Berlin. Im Studium der Theatertechnik an der Beuth Hochschule Berlin werden Ingenieure für die technische Seite des Bühnenbilds ausgebildet.

Diplom-Ingenieur Stephan Rolfes ist Professor für Maschinenbau und Konstruktionslehre in der Theater- und Veranstaltungstechnik an der Beuth Hochschule für Technik Berlin.

Neben dem künstlerischen Bühnenbild gibt es die technische Seite der Bühnengestaltung. Dafür bilden Sie in einem europaweit einzigartigen Ingenieur-Studiengang Theatertechniker aus. Wer studiert das?

Stephan Rolfes: Das ist sehr vielschichtig. Oft haben unsere Studierenden bereits eine Ausbildung als Fachkraft für Veranstaltungstechnik absolviert. Andere kommen gleich nach dem Schulabschluss zu uns. Viele von ihnen haben sich schon an der Schule, zum Beispiel im Fach Darstellendes Spiel, mit Bühnentechnik, Licht oder Ton beschäftigt und sind gerade an der technisch-kreativen Seite der Theaterarbeit interessiert.

Stephan Rolfes ist Professor an der Beuth Hochschule für Technik Berlin
Stephan Rolfes ist Professor an der Beuth Hochschule für Technik Berlin © Andrea Pawlik | Andrea Pawlik

Was lernen Studenten bei Ihnen?

Die meisten Menschen machen sich kein Bild davon, was hinter einem Theatervorhang geschieht. Bei den großen Theatern steckt eine riesige Maschinerie dahinter. Selbst in Schulaulen gibt es heute schon einiges an Hebezeugen, Steuerungstechnik, motorischen Scheinwerfern, digitalen Mischpulten und so weiter. Wir bilden diejenigen aus, die das entwickeln, bauen und bedienen und die nach einer Zeit der Berufserfahrung in eine Führungsposition aufsteigen können.

Mit dieser ganzen Technik ist natürlich große Verantwortung verbunden, der Theaterbetrieb ist extrem gefährlich. Man stelle sich die Königin der Nacht in der „Zauberflöte“ vor – ohne Fliegen geht’s nicht. Um die Sicherheit aller Beteiligten und Besucher gewährleisten zu können, braucht man eine Ingenieurausbildung. Darüber hinaus lernen die Studierenden bei uns die Grundlagen der BWL, Budgetplanung, Betriebs- und Personalführung.

Welche Vorkenntnisse sollte man mitbringen?

Unsere Studierenden sollten ein gewisses Faible für Mathematik, Naturwissenschaften und Technik haben und in jedem Fall auch kreativ sein. Die Umsetzung von Ideen am Theater ist nichts anderes als Erfindertum. Man ist ein permanenter Prototyp­bauer. Dafür ist praxisnahe Lehre wichtig. Aus diesem Grund gibt es bei uns auch ein Vorpraktikum, das für den Bachelor Theatertechnik Pflicht ist.

Wie sieht später der Übergang von der Hochschule in den Beruf aus?

Der Berufseinstieg gelingt unseren Absolventen leicht. Wir haben im fünften Semester eine Praxisphase von einem halben Jahr. Oft werden sich die Praktikanten da schon mit Arbeitgebern handelseinig. Meistens sind das Theater. Dort beginnt man zum Beispiel als Assistent der Technischen Direktion und kümmert sich in der Regel um zwei bis vier Projekte zugleich. Etwa 50 Prozent seiner Zeit konstruiert man, fertigt also technische Zeichnungen an, die dann in der Werkstatt umgesetzt werden.

In der übrigen Zeit hat man Proben, Besprechungen oder ist mit Recherchen und der Materialbeschaffung beschäftigt. Andere Absolventen gehen in Planungs- oder Statikbüros, in den Maschinenbau, arbeiten im Vertrieb für theatertechnisches Zubehör oder in verwandten Bereichen wie etwa bei einer Filmproduktionsfirma. Das Angebot an Stellen ist sehr vielfältig.

Wie wird am Theater gearbeitet?

Die Regisseure oder Bühnenbildner kommen mit ihren Ideen, und der Theatertechniker prüft die Machbarkeit und ob die Umsetzung im Budget liegt. Ist das nicht der Fall, macht er Vorschläge, wie das Bühnenbild geändert und eventuell dennoch realisiert werden kann. Dafür ist künstlerisches Verständnis wichtig. Oft ist man auch von Anfang an in den Prozess der Ideenfindung eingebunden.

Gerade in kleineren Häusern gibt es sehr engen Kontakt zwischen Ausstattung und Technik. In größeren Häusern ist das eher getrennt. Mitunter wird es sogar als Gegeneinander empfunden: Der Künstler will etwas haben, und der Techniker kann es nicht umsetzen. Dabei sind wir Theatertechniker eigentlich die Möglichmacher. Aber wir müssen auch bremsen, wenn etwas in der gegebenen Zeit, im Rahmen des Budgets oder auch technisch nicht umsetzbar ist. Auf solche Konflikte bereiten wir unsere Studierenden vor.

Was kann man verdienen?

Dazu haben wir eine Umfrage gemacht. Berufseinsteiger mit Bachelorabschluss liegen in einem Theater mittlerer Größe bei einem Jahresgehalt von rund 35.000 Euro brutto. Ein Technischer Direktor kann ein Gehalt von bis zu 80.000 Euro erzielen.

Mehr Info zum Studiengang online

Die Theatertechnik an der Beuth Hochschule für Technik Berlin hat 45 Studienplätze. Es gibt keine Zulassungsbeschränkung und keinen NC. Alle Details unter: www.beuth-hochschule.de/b-tt