Berlin. Pressereferenten vertreten Positionen ihres Arbeitgebers nach außen. Die meisten kommen aus den Betriebs- oder Geisteswissenschaften.

Sie sorgen dafür, dass ihre Arbeitgeber in der Öffentlichkeit gut dastehen: Pressereferenten und Pressesprecher. Sie arbeiten für Unternehmen, Behörden oder Vereine und kommunizieren für sie mit Presse, Hörfunk, Fernsehen. Sie informieren, geben Stellungnahmen ihres Arbeitgebers ab, reagieren, wenn Probleme auftreten, die eine öffentliche Reaktion erfordern. Auch die interne Kommunikation ist Teil ihres Jobs: Dabei informieren sie die eigenen Mitarbeiter über neue Entwicklungen in der Organisation.

Eine klassische Ausbildung für den Beruf gibt es nicht. In den Bereich passt, wer komplexe Zusammenhänge sprachlich auf den Punkt bringen kann, gern kommuniziert und medienaffin ist. Wer sich für den Beruf des Pressereferenten interessiert, kann zum Beispiel ein kommunikationswissenschaftliches Studium wählen. So bietet etwa die Freie Universität (FU) Berlin den Bachelorstudiengang Publizistik- und Kommunikationswissenschaft an, bei dem sich alles um Mediennutzung, Öffentlichkeitsarbeit und Journalismus dreht. Auch das Studium der Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation an der Universität der Künste (UdK) oder das Studium Marketingkommunikation an der privaten Design Akademie bereiten auf einen Einstieg in den Beruf vor.

Der Redaktionsalltag machte das Familienleben schwierig

In Pressestellen arbeiten Betriebswirte genauso wie Politikwissenschaftler und Geisteswissenschaftler. Oft sind es Journalisten, die die Seiten wechseln. Zu ihnen zählt Claudia Roth, die das journalistische Handwerk während eines zweijährigen Volontariats in der Redaktion der „Thüringischen Landeszeitung“ gelernt hat. Anschließend studierte sie an der Humboldt-Universität zu Berlin Politik und Geschichte, „um die Welt besser zu verstehen“, wie sie sagt.

Die heute 45-Jährige arbeitete für verschiedene Tageszeitungen als Redakteurin und Autorin, hospitierte beim ZDF in Warschau. Karriere und Familie unter einen Hut zu bringen, fiel ihr im unruhigen Redaktionsalltag aber zunehmend schwer. Als sie im Jahr 2004 davon hörte, dass das Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) eine Pressereferentin suchte, bewarb sie sich. Das WZB ist eine außeruniversitäre Forschungseinrichtung auf dem Gebiet der Sozialwissenschaften. Für Roth war es eine gute Möglichkeit, ihr gelerntes Handwerk weiter ausüben zu können und dennoch geregelte Arbeitszeiten zu haben.

Erste Anlaufstelle für Medienvertreter

Seitdem schreibt Claudia Roth Pressemitteilungen und kommuniziert mit Journalisten, wenn es spannende neue Studien des WZB gibt. Sie wertet die Medien aus und durchforstet sie nach Nachrichten, die mit dem WZB zu tun haben. Die 45-Jährige beantwortet Fragen von Medienvertretern und vermittelt ihnen Interviews mit Experten aus ihrem Haus. Roth bricht Studien auf ihre zentrale Aussage herunter und findet für schwierige Zusammenhänge eine einfache Sprache. „Wir sind Vermittler und Übersetzer der Forschungsergebnisse“, sagt sie.

Alle Mitteilungen, die ihr Referat „Information und Kommunikation“ verschickt, müssen mit den Forschern inhaltlich abgestimmt werden, im Team korrigiert und letztendlich von der Präsidentin des WZB freigegeben werden. „Die interne Kommunikation ist sehr wichtig“, sagt Roth. Zur Arbeit der Pressereferentin gehören auch Team- und Projektbesprechungen, sie bewirbt hauseigene Veranstaltungen und bespielt die Social-Media-Kanäle.

Rüdiger Fischer, Pressesprecher beim Bundesministerium für Bildung und Forschung.
Rüdiger Fischer, Pressesprecher beim Bundesministerium für Bildung und Forschung. © BMBF | Hans-Joachim Rickel

Ähnlich und doch wieder anders sieht der Tagesablauf von Rüdiger Fischer aus. Der 39-Jährige arbeitet seit dem Jahr 2013 als Pressesprecher beim Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF). Auch er ist ein Quereinsteiger. Im Rahmen seiner Offiziersausbildung studierte er an der Universität der Bundeswehr in München Staats- und Sozialwissenschaften. Fast zwölf Jahre war er als Offizier bei der Bundeswehr tätig, unter anderem in deren Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Dann entschied er sich, seine Uniform abzulegen. Er suchte eine neue Herausforderung.

