer) und Justyna Müsch (Executive Producer, v.l.). © Netflix | Julia Terjung / Netflix
1/10

Eine von Roman veredelte Bomberjacke mit dem großen Aufdruck „Vupax“ ist schon ein bisschen berühmt geworden. Eine befreundete Kostümbildnerin lud ihn ein, den Schauspieler Moritz Jahn (22) für die Mystery-Serie „Dark“ auszustatten. Vor zwei Monaten wurde sie bei Netflix veröffentlicht, seitdem interessieren sich immer mehr Kunden für Romans Online-Shop. Moritz sei so begeistert von seinem Outfit gewesen, dass er für die Premiere des Films gleich noch weitere Stücke aus der Streetwear-Kollektion bestellte, erzählt Roman.

Neue Kollektion „Exit“ Anfang März

Moritz Jahn spielt auch eine Rolle im ersten Lookbook-Video, das Roman gerade mit Freunden gedreht hat. Das wird er Anfang März auf Instagram online stellen, zusammen mit seiner neuen Kollektion „Exit“.

„Alles zusammen macht mir einfach Spaß“, sagt der 17-Jährige. „Ich finde es toll, auf diesem Weg künstlerische, organisatorische und unternehmerische Erfahrungen zu sammeln.“ Nach dem Abi will er Design studieren – oder Mode-Design. Ganz genau weiß er die Richtung noch nicht: „Ich wache jeden zweiten Tag mit einer neuen Idee für ein Start-up auf.“