Tipps aus dem Netzwerk halfen bei der Jobsuche

Dazu aktivierte er sein berufliches Netzwerk und fand eine Stelle als CDU-Fraktionssprecher beim Landtag Brandenburg. In Potsdam lernte er auch Professorin Johanna Wanka kennen, die bisherige Bundesministerin für Bildung und Forschung, und folgte ihr ins BMBF. „Im Ministerium sind wir ein Team von Pressesprechern, verstehen uns als Informationsvermittler, gerade in Zeiten von Fake News“, sagt er.

Seinen Arbeitstag beginnt er mit der Auswertung von Tageszeitungen und Onlinemedien. Die wichtigsten Schlagzeilen aus dem Pressespiegel präsentiert er seinen Vorgesetzten im Ministerium. „Das ist die erste Sondierung, auch für anstehende Pressekonferenzen“, erklärt Rüdiger Fischer. Dreimal pro Woche ist er in der Bundespressekonferenz dabei. Das ist ein Zusammenschluss von Journalisten, die Pressesprecher und Politiker einladen, um sie mit Fragen zu konfrontieren, zu denen die Bevölkerung die Antwort kennen sollte. „Ich muss gut vorbereitet sein, damit ich sprechfähig bin“, sagt Fischer. Dazu sei die interne Kommunikation auf allen Ebenen wichtig, um nach außen einheitlich auftreten und eine fundierte Antwort geben zu können.

Das Themenspektrum ist breit

„Kein Tag ist wie der andere“, sagt der 39-Jährige. „Wenn ich die Zeitung aufschlage, muss ich mich schnell auf neue Gegebenheiten einstellen können, um auf tagesaktuelle Situationen zu reagieren.“ Sein Themenspektrum ist dabei sehr breit. Er muss sowohl Fragen zur Forschungsstation in der Antarktis eingehend beantworten als auch Veränderungen bei der Bafög-Förderung differenziert erklären können. Darüber hinaus begleitet Fischer Minister und Staatssekretäre zu Terminen. So war er vor Kurzem mit einer Delegation in China, auf einer Reise voller Termine und Pressebegegnungen.

Auch Dominik Heck ist häufig unterwegs. Er arbeitet als Pressereferent für den Verband der Privaten Krankenversicherung (PKV). Sein Arbeitgeber sieht es gern, wenn er an Seminaren und anderen Veranstaltungen teilnimmt. Die Bandbreite reicht von Weiterbildungskursen wie „Digital Campaigning – Kampagnen und Kommunikation im digitalen Zeitalter“ bis hin zur Digital-Konferenz re:publica. „Wir sind immer mit einem Ohr am aktuellen Geschehen“, sagt der 36-Jährige. „Um gut arbeiten zu können, müssen wir wissen, was in Wirtschaft, Politik und den Medien los ist.“

Heck absolvierte ein Volontariat bei einer Werbeagentur

Pressereferent Dominik Heck.
Pressereferent Dominik Heck. © Die Hoffotografen | Die Hoffotografen

Heck arbeitet in einem Team mit insgesamt fünf Pressereferenten und einem Pressesprecher. Dominik Heck hat Politik, Islamwissenschaft und Judaistik studiert. Schon während seines Studiums arbeitete er in PR-Agenturen und bei seinem heutigen Arbeitgeber, dem PKV, in einem Social-Media-Projekt. Nach dem Studienabschluss absolvierte er ein Volontariat bei der Werbeagentur Scholz & Friends. Dadurch fühlte er sich bestens vorbereitet, als der PKV ihm im Jahr 2011 eine Stelle als Pressereferent anbot.

Seitdem konzentriert sich Dominik Heck auf die klassischen Aufgaben eines Pressereferenten: Er beantwortet Anfragen von Journalisten, schreibt Beiträge für Publikationen des PKV, verfasst Pressemitteilungen. Er sagt: „Pressemitteilungen sind für uns schon fast old school.“ Mit ihnen würden nicht mehr so viele Menschen erreicht wie früher im analogen Zeitalter. Bei seiner Arbeit stehe Social Media inzwischen an erster Stelle, erzählt Heck.

Er steht voll hinter den Positionen seiner Organisation

Der 36-Jährige stellt beispielsweise Videoclips online, in denen mit animierten Grafiken erklärt wird, wie ein Tarifwechsel möglich ist oder wie Krankenkassenbeiträge berechnet werden. Er bildet sich regelmäßig weiter. So hat er etwa einen Workshop zum Bildbearbeitungsprogramm Adobe Photo­shop besucht, um Grafiken gestalten zu können.

Pressearbeit für den PKV findet Dominik Heck spannend. An der Arbeit in einem Verband schätzt er, politisch etwas bewegen zu können – natürlich stets im Auftrag seines Arbeitgebers. Wie Claudia Roth und Rüdiger Fischer steht auch er voll hinter den Positionen seiner Organisation. Das müssen Pressereferenten auch: Denn es ist die Meinung ihres Arbeitgebers, die sie in der Öffentlichkeit glaubhaft vertreten müssen